Ursula SchulteSPD - Essensversorgung in Kitas und Schulen
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Tribüne! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, aber auch ein Antrag der Linken zum Thema hochwertige und kostenlose Kita- und Schulverpflegung.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN – Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wenigstens Kontinuität!)
Die Anträge aus den vergangenen Jahren unterscheiden sich kaum, geben uns allen aber immer wieder die Gelegenheit, über das wichtige Thema „Ernährung von Kindern und Jugendlichen“ zu diskutieren. Wir müssen auch darüber sprechen; denn immer mehr Mahlzeiten verlagern sich aus dem familiären Umfeld in Kitas und Schulen und damit auch in die Verantwortung von Kommunen, Trägern, Land und Bund.
Allerdings, und das möchte ich betonen: Eltern geben die Verantwortung für die Ernährung ihrer Kinder nicht an der Kita- bzw. der Schultür ab. Sie können und sollen sich einmischen, sie können und sollen mitbestimmen. Die Kampagne „Macht Dampf!“ unterstützt die Eltern dabei, und das ist gut so. Bei uns im Kreis Borken dürfen die Jugendlichen auch mitentscheiden, was sie essen wollen. Frau Binder, manchmal habe ich wirklich den Eindruck, wir leben in verschiedenen Welten.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch wenn wir hier im Plenum häufig inhaltlich miteinander streiten, so eint uns doch – das hoffe ich wenigstens – die Auffassung, dass jedes Kind in Deutschland Zugang zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung haben muss; denn nur so können sich Kinder körperlich und geistig gut entwickeln. Das hat meine Kollegin Elvira Drobinski-Weiß gerade schon gesagt. Ich freue mich daher über die Handlungsempfehlungen der Vernetzungsstellen Kita und Schulverpflegung, die besagen, dass allen Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die Teilnahme an der Kita- und Schulverpflegung ermöglicht werden muss.
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann würde ich mir wünschen, dass in allen Schulen und Kitas frisch gekocht wird, natürlich gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen. Ich weiß, die Realisierung meines Wunsches liegt in weiter Ferne, aber wenn wir gemeinsam daran arbeiten, dann schaffen wir das eines Tages. Dazu möchte ich Sie gerne auffordern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, als Kommunalpolitikerin habe ich mich schon immer darüber geärgert, dass bei der Vergabe der Mittagsverpflegung nicht der Beste zum Zuge gekommen ist, sondern der Preiswerteste. Daran müssen wir im Interesse der Kinder und Jugendlichen dringend etwas ändern.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Durch das Bildungs- und Teilhabepaket ist es ja möglich, einen Zuschuss für das gemeinschaftliche Mittagessen zu bekommen. Der verbleibende Eigenanteil der Eltern liegt dann bei 1 Euro pro Tag und Essen. Wenn das nicht geleistet werden kann, dann springen bei uns auch noch Fördervereine ein. In Nordrhein-Westfalen ist die Welt also auch in Ordnung. Ich glaube, da bleibt kein Kind ohne Mittagessen.
(Beifall des Abg. Willi Brase [SPD])
Ich finde, gutes Mittagessen muss wertgeschätzt werden. Was nichts kostet – Frau Landgraf, da haben Sie durchaus recht –, ist auch nichts wert.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Deshalb fordern ja auch die Tafeln von ihren Kunden einen kleinen Obolus.
Die Forderung nach einer unentgeltlichen Verpflegung für alle hat Charme. Sie ist unbürokratisch. Aber ist sie auch gerecht? Die Linke beklagt immer wieder die Ungleichheit in unserer Gesellschaft. Nur, warum muten Sie dann zum Beispiel einer Bundestagsabgeordneten nicht zu, die Kita- und Schulverpflegung zu bezahlen? Die Abgeordnete wird dadurch ja nicht arm; einer Familie aus dem Niedriglohnsektor oder aus der sogenannten Mittelschicht täte die Ersparnis dagegen richtig gut. Mehr Gerechtigkeit – das ist meine persönliche Meinung – erzielt man nicht dadurch, dass man das Füllhorn über allen ausgießt. Für mich gilt immer noch – das finde ich überhaupt nicht altmodisch –: Starke Schultern tragen mehr als schwache Schultern.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt viele Initiativen auf Bundesebene für gesünderes Essen, auch für mehr Wissensvermittlung über eine gute Ernährung. Die Kommunen und die Bundesländer sind auch nicht untätig. Ich will nur ein Beispiel nennen: „Alle Kinder essen mit“; das ist ein Härtefallfonds aus Nordrhein-Westfalen. Man kann jetzt klagen: Das sind alles nur Konzepte bzw. kleine Schritte. – Das stimmt, aber sie führen in die richtige Richtung, und das ist entscheidend.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/6889176 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 173 |
Tagesordnungspunkt | Essensversorgung in Kitas und Schulen |