06.09.2016 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 185 / Einzelplan 06

Matthias SchmidtSPD - Inneres

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten Damen und Herren auf den Zuschauertribünen! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte jetzt gerne zum Sporthaushalt sprechen. Ich denke, wir sind uns im Haus einig: Der Sport ist gut für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Sportvereine sind gut für die Demokratie, und Sporttreiben ist gut für die Integration.

Wer dieser Tage eine Bestandsaufnahme des deutschen Sports macht, der kommt um eine Nachlese zu Rio 2016 nicht herum. Rio 2016 ist noch gar nicht Geschichte. Es sind nur die Olympischen Spiele Geschichte. Die Paralympics stehen noch an. Sie beginnen morgen, und sie werden hoffentlich auch in der deutschen Öffentlichkeit die gebührende Aufmerksamkeit finden.

Schauen wir trotzdem auf die Olympischen Spiele. In Rio hat der deutsche Sport sehr gut abgeschnitten. Nur Optimisten hatten erwartet, dass die deutsche Mannschaft den fünften Platz im Medaillenspiegel belegen wird. Sie hat 42 Medaillen geholt. Insgesamt sind deutsche Sportlerinnen und Sportler in 105 Finals angetreten – eine Bilanz, die sich tatsächlich sehen lassen kann.

Schaut man allerdings etwas genauer hin, so stellt man fest: Der Erfolg ruht auf breiten, starken Balken. Da fallen uns die Kanuten ein, die Schützen, die Fußballer – endlich einmal wieder die Männer mit einer Silbermedaille und die Frauen mit der Goldmedaille. Aber es gibt zwischen diesen starken Balken auch zahlreiche Lücken. 7 von 27 olympischen Verbänden haben keine Medaille erreicht, 2 Verbände hatten sich erst gar nicht qualifiziert.

Darum ist es gut, dass das Bundesinnenministerium rechtzeitig, schon lange vor den Olympischen Spielen, begonnen hat, die Spitzensportförderung neu zu orientieren. Es gab allerdings leider bisher nur Gespräche zwischen dem DOSB und dem BMI, was wir als Sportausschuss, als Parlamentarier immer wieder kritisiert haben.

Es geht um wichtige gesellschaftliche Fragen. Welche Sportarten fördern wir – nur noch erfolgreiche Sportarten oder medaillenträchtige? Wie definieren wir den Erfolg – nach Medaillen oder nach Ergebnissen des Nachwuchses? Welche Wirkung hat der Spitzensport auf den Breitensport und damit auf unsere Gesellschaft? All diese Fragen gehören tatsächlich hierher ins Parlament. Ich habe die Bitte an das BMI, dass wir diese Diskussion nun schleunigst nachholen.

Lassen Sie mich auch etwas zum vorgelegten Haushaltsentwurf für den Bereich des Sports sagen. Der vorgelegte Entwurf ist eine sehr gute Diskussionsgrundlage. Er ist ein kleines bisschen abgesenkt im Vergleich zum letzten Jahr. Die Absenkung lässt sich aber sehr leicht erklären, da die Olympiabewerbung Hamburgs mit 10 Millionen Euro weniger zu Buche schlägt, und Entsendekosten sind eben auch nur in den olympischen Jahren sehr hoch. In den Jahren dazwischen sind sie deutlich geringer.

Für mich ist aber eine Sache schon jetzt wichtig, die ich gerne benennen möchte, bevor wir sie im Ausschuss besprechen. Ich möchte, dass wir den Deutschen Behindertensportverband stärker fördern. Seine Fördersumme ist ganz leicht um 6 000 Euro abgesenkt worden. Diese 6 000 Euro sind sicherlich nicht der Diskussion wert, aber ich finde, wir sollten uns Gedanken machen, den Sport für Menschen mit Behinderung stärker zu fördern.

Denn für Menschen ohne Behinderung kann es sein, dass sie nicht zu den Olympischen Spielen kommen, weil sie sich sportlich nicht qualifiziert haben, aber für Menschen mit Behinderung kann es sein, dass sie nicht zu den Paralympics fahren können, weil es in Deutschland für gewisse Sportarten überhaupt keine Förderung gibt. Ich finde, das sollte so nicht bleiben.

Ich nenne ein Beispiel. Eine sehr populäre Sportart ist Football Five-a-Side. Es ist ein Fußballspiel mit fünf Mitspielern und leicht veränderten Regeln. Dafür gibt es in Deutschland überhaupt keine Förderung, ausgerechnet in Deutschland, dem Land mit der größten Fußballtradition.

Ich finde, wir sollten eine kleine Schippe beim DBS drauflegen und könnten dann in jeder Sportart Sportlerinnen und Sportler zu den Paralympics entsenden. Wir haben jetzt vier Jahre Zeit, bis die nächsten Sommerparalympics anstehen. Diese Zeit sollte genutzt werden. Denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Paralympics sind nicht nur sportliche, sondern allesamt auch menschliche Vorbilder. Sie haben von daher eine überragende Bedeutung für unsere Gesellschaft.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Zum Ende mein Appell: Lassen Sie uns gemeinsam den Sport von Menschen mit Behinderung stärker fördern. Ich freue mich auf die Beratungen in den Ausschüssen.

Vielen herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)

Danke. – Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereichs.

Das Wort hat der Bundesminister Heiko Maas.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/6998780
Wahlperiode 18
Sitzung 185
Tagesordnungspunkt Inneres
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine
Automatisch erkannte Entitäten beta