Elvira Drobinski-WeißSPD - Ernährung und Landwirtschaft
Frau Präsidentin, Sie haben recht: Es ist kalt. – Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor zwei Wochen hat die Lebensmittelwirtschaft eine Studie veröffentlicht, mit der sie wohl beweisen wollte, wie sehr sich die Menschen durch die Politik beim Essen bevormundet fühlen. Ampel, Zuckersteuer, eine Höchstgrenze für Salz in Lebensmitteln, all das wurde abgefragt. In allen Fällen kam heraus – vielleicht zum Leidwesen der Lebensmittelindustrie –: Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher empfindet diese Dinge gar nicht als Bevormundung. Mich verwundert das nicht; denn ich mache immer wieder die Erfahrung, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher gesund und nachhaltig essen wollen. Aber das fällt ihnen im Alltag schlichtweg schwer. Deshalb brauchen wir Maßnahmen, die das Lebensmittelangebot in der Breite gesünder und besser machen. Die nationale Strategie zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln ist eine davon. Ich freue mich, dass auf Druck der SPD-Fraktion dafür 2017 insgesamt 3 Millionen Euro, also 1 Million Euro mehr als im vergangenen Jahr, zur Verfügung stehen.
(Beifall bei der SPD)
Sehr geehrter Herr Minister Schmidt, das sind beste Voraussetzungen, um endlich loszulegen. In den nächsten Monaten sollten konkrete Schritte mit der Wirtschaft vereinbart werden. Wir stellen Ihnen, Herr Minister, selbstverständlich die Ergebnisse unseres Expertengesprächs bzw. Fachgesprächs zum Thema Reduktionsstrategie sehr gern zur Verfügung. Die Expertinnen und Experten auf dem Podium machten deutlich: Vor allem Zucker und Salz müssen reduziert werden. – Das ist auch machbar für die Wirtschaft. Beginnen kann man überall: beim Salzgehalt von Brot, beim Zuckergehalt von Frühstücksflocken oder beim Fettgehalt von Fertigprodukten.
Gerade bei Lebensmitteln für Kinder ist noch viel Luft zur Rezepturveränderung. Eine gesunde Ernährung von Anfang an ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein gesundes, langes, aktives Leben. Ich kann mich nur wiederholen: Wir unterstützen Menschen am besten, wenn wir die gesündere Wahl zur leichteren machen, wenn wir gesunde Verhältnisse schaffen, statt allenthalben Broschüren mit guten Tipps zu verteilen und gleichzeitig der Lebensmittelindustrie zu erlauben, die größten Zuckerbomben schon an die Allerkleinsten zu vermarkten.
Selbstverständlich brauchen wir für alles, was wir tun, solide wissenschaftliche Daten, gerade wenn es um die Kinderernährung geht. Deshalb bin ich sehr erleichtert, dass die Finanzierung des Instituts für Kinderernährung nach langem Hin und Her endlich steht. Die SPD-Fraktion hat mit viel Nachdruck darauf gedrängt.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Wir erwarten jetzt, dass der schrittweise Aufbau innerhalb des Max-Rubner-Instituts in Karlsruhe – ich betone: Karlsruhe – über die nächsten Jahre kontinuierlich stattfindet.
Es ist der letzte Haushalt in dieser Legislaturperiode. Rückblickend hätte ich mir vom Minister eine viel mutigere Ernährungspolitik mit viel mehr Ideen und Gestaltungswillen gewünscht. Aber ein paar Monate verbleiben noch, genug Zeit, um einige wichtige Vorhaben voranzubringen, Herr Minister.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD)
Vielen Dank, Elvira Drobinski-Weiß. – Nächster Redner: Franz-Josef Holzenkamp für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7035976 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 203 |
Tagesordnungspunkt | Ernährung und Landwirtschaft |