23.06.2016 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 179 / Zusatzpunkt 2

Annalena BaerbockDIE GRÜNEN - 25 Jahre deutsch-polnischer Vertrag

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Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Fabritius, ich verstehe jetzt, ehrlich gesagt, nicht, was Ihr Angriff soll, und bin maßlos schockiert.

Manuel Sarrazin hat sehr deutlich gemacht, weswegen wir eine Kontextualisierung der Charta eingefordert haben. Mit Ihrer Rede haben Sie jetzt noch einmal deutlich gemacht, dass es mehr als nötig war, dass wir diese Kontextualisierung hier eingefordert haben;

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

denn offensichtlich ist noch immer nicht erkannt worden, um was es geht. Es geht hier nicht um die polnische oder die deutsche Sicht, sondern es geht um unsere deutsche Sicht auf unsere eigene Vergangenheit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)

Gestern haben wir gesagt: „Wir müssen aus den Lehren unserer Vergangenheit die Zukunft bauen“, und dabei muss man auch offen darüber reden, wie verschiedene Dinge einzuordnen sind.

Wenn Sie erlauben, Frau Präsidentin, möchte ich gerne zitieren aus einem Buch von Andreas Kossert mit dem Titel Kalte Heimat – Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945:

Das „Recht auf die Heimat“ verstand der BdV als Recht auf Rückkehr, weshalb er anstrebte, die provisorischen Grenzen von 1945 mit Hilfe des Selbstbestimmungsrechts der Völker zugunsten Deutschlands zu revidieren.

Wir haben gehört, dass das von einigen am Anfang als Versöhnung gesehen wurde. Aber es hat bis Mitte der 70er-Jahre gedauert, bis die Revision der deutschen Grenzen nicht weiter eingefordert wurde.

Ich möchte gerne weiter zitieren:

Mit Kritikern ... ging der BdV äußerst schroff um ... Einer der ersten, die offen gegen den bundesdeutschen Konsens auf eine Rückkehr der Ostgebiete auftraten, war der Leiter des Sozialamts der Evangelischen Kirche in Westfalen und ehemalige pommersche Gutsbesitzer Klaus von Bismarck, der auf dem Leipziger Evangelischen Kirchentag im Juli 1954 ausdrücklich auf seine Güter in Pommern verzichtete ...

Das wurde vom BdV-Vizepräsidenten Erich Schellhaus massiv verurteilt. Selbst noch 1962 forderte dieser gar ein Gesetz,

das Verzichtsbekundungen in bezug auf „ostdeutsches Land“ mit Gefängnis bestrafen sollte.

Das können wir doch nicht einfach leugnen. Deswegen müssen wir diese Passage hier kontextualisieren. Es ist wirklich traurig, dass Sie sich den Vorrednern Ihrer Fraktion nicht anschließen konnten.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Bernd Fabritius, bitte schön.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/6946607
Wahlperiode 18
Sitzung 179
Tagesordnungspunkt 25 Jahre deutsch-polnischer Vertrag
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