Elvira Drobinski-WeißSPD - Erneuerung der Zulassung von Glyphosat
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gerne zur Sachlichkeit zurückkehren. Ich glaube, das ist bitter nötig.
(Beifall bei der SPD)
Herr Färber, Sie täuschen sich: Die Verbraucherinnen und Verbraucher wollen eben kein Glyphosat und keine Pestizide in ihren Lebensmitteln. Ich finde es richtig, dass wir uns damit heute auseinandersetzen.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Als die Meldung über Rückstände von Glyphosat im Bier Schlagzeilen machte, wurden die geäußerten Bedenken gerne mit dem Hinweis vom Tisch gefegt, ein Erwachsener müsse 1 000 Liter Bier trinken, um auf die Menge von Glyphosat zu kommen, die für seine Gesundheit schädlich sein könnte. Fakt ist aber, dass Glyphosat eben nicht nur im Bier zu finden ist, sondern auch in Obst, in Gemüse, in Brot, in Mehl, in Haferflocken. Kurz gesagt: In der gesamten Lebensmittelkette finden wir Glyphosat.
(Zurufe von der CDU/CSU)
Ich will es nicht als Normalität hinnehmen, dass Glyphosat im Urin von Kindern und Erwachsenen nachzuweisen ist, jedenfalls so lange nicht, bis eindeutig geklärt ist, ob der Wirkstoff nun tatsächlich ungefährlich ist oder eben doch krebserregend.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Vorsorgeprinzip ist ein hohes Gut. Wir tun gut daran, an diesem Prinzip festzuhalten; denn manche Schäden lassen sich auch mit noch so viel Geld nicht wieder gutmachen.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Der Einzelhandel sieht sich inzwischen genötigt, selbst die Reißleine zu ziehen. Viele Baumärkte haben Pflanzenschutzmittel mit Glyphosat aus ihrem Sortiment genommen.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf unsere Initiative hin, Elvira!)
Warum? Weil die Kunden verstanden haben, worauf es ankommt.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Gerade bei der Pflege von Gärten, öffentlichen Parkanlagen und Spielplätzen steht der Nutzen von Glyphosat in keinem Verhältnis zum potenziellen Risiko.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Die SPD, liebe Kolleginnen und Kollegen, hat sich mit Nachdruck für ein Verbot von Glyphosat für den privaten Gebrauch
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
und im kommunalen Bereich eingesetzt. Im Vorschlag der Kommission ist davon keine Rede. Deshalb freue ich mich sehr – auch meine Kollegin Rita Hagl-Kehl hat das schon formuliert –, dass sich heute die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks dazu entschieden hat, der erneuten Zulassung nicht bedingungslos zuzustimmen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Wieso hat sie zuerst mit Ja gesagt?)
Ohne verschärfte Auflagen, wie sie auch vom Europäischen Parlament gefordert wurden, ist eine Wiederzulassung unverantwortlich und widerspricht dem Vorsorgeprinzip.
(Abg. Artur Auernhammer [CDU/CSU] und Abg. Ingrid Pahlmann [CDU/CSU] melden sich zu einer Zwischenfrage)
– Nein, Herr Kollege Auernhammer, ich habe keine Lust auf eine Zwischenfrage.
Frau Kollegin, stopp. Es gibt zwei Wortmeldungen. Wollen Sie sie zulassen oder nicht?
Nein. – Ich hoffe nun, dass die Nutzer und Hersteller die Zeichen der Zeit erkennen und die Enthaltung Deutschlands – noch besser wäre ein Nein – als deutliches Signal zu verstehen ist.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Wir müssen die Forschung nach Alternativen verstärken, um künftig auch ertragreiche Ernten ohne Glyphosat zu ermöglichen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Entschuldigen Sie, aber ich habe es wirklich akustisch nicht gehört, weil es so lebendig ist um diese Uhrzeit.
Jetzt hat das Wort zur Geschäftsordnung die Kollegin Britta Haßelmann.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/6832135 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 170 |
Tagesordnungspunkt | Erneuerung der Zulassung von Glyphosat |