02.06.2016 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 173 / Tagesordnungspunkt 6

Jana SchimkeCDU/CSU - Riester-Rente und gesetzliche Rentenversicherung

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Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eines kann man den Linken nicht unterstellen: Sie hätten keinen Sinn für Kreativität. – Nur schade, dass Ihre Ideen weder zukunftsorientiert noch gerecht sind. Ich habe selten einen Antrag gelesen, der in letzter Konsequenz so viel Ungerechtigkeit in sich barg.

(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Was?)

So möchte ich Sie fragen: Ist es gerecht, Politik für die einen zu machen und die anderen dafür zur Kasse zu bitten? Ist es also gerecht, das Rentenniveau dauerhaft auf 53 Prozent festzuschreiben und dafür die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer in der Zukunft auf bis zu 28 Prozent zu erhöhen?

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Die zahlen weniger, weil sie den Riester-Quatsch nicht mehr haben!)

Sicher nicht, denn jeder zusätzliche Prozentpunkt für die Sozialversicherung nimmt den Beschäftigten etwas vom monatlichen Netto. Für andere notwendige Dinge des Alltags steht dieses Einkommen dann nicht mehr zur Verfügung.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Die zahlen weniger!)

Das kann die Miete sein, das kann die Autoreparatur sein oder der jährliche Familienurlaub.

Wenn die Kaufkraft verloren geht, spüren wir das alle durch eine schwächere Konjunktur. Und das Einkommen fehlt am Ende auch in einem ganz entscheidenden Bereich unserer Altersvorsorge: bei der Finanzierung des Eigenheims. Jeder zusätzliche Prozentpunkt geht auf Kosten unserer wirtschaftlichen Entwicklung. Höhere Sozialbeiträge machen Arbeit noch teurer und kosten schließlich Arbeitsplätze in Deutschland. Das können wir nicht wollen, meine Damen und Herren.

Die derzeitige Lage am Arbeitsmarkt war noch nie so gut wie heute. Das belegen auch die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Die Arbeitslosenquote liegt bei 6 Prozent, und mit 43,4 Millionen Menschen können wir derzeit von einer Rekordbeschäftigung in Deutschland sprechen. Dies sind alles Belege unserer guten Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik der letzten Jahre. Darauf können wir stolz sein.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Diese Entwicklung aber setzt die Linke durch die Forderung nach höheren Beiträgen in der Rentenversicherung aufs Spiel.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Höhere Leistungen!)

Natürlich geraten unsere sozialen Sicherungssysteme, insbesondere die gesetzliche Rentenversicherung, zunehmend unter Druck. Weniger Kinder in Deutschland, eine immer älter werdende Gesellschaft, die steigende Lebenserwartung und damit auch steigende Rentenlaufzeiten führen dazu, dass das Sicherungsniveau der gesetzlichen Rente sinkt. Aber gerade deshalb kann doch nicht die Konsequenz sein, andere Formen der Altersvorsorge infrage zu stellen oder gar abzuschaffen. Ziel unserer Politik kann doch nicht sein, Dinge, die sich auch bewährt haben, abzuschaffen; vielmehr müssen wir versuchen, Hemmnisse und Hürden zu überwinden und für Verbesserungen zu sorgen.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Riester hat sich aber nicht bewährt, Frau Kollegin!)

Warum ist das so sinnvoll? Weil die private und die betriebliche Altersvorsorge eben zwingende Voraussetzungen sind, um Vorsorge individuell und auch krisensicher auszugestalten. Dazu zählt natürlich auch die staatliche Förderung.

(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie sicher die Kapitaldeckung ist, haben wir in den letzten Jahren gesehen!)

Die staatliche Förderung ist ein ganz entscheidender Anreiz für die zweite und dritte Säule der Altersvorsorge, und beide dienen letztendlich dazu, Vorsorge für die Menschen allumfassend auszugestalten. Deshalb, meine Damen und Herren, ist es wichtig, den Menschen mehr Netto vom Brutto zu lassen. So weit zum Grundsatz.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das macht unser Vorschlag! – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die letzte Fraktion, die das gefordert hat, ist jetzt nicht mehr da!)

Jetzt fordern die Kollegen von der Linken, dass die Förderung der privaten Altersvorsorge, also Riester, abgeschafft wird und Sparvermögen freiwillig in die gesetzliche Rente überführt wird. Die gesetzliche Rente ist aber kein Versicherungssystem, liebe Kolleginnen und Kollegen, in das jeder wie ihm beliebt einfach einmal einzahlen kann und seine Rentenansprüche damit individuell ausbauen kann.

(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freiwillige Beiträge! Sehr gut!)

Unser Rentensystem ist solidarisch und umlagefinanziert. Es fußt auf dem gesamten Erwerbsleben, in dem jeder Beschäftigte seinen prozentualen Beitrag zu zahlen hat. Das heißt, heutige Arbeitnehmer zahlen die Renten heutiger Rentner, und künftige Arbeitnehmer zahlen die Renten künftiger Rentner. Wenn die Linke also fordert, dass Beschäftigte ihr Sparvermögen in die gesetzliche Rente einzahlen, dann sind es die künftigen Generationen, die diesen höheren Rentenanspruch mit deutlich höheren Rentenbeiträgen zu finanzieren haben.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Dafür gibt es keine Riester-Rente!)

Das, meine Damen und Herren, ist nicht gerecht und kann nicht die Lösung sein.

(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Dafür fällt Riester weg! Ist billiger!)

Jetzt sind wir uns dessen, was sich auf den Finanzmärkten abspielt, bewusst. Wir wissen auch, dass wir die Folgen der EZB-Niedrigzinspolitik, die sich natürlich auch auf die privaten und die betrieblichen Rentenanwartschaften auswirkt,

(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon profitiert Herr Schäuble ja!)

schwerlich im Deutschen Bundestag überwinden können. Was wir aber tun können und auch tun werden, ist, die private und die betriebliche Altersvorsorge – dazu zählt natürlich auch Riester – wieder attraktiver zu machen.

(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja, machen Sie mal!)

Dazu müssen Mehrfachbelastungen und Bürokratie abgebaut werden. Das muss das Ziel unserer Politik sein.

Wir alle hier in diesem Hause tragen Verantwortung für eine gute und vor allem eine generationengerechte Alterssicherung. Weil das so ist, werden wir den Antrag der Linken heute ablehnen.

(Zuruf von der LINKEN: Überraschung!)

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abgeordneten Cansel Kiziltepe, SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/6888141
Wahlperiode 18
Sitzung 173
Tagesordnungspunkt Riester-Rente und gesetzliche Rentenversicherung
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