Claudia Lücking-MichelCDU/CSU - Deutsch-Indische Bildungskooperation
Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! „ A New Passage to India“ – damit war ursprünglich die Schiffsroute gemeint, zu der im 15. Jahrhundert Vasco da Gama aufgebrochen ist. Heute ist dies der anschauliche Name eines DAAD-Förderprogramms.
Wir haben es gehört: Im 21. Jahrhundert reisen wir nicht mehr mit dem Segelschiff, sondern – Beispiele gab es ja viele – wir finanzieren Stipendien für Studierende und Wissenschaftler, wir fördern bilaterale Kontakte in Wissenschaft und Wirtschaft, wir fördern das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus und engagieren uns in der Berufsbildung.
Warum sind internationale Kooperationen gerade in Bildung, Wissenschaft und Forschung so wichtig und gerade und besonders mit aufsteigenden Wissenschaftsnationen wie Indien? Am Ende der Debatte will ich versuchen, das etwas grundsätzlicher zu beantworten oder zusammenzufassen.
Drei Gedanken:
Erstens. Kollege Schulz hat es gerade als Binsenweisheit bezeichnet, aber man kann es nicht häufig genug wiederholen: Wissenschaft lebt vom Austausch verschiedener Denkweisen und neuer Ideen. Wissenschaftlicher Fortschritt und echte Spitzenforschung sind überhaupt nur möglich, wenn sie international aufgestellt sind. Nur wer sich mit Neugier auf die Reise über nationale Grenzen hinaus begibt, gelangt zu Spitzenergebnissen.
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Mit zunehmender Globalisierung findet Wissenschaft aber auch in einer zunehmenden Dualität statt: Der Wettstreit um innovative Ideen erfolgt auf der einen Seite in Konkurrenz und auf der anderen Seite in Kooperation zwischen den Nationen der Welt. Gute Wissenschaftspolitik tut gut daran, dazwischen eine Balance zu suchen. So wollen wir unseren Wissenschaftsstandort hier bei uns stärken und müssen gerade deswegen immer nach neuen Partnern für internationale Zusammenarbeit suchen.
Ein zweiter Gedanke. Internationaler Austausch ist so wichtig, weil er nicht nur zu akademischer Qualifikation, sondern zur Persönlichkeitsbildung insgesamt beiträgt.
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wir wissen, dass Studierende nach Auslandsaufenthalten offener sind für weitere neue Erfahrungen. Altruismus, Vertrauen und Entgegenkommen sind bei ihnen stärker ausgeprägt. Sie haben in dieser Zeit nicht nur länderspezifische Kompetenzen erworben, sondern sind junge Menschen, die gelernt haben, mit Gegensätzen umzugehen, mit Gegensätzen, die einem begegnen, wenn Kulturen, Traditionen, Werte in einer globalisierten Welt aufeinandertreffen. Oder man kann auch sagen, es sind junge Menschen, die Differenzerfahrung gemacht haben, das heißt, die ihre eigene Herkunft auch von einer Außenperspektive betrachtet haben, ihre eigenen Sichtweisen infrage stellen lassen und den Dialog mit anderen dann hoffentlich respektvoll führen können.
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
An Bord unseres Schiffes heute brauchen wir mehr denn je eine solche Mannschaft, die in einem globalen Horizont denken und handeln kann.
Umgekehrt besetzen viele der Deutschland-Alumni der Förderorganisationen DAAD oder Humboldt-Stiftung heute Schlüsselpositionen in Verwaltung und Wissenschaft ihrer Heimatländer. Das ist natürlich auch ein gutes Potenzial für tragfähige Zusammenarbeit.
Darum ist es so wichtig, wenn das Programm „A New Passage to India“ fortgeführt wird, mit dem das Interesse auf beiden Seiten, in Indien und in Deutschland, ja gerade besonders gefördert wurde, mit dem wir Brücken zwischen Deutschland und Indien bauen.
Drittens. Wir wissen es alle, Wissenschaft spielt bei der Formulierung zukunftsfähiger Lösungen für unsere Welt eine zentrale Rolle. Antworten auf die globalen Herausforderungen können wir nur in internationaler Zusammenarbeit und gemeinsamer Verantwortung finden.
Das Ziel der Reise ist damit klar: Es geht nicht um einen Nord-Süd-Transfer von wissenschaftlichem Know-how, nicht um Nachhilfe, nein, es geht um gemeinsamen Erkenntnisgewinn.
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Internationale Forschungskooperation ist nicht reiner Eigennutz, aber auch nicht uneigennützige Aufbauhilfe für andere, sondern hier geht es um gemeinsamen Nutzen für alle. Wir brauchen natur- und ingenieurwissenschaftliche Forschung für die drängenden Probleme. Die Stichworte sind gefallen. Das Spektrum reicht von Abfallwirtschaft über erneuerbare Energien und hört bei nachhaltiger Stadtentwicklung noch lange nicht auf.
Mir ist aber wichtig, zu betonen: Wir brauchen auch und gerade die Geisteswissenschaften.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Sie sind wichtig; denn sie deuten die Herkunft aus, bieten Orientierung und reflektieren Kriterien und Maßstäbe von Modernisierungsprozessen. Darum begrüße ich ganz besonders das deutsch-indische Projekt des „M. S. Merian – R. Tagore Centre“ für sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, unser Antrag zeigt: Wir segeln auf der „New Passage“ mit einem seetüchtigen Schiff, einer starken Mannschaft und viel Proviant. Mit unserem Antrag wollen wir jetzt unsere Segel noch stärker am Wind ausrichten.
Vielen Dank.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/6910668 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 177 |
Tagesordnungspunkt | Deutsch-Indische Bildungskooperation |