Elvira Drobinski-WeißSPD - Aktuelle Stunde zu der geplanten Fusion der Bayer AG und Monsanto
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Jetzt beginnt eine neue Zeit in der Landwirtschaft – eine Zeit mit bedeutenden Herausforderungen, die neue nachhaltige Lösungen und Technologien verlangt, …
Wenn es mir nicht direkt im Halse stecken bleiben würde, würde ich über diesen Teil der Pressemitteilung aus dem Hause Bayer zur Fusion mit Monsanto lachen; denn Monsantos Geschäftsmodell ist ja bekanntermaßen sehr weit von allem entfernt, was tatsächlich nachhaltig ist.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Das betrifft vor allem das gentechnisch veränderte Saatgut, mit dem der Konzern einen großen Teil seines Geldes verdient.
Seit Jahrzehnten verspricht Monsanto, dass damit der Hunger in der Welt besiegt werden kann. Genau das steht jetzt auch wieder in der eingangs zitierten Pressemitteilung: Man könne nun die Herausforderungen unserer Zeit besser meistern und bis zum Jahr 2050 zusätzlich 3 Milliarden Menschen ernähren. – Ich bin es so leid, ständig diese Versprechen zu hören. Es gibt sie nämlich nicht, diese wunderbaren neuen Pflanzen, die Dürren besser überstehen oder Kleinbauern in Entwicklungsländern höhere Erträge bringen.
Monsanto macht sein Geld bisher vor allem mit gentechnisch veränderten Pflanzen, die gegen das ebenfalls von Monsanto verkaufte Glyphosat unempfindlich sind,
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
mit gentechnisch veränderten Pflanzen, die – bestimmt für die Fleisch- und Milchproduktion in Industrieländern – vor allem ins Tierfutter gehen. Das hilft nirgendwo auch nur irgendeinem hungernden Kind.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Die „Wir besiegen den Hunger“-Slogans sind reine PR – mehr nicht. Diese Gentechnik, die weltweit den Bauern, den Verbraucherinnen und Verbrauchern bzw. einer gesamten Gesellschaft nutzt, gibt es nicht.
Der Bayer-Konzern, der immerhin 60 Milliarden Euro für Monsanto bezahlt hat – ich habe gelesen, dass das Geld eigentlich gar nicht da ist –, muss dieses Geld jedenfalls wieder hereinholen. Gerade weil ich mich schon seit einiger Zeit mit Gentechnik und mit Monsanto beschäftige, habe ich erhebliche Zweifel daran, dass dies tatsächlich auch auf nachhaltigem Wege und zum Nutzen von Bauern, von Verbraucherinnen und Verbrauchern und der Umwelt passieren wird und nicht ausschließlich zum Nutzen der Aktionäre. Nachhaltigkeit bedeutet, Vielfalt zu fördern und nicht auf Patente zu setzen, die sich Kleinbauern gar nicht leisten können. Nachhaltigkeit bedeutet auch, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft so gering wie möglich zu halten und nicht Landwirte noch abhängiger von einem Anbieter zu machen.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Der Presse entnehme ich, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss als unproblematisch bewerten könnten. Monsanto sei ja vor allem in Amerika aktiv, Bayer in Europa. Allerdings hätte Bayer offenbar nach der Fusion einen Marktanteil von 90 Prozent bei gentechnisch verändertem Saatgut. Und das soll kein Monopol sein? Ich hoffe, dass die Kartellbehörden sehr genau hinschauen.
Ich sehe hier eine massive Marktkonzentration und damit Marktmacht. Je weniger Konzerne den Markt dominieren, desto weniger haben wir – ich meine uns alle als Verbraucherinnen und Verbraucher – eine Chance, selbst zu bestimmen, was wir essen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Gleichzeitig laufen wir Gefahr, dass unser aller politisches Engagement für eine nachhaltigere Landwirtschaft schlicht verpufft, weil wir eine solche Marktmacht und Dominanz einiger weniger Konzerne im Nachhinein gar nicht mehr eingrenzen können.
Ich bin deshalb höchst besorgt über diese Fusion, und ich kann nur an die Aufsichtsbehörden appellieren, besonderes Augenmerk auf die Folgen dieses Deals für uns alle, für die Landwirte und für die Verbraucherinnen und Verbraucher, sowie für die Umwelt zu richten.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Vielen Dank. – Für die CDU/CSU-Fraktion spricht jetzt Dr. Kristina Schröder.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7006055 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 189 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde zu der geplanten Fusion der Bayer AG und Monsanto |