Katharina LandgrafCDU/CSU - Essensversorgung in Kitas und Schulen
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Wunsch der Linken nach einer hochwertigen und gleichzeitig kostenlosen Essensversorgung an Kitas und Schulen ist nicht mehr als ein frommer Traum.
(Beifall bei der CDU/CSU – Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man wird doch einmal träumen dürfen!)
Klar, Wunschzettel schreiben die Linken bekanntlich nicht nur vor dem Weihnachtsfest. Das tun sie eigentlich immer. Wer es bezahlt, ist doch egal. Wer in unserer staatlichen Ordnung eigentlich zuständig ist, ist auch egal.
(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das ist überhaupt nicht egal!)
Hauptsache, der Wunschzettel ist lang und umfassend und ignoriert das bereits Erreichte.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich sage nur: Föderalismus! Haben Sie davon schon einmal gehört?
Ich kann jedoch nicht abstreiten, dass das Grundanliegen Ihres Antrages für eine bessere Essensversorgung in Kitas und Schulen in Ordnung ist. Da stimme ich Ihnen vom Ansatz her zu. Über den Weg zum Ziel aber müssen wir streiten. Hochwertig und kostenlos schließen sich meines Erachtens aus. Gutes Essen hat seinen Wert. Und was gut ist, kostet auch etwas. Der Umkehrschluss „Was nichts kostet, ist nichts wert“ ist schnell gezogen und leider häufig Realität. Da wird schon einmal zu viel auf die Teller gepackt, und die Reste werden einfach weggeworfen. Dieses Phänomen kennt wohl jeder von uns bei der Selbstbedienung an reichlich gedeckten Büfetts.
(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Nein!)
Ich sage nicht, dass Kinder genauso mit dem Essen umgehen; aber ich bin der Meinung, dass hochwertige Kita- und Schulverpflegung schon etwas kosten darf, wenn nicht sogar etwas kosten muss. Es wundert mich ohnehin, dass Sie mit Ihrem Antrag das kostenlose Schulessen für alle fordern, also auch für die Familien, die es sich ohne Weiteres leisten könnten, das Essen für ihre Kinder zu bezahlen. Ich persönlich würde da schon eine Grenze ziehen und das unentgeltliche Essen nur den wirklich bedürftigen Kindern zukommen lassen. Aber das ist nur eine ganz persönliche Bemerkung am Rande.
Eine viel wichtigere Frage lautet: Was ist überhaupt hochwertig? Bedeutet es, nur Fleisch und Fisch aus artgerechter Tierhaltung zu verwenden oder nur saisonale oder regionale Produkte zu verarbeiten? Oder bedeutet „hochwertig“, nur Lebensmittel aus biologischem Anbau zu beziehen? Und ist dies automatisch gesünder?
Darf ich Sie hier einmal unterbrechen, Frau Kollegin? – Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Leidig?
Ja, bitte.
Bitte schön.
Sie haben sich gerade darüber ausgelassen, dass es Ihrer Meinung nach ausgenutzt wird, wenn Dinge kostenlos zur Verfügung gestellt werden, und dass Menschen, die wirklich bedürftig sind, nicht ausreichend berücksichtigt werden, wenn alle etwas kostenlos nutzen können. Nun möchte ich Sie einmal fragen: Wie schätzen Sie eigentlich den kostenlosen Fahrdienst des Deutschen Bundestages ein, der allen Abgeordneten zur Verfügung steht, obwohl niemand von uns auf diese kostenlose Dienstleistung angewiesen ist und obwohl kaum eine andere große Stadt ein so toll ausgebautes Nahverkehrssystem wie Berlin hat, das wir selbstverständlich nutzen können? Fahren Sie denn mit diesem Fahrdienst kreuz und quer durch Berlin, nur weil er kostenlos ist?
Ich fahre sehr selten damit, nämlich nur, wenn ich mit meinem Fahrrad oder der U-Bahn irgendwo nicht hinkomme.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Außerdem finde ich den Vergleich völlig unpassend.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Sie können es ja beobachten: Wenn Sie aus einem Auto der Fahrbereitschaft aussteigen, komme ich vielleicht gerade mit dem Fahrrad vorbei. Daran sehen Sie, wie unterschiedlich man mit diesem Angebot umgehen kann.
Es geht hier darum, ob etwas automatisch gesünder ist, wenn es bio ist. Das wird pauschal von einem Großteil der Bevölkerung so angenommen. Es entspricht allerdings nicht der Wahrheit, finde ich. Gerade gestern hatte ich einen Wissenschaftler von der Leibniz-Gemeinschaft zu Gast. Er bestätigte mir, dass Biolebensmittel nicht per se gesünder sind als herkömmlich erzeugte.
(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber auch nicht ungesünder!)
– Das habe ich nicht gesagt. – „Bio“ definiert sich nämlich durch eine ökologische und nachhaltige Art des Anbaus; nachhaltig ist ja auch mein Fahrradfahren. Die Lebensmittel enthalten deswegen aber nicht mehr Vitamine und Nährstoffe. Die große Bedeutung einer gesunden Ernährung für Kinder ist jedoch erwiesen.
Als besonders positiv möchte ich das Schulmilch- und Schulobstprogramm der EU hervorheben. Das Parlament konnte im Frühjahr dieses Jahres eine Zusammenlegung beider Programme und eine Erhöhung der Finanzmittel um 20 Millionen Euro durchsetzen. Mit dieser Vereinfachung und dem gleichzeitigen Wegfall des Eigenanteils der Länder bietet sich die Chance, dass Kinder in allen Bundesländern von beiden Programmen profitieren. Die Mitgliedstaaten, die am Schulprogramm teilnehmen, verpflichten sich auch zu pädagogischen Maßnahmen. Dabei sollen die Kinder aufgeklärt werden über lokale Lebensmittelketten, ökologischen Landbau, nachhaltige Erzeugung oder die Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung. Sie sollen auch der Landwirtschaft wieder nähergebracht werden; ich erinnere nur an den Tag des offenen Hofes. Dabei ist das Wissen über gesunde Ernährung der zentrale Bestandteil. Dieser wird im Wesentlichen im Kindesalter erlernt und gebildet. Die hier erworbenen Ernährungsmuster und Geschmacksmuster behalten Kinder und Jugendliche häufig ein Leben lang.
Die Evaluationen des Schulmilch- und Schulobstprogramms haben eine deutliche Zunahme der Beliebtheit und Akzeptanz von Milch, Obst und Gemüse ergeben. Zudem stieg das Bewusstsein der Kinder um die Wichtigkeit von Milch, Obst und Gemüse als Bestandteil einer gesunden Ernährung. Ich appelliere also an alle Bundesländer, die sich noch nicht an diesen Programmen beteiligen, dies zum Wohle der Kinder schnell nachzuholen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
An Sie von der Linksfraktion appelliere ich, das Erreichte in den Kommunen und auf Bundesebene nicht infrage zu stellen; meine Zeit reicht nicht aus, weitere Details zu nennen. Sie können in den Portalen der Bundesregierung, insbesondere des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, nachlesen, was zum Thema „gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche“ schon alles gemacht wird und was geplant ist. Ich wünsche Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen der Linksfraktion, viel Freude beim Studium dieser Materialien.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Vielen Dank. – Für Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt der Kollege Özcan Mutlu das Wort.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/6889109 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 173 |
Tagesordnungspunkt | Essensversorgung in Kitas und Schulen |