22.11.2016 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 201 / Tagesordnungspunkt I.6

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich werde wahrscheinlich offene Türen bei Ihnen einrennen, wenn ich Ihnen erzähle, dass der Sport in seiner Vielseitigkeit ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist. Neben der körperlichen Betätigung ist er nicht nur Freizeit- und Unterhaltungsfaktor, sondern insbesondere auch Quelle für ehrenamtliches Engagement in den Vereinen, die häufig mit vielfältigen Aktivitäten zu einer lebendigen Stadt- und Dorfgemeinschaft beitragen.

Sport bringt die Menschen zusammen, ganz unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Sexualität oder Religion, und vermittelt dabei elementare Werte unserer Gesellschaft; denn Sport lebt von Toleranz, Fairness, Teamgeist, Leistungsbereitschaft und gegenseitigem Respekt. Der Sport wirkt völkerverbindend, überwindet politische Grenzen und hilft, Vorurteile abzubauen. Sie sehen: Sport ist also mehr als bloße Begeisterung auf dem Spielfeld, am Spielfeldrand und – Sie erlauben einen kleinen Exkurs in meine Sportart – auf der Judomatte.

Daher hat die Große Koalition in den letzten drei Jahren für den organisierten Sport mit seinen über 27 Millionen Mitgliedern in über 90 000 Sportvereinen, übrigens die größte gesellschaftliche Gruppe in diesem Land, wirklich Großes und Gutes geleistet. In der laufenden Legislaturperiode haben wir es geschafft, die Mittel für den Spitzensport im zuständigen Bundesinnenministerium von 140 Millionen Euro auf über 165 Millionen Euro anzuheben. Das ist übrigens ein Plus von mehr als 25 Millionen Euro.

(Bärbel Bas [SPD]: Hört! Hört!)

Lieber André Hahn, du weißt, dass ich dich wirklich schätze, aber du hast gerade erzählt, es gäbe in diesem Bereich 11 Millionen Euro weniger. Wir müssen bei der Wahrheit bleiben und sagen: Die 10 Millionen Euro, die für die Bewerbung von Hamburg als Austragungsort für die Olympischen Spiele im letzten Haushalt standen, sind nicht mehr enthalten, weil wir alle wissen, dass Hamburg mit seiner Bewerbung – leider – gescheitert ist.

Allein für das kommende Jahr stellt der Bund für die Förderung des deutschen Spitzensports 5,2 Millionen Euro mehr zur Verfügung. Der darin enthaltene Aufwuchs von 1,5 Millionen Euro für die Förderung des Behindertenleistungssports  – übrigens, André, nicht erst nach eurem Antrag, sondern die Sozialdemokraten sind schon immer ein großer Förderer und begeisterter Fan des deutschen Behindertensports und seines Personals gewesen –

(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN], an die LINKE gewandt: Im Sportausschuss habt ihr keinen Antrag gehabt!)

freut uns.

(Beifall bei der SPD – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr hättet euch ein paar Wochen eher freuen können!)

Wir alle haben die Bilder der Paralympischen Spiele in Rio vor Augen. Ich bin bei den Olympischen Spielen gewesen; auch das ist schon eine tolle Geschichte. Aber ich sage Ihnen: Als ich die Bilder von den Paralympischen Spielen im Fernsehen gesehen habe, ist mir wirklich ein Schauer über den Rücken gelaufen. Das, was da passierte, ist gelebte Inklusion. Deswegen freuen wir uns über diesen Mittelaufwuchs.

Unsere paralympischen Athletinnen und Athleten haben in Rio gezeigt, was in ihnen steckt. Mit 57 Medaillen kehrten sie stolz nach Deutschland zurück. Mit diesem Aufwuchs an Mitteln möchten wir einen Beitrag zur gelebten Inklusion leisten und vor allen Dingen für Planungssicherheit bei den Verbänden sorgen.

Über die Bereitstellung von finanziellen Ressourcen können sich auch die fünf neuen olympischen Sportarten Baseball/Softball, Karate, Skateboard, Sportklettern und Surfen freuen. Um diesen Verbänden mit ihren Athletinnen und Athleten eine optimale Vorbereitungsphase für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio zu ermöglichen, stellt der Bund ab sofort Fördermittel in Höhe von 3 Millionen Euro zur Verfügung.

(Beifall bei der SPD)

An dieser Stelle möchte ich aber jemandem besonders danken, der eigentlich nicht im Fokus des Sports steht: Das ist unser Fraktionsvorsitzender Thomas Oppermann.

(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)

Er hat sich in den Haushaltsverhandlungen dafür eingesetzt, dass im Bundesumweltministerium für die energetische Gebäudesanierung weitere 100 Millionen Euro bereitgestellt werden können. Hiervon sollen die Bereiche Jugend, Kultur und Sport besonders profitieren. Zu häufig sind in Deutschland Vereine in ihrer Existenz bedroht, weil in der Turn- oder Schwimmhalle die Beleuchtung nicht funktioniert, die Heizung defekt ist, die Duschen kaputt sind oder die Nebenkosten zu hoch sind. Wir können in Deutschland die Gesundheit, die Lebensfreude, die Integration und die Inklusion nur mit intakten Sportstätten sichern. Umso wichtiger ist es, dass wir den Investitionsstau besonders bei maroden Sportanlagen endlich abbauen.

(Beifall bei der SPD)

Zum Ende meiner Rede möchte ich gerne auf die Reform der Spitzensportförderung zu sprechen kommen. Der Deutsche Olympische Sportbund benötigt nach eigenen Aussagen mehr finanzielle Mittel zur Durchführung der Reform, die den internationalen sportlichen Erfolg von deutschen Athletinnen und Athleten sichern sollen.

(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er sagt uns nicht mal, was er will!)

Der Deutsche Bundestag unterstützt die Reformbemühungen des organisierten Sports in Deutschland ausdrücklich. Doch können wir heute noch keine Reform finanzieren, die der Sport erst einmal intern anstoßen und ausdiskutieren sollte.

Das Ziel der Reform ist klar, doch der Weg dahin ist weiter mit vielen Fragezeichen behaftet. Übrigens hätte ich mir dazu auch eine breite gesellschaftliche Diskussion mit allen Playern gewünscht.

(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und nicht hinter verschlossenen Türen!)

Das hätte uns, glaube ich, auch ganz gut zu Gesicht gestanden.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Um mit den Worten von Willy Brandt zu schließen:

Der Förderung des Sports werden wir unsere besondere Aufmerksamkeit widmen, ohne von dem Grundsatz abzulassen, dass der Sport von staatlicher Bevormundung frei bleiben muss.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort hat der Kollege Dr. André Berghegger für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7034700
Wahlperiode 18
Sitzung 201
Tagesordnungspunkt Innen, Datenschutz und Informationsfreiheit
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