Birgit KömpelSPD - Familienpolitik
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Thema Kinderarmut wurden bereits viele Dinge gesagt, denen ich hier und jetzt gar nicht widersprechen möchte und kann.
Ich möchte den Fokus auf unsere Familien und ein Stück weit auch auf unsere Frauen richten; denn Kinderarmut ist in erster Linie Familien- und Frauenarmut. Ja – da haben die Grünen recht –, Erwerbstätigkeit beider Elternteile ist der beste Schutz vor Kinderarmut.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Gemeinsame Erwerbstätigkeit setzt aber Partnerschaftlichkeit voraus, also das Aufteilen von Arbeit und Kindererziehung zwischen Mutter und Vater.
Seien wir doch einmal ehrlich: Noch immer sind es die berufstätigen Frauen, die sich hauptsächlich um die Hausarbeit und die Kindererziehung kümmern. Aber wir stellen Gott sei Dank fest: In unserer Gesellschaft ändert sich etwas. Immer mehr junge Väter wünschen sich mehr Zeit für ihre Kinder, und das ist sehr gut so.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Hier haben wir bereits in den Koalitionsverhandlungen angesetzt und die Belange von unseren Familien und Kindern ganz oben auf die Agenda gesetzt. Die Voraussetzungen für gelebte Partnerschaftlichkeit haben sich daher in dieser Legislatur fortlaufend verbessert. Ich möchte als Beispiel nur das Elterngeld Plus und den weiteren Betreuungsausbau nennen. Daneben haben wir mit dem gesetzlichen Mindestlohn endlich die Grundlage für gute Löhne geschaffen. Auch damit sind wir einen entscheidenden Schritt in der Bekämpfung der Kinderarmut gegangen.
In puncto Frauenförderung werden wir auch nicht nachlassen; denn auch sie hat ein großes Potenzial, um Kinderarmut in Deutschland zu verringern. Rund 20 Prozent der Kinder in Deutschland wachsen mit nur einem Elternteil auf, und rund 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. Diese Frauen brauchen unsere Unterstützung, wenn wir Kinderarmut eindämmen wollen.
Alleinerziehende Erwerbstätige sind nun einmal doppelt belastet. Sie arbeiten aufgrund ihrer Kinder in der Regel eben nicht Vollzeit. Und sagt dann der Vater zwar A, aber zahlt keine Alimente, ist Kinderarmut einfach vorprogrammiert. Hier ist es ganz wichtig, dass wir – es wurde schon mehrfach erwähnt – vor allem die Regelungen zum Unterhaltsvorschuss reformieren. Unterhalt für volle 18 Jahre fordern wir als SPD, und wir kämpfen mit Hochdruck dafür.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Wir auch!)
– Na ja.
(Widerspruch bei der CDU/CSU)
Mit dem Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Männern und Frauen in Führungspositionen haben wir Präsenzkultur und männlich dominierte Netzwerke infrage gestellt und auf die strukturelle Benachteiligung von Frauen aufmerksam gemacht. Meine Damen und Herren, wir müssen weg von der Präsenzkultur und hin zu einer Ergebniskultur. Wenn Mütter nämlich auch in Teilzeit Führungspositionen ausüben können, dann schützt das viele Kinder wirksam vor Armut.
Ich wünsche mir auch ein gesellschaftliches Umdenken. Menschen mit Kindern verfügen über viele wertvolle Fähigkeiten im Bereich der sogenannten Soft Skills, die jedem Team und jedem Unternehmen guttun. Wir von der SPD gehen sogar noch weiter: Wir möchten, dass Frauenberufe besser bezahlt werden und Frauen durch das Lohngerechtigkeitsgesetz endlich das bekommen, was sie schon lange verdienen, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der SPD)
Unsere Unternehmen sollten im Kampf um die besten Köpfe darauf achten, ihre Arbeitszeiten den Bedürfnissen von Familien anzupassen. Ich bin überzeugt: Nur ein Bündel aufeinander abgestimmter Maßnahmen wird helfen, die Kinderarmut in Deutschland zu verringern.
Ich freue mich auf die Beratungen und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Als nächste Rednerin hat Ingrid Pahlmann für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7039142 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 207 |
Tagesordnungspunkt | Familienpolitik |