09.06.2016 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 176 / Tagesordnungspunkt 5

Katrin AlbsteigerCDU/CSU - Berufliche Bildung

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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es hat wirklich nichts mit Schlechtreden zu tun, wenn wir sagen, um die berufliche Bildung, die wir in Deutschland haben, beneiden uns andere Länder. Sie ist ein Exportschlager.

(Dr. Karamba Diaby [SPD]: Genau!)

Genauso wenig hat es etwas mit Schlechtreden zu tun, wenn wir sagen, die berufliche Bildung hat einen besonderen Mix: auf der einen Seite der an der Berufsschule stattfindende Teil, auf der anderen Seite der Teil, der in den Betrieben praktisch vor Ort stattfindet. Das ist auch der Grund dafür, warum wir hier in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern eine so geringe Jugendarbeitslosigkeit haben.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Leider ist das noch nicht überall angekommen, und genau deswegen sprechen wir hier auch darüber.

Sie sagen, wir würden bei der Bewertung des Berufsbildungsberichtes alles einfach nur in den Himmel loben und die Probleme nicht sehen. Das ist falsch, und das haben wir im Übrigen auch in den letzten Jahren nicht getan. Der Berufsbildungsbericht ist ein wesentliches Instrument, damit wir uns selber fragen: Was müssen wir noch alles tun?

Es ist bereits vieles getan worden. Wenn wir den vorliegenden Berufsbildungsbericht in Gänze nicht ernst nehmen würden, dann, glaube ich, hätten wir nicht so viele Maßnahmen auf den Weg gebracht, wie es tatsächlich geschehen ist.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Einiges davon hat der Kollege Martin Rabanus ja schon erwähnt. Ich möchte einfach beispielgebend auch noch ein paar andere Punkte ansprechen.

Erstens: die Allianz für Aus- und Weiterbildung, die wir auf den Weg gebracht haben. Es ist sicherlich so, dass darin noch viel Arbeit steckt, und es ist auch extrem wichtig, dass an dieser Stelle noch miteinander gesprochen wird. Aber an welch anderer Stelle kommen denn alle Akteure zusammen? Wenn jetzt gesagt wird, das sei alles schlecht und hier sei noch nicht das erreicht worden, was wir erreichen wollten, dann könnte das vielleicht auch daran liegen, dass das ein neues Instrument ist.

(Dr. Karamba Diaby [SPD]: Richtig! Das Glas ist halb voll!)

Zweiter Punkt: das Anerkennungsgesetz. Auch das ist in der ganzen Diskussion noch nicht angesprochen worden. Es ist extrem erfolgreich, und – es ist ja mitunter bei uns in Deutschland einzigartig – wir haben es weiterentwickelt.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dritter Punkt: internationale Bildungskooperation. Auch für den beruflichen Bereich ist das extrem wichtig – Stichworte BAföG-Reform und Erasmus+. Hier haben wir etwas getan, und hier wird in dieser Legislaturperiode auch noch einiges geschehen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Es ist deshalb wichtig, darauf hinzuweisen, weil dadurch auch zur Gleichwertigkeit der akademischen und der beruflichen Bildung beigetragen wird.

Viertens eine Maßnahme, die mir auch ganz besonders wichtig ist: Meister-BAföG. Was wir da alles an Geld hineinstecken! Zum 1. August 2016 werden die Förderleistungen deutlich erhöht und verbessert.

(Marianne Schieder [SPD]: Gott sei Dank!)

In den nächsten vier Jahren stecken wir 245 Millionen Euro in diesen Bereich.

(Dr. Karamba Diaby [SPD]: Gute Entscheidung!)

Wenn das nichts ist, dann weiß ich es wirklich auch nicht.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Martin Rabanus [SPD]: Einen guten Gesetzentwurf haben wir da gemacht!)

Im Übrigen: Taktgeber für diese historische Verbesserung der beruflichen Weiterbildung war die CSU-Landesgruppe.

(Martin Rabanus [SPD]: Wie bitte?)

Schon in den Kreuther Beschlüssen aus dem Januar 2015 haben wir hier einige Forderungen aufgestellt, die in den vergangenen Monaten in die Tat umgesetzt wurden. Das freut mich als CSUlerin ganz besonders. Vielen herzlichen Dank an meine Kollegen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

All diese Maßnahmen, die ich erwähnt habe – und ich könnte hier noch ganz schön lange weitermachen –, müssen aber natürlich erst noch wirken. Geben wir den neuen Dingen, die wir auf den Weg gebracht haben, doch ein bisschen Zeit. Auch das ist ganz wesentlich, und ich glaube, da tut sich auch schon einiges.

Der Berufsbildungsbericht hat auch dieses Jahr wieder gezeigt – wie auch schon die Fachkräfteberichte aus den vergangenen Jahren –, dass es in einigen Branchen und in einigen Regionen besondere Herausforderungen gibt. Deswegen ist es wichtig, hier noch einmal das Stichwort „Matching“ zu erwähnen.

Wir haben tatsächlich ein nicht ganz unerhebliches Problem, wenn es darum geht, alle Schulabsolventen tatsächlich in den Ausbildungsmarkt zu integrieren. Da gibt es, wie wir alle wissen – Stichwort 20 000 versus 40 000 –, ein kleines oder auch größeres Problemchen. Aber ganz besonders stark ist die berufliche Bildung beim Matching zwischen Ausbildungsmarkt und Arbeitsmarkt. Das wird an dieser Stelle immer schön unterschlagen. Dabei ist die Situation der Auszubildenden im Vergleich zu den Absolventen einer Hochschule viel besser, weil es einen direkten Link zwischen der beruflichen Ausbildung und dem Arbeitsmarkt gibt. Deswegen sage ich an dieser Stelle: Ich glaube, wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir hier nicht überspezialisieren, auch in der beruflichen Ausbildung, wenngleich ich sagen muss: Auch im studentischen Bereich ist das ein wesentlicher Punkt.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Spiering [SPD])

Was wollen wir? Wir wollen für die Ausbildung die besten Köpfe gewinnen. Da sind all diejenigen, die im Gymnasialbereich sind, wichtige Ansprechpartner. Die Studienberatung muss verbessert werden: Diejenigen, die ein Studium aus welchen Gründen auch immer nicht beenden wollen, dürfen wir nicht verlieren. Diese brauchen wir, gerade wenn es darum geht, spezialisierte Fachkräfte von morgen mit einem Leistungsniveau zu haben, das vielleicht nicht von jedem erreicht werden kann. Um diese Köpfe müssen wir uns kümmern. In diesem Zusammenhang sind schon einige Dinge angesprochen worden – Stichwort Bundeskonferenz „Chance Beruf“.

Natürlich dürfen wir auch diejenigen nicht aus den Augen verlieren, die etwas bildungsschwächer sind; über die haben wir heute auch schon gesprochen. Assistierte Ausbildung, ausbildungsbegleitende Hilfen – all das sind Instrumente, die wir auf den Weg gebracht haben und die ihre Wirkung sicherlich zeigen werden bzw. das auch schon getan haben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich komme zum Schluss. Das kann nicht alles gewesen sein. Wir haben viel gemacht. Aber es wird sich noch einiges bewegen müssen, sei es im Bereich – das habe ich angesprochen – Auslandsmobilität, sei es im wirklich wichtigen Bereich der Digitalisierung der beruflichen Bildung. Insofern gehen uns die Aufgaben und die Ideen sicherlich nicht aus. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit bis zu den nächsten Wahlen.

Vielen Dank.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/6907983
Wahlperiode 18
Sitzung 176
Tagesordnungspunkt Berufliche Bildung
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