19.01.2017 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 212 / Tagesordnungspunkt 5

Ole Schröder - 13. Sportbericht der Bundesregierung

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Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vor knapp zwei Jahren hat der Bundesinnenminister Thomas de Maizière den 13. Sportbericht der Bundesregierung hier vorgestellt. Dabei war auch die durchwachsene Bilanz der deutschen Mannschaft bei den Winterspielen in Sotschi 2014 Thema. Ziel des Sportberichts ist es, eine Bilanz der Förderpolitik des Bundes zu ziehen. Vor zwei Jahren haben wir festgestellt, dass sich der deutsche Spitzensport an einem Scheideweg befindet.

Mit den Medaillen bei den Sommerspielen in Rio haben wir uns auf dem Niveau von Peking und London eingependelt, also auf einem Niveau, bei dem wir Reformbedarf festgestellt haben. Nicht nur, um uns nach oben zu orientieren, sondern auch, um nicht nach unten abzurutschen, bedarf es einer Reform.

Inzwischen haben wir ein Konzept zur Neustrukturierung der Spitzensportförderung vorgelegt. Es verfolgt drei wesentliche Leitlinien: Zielorientierung und Exzellenz, Leistung und Transparenz sowie Fairness und Sauberkeit. Das Konzept ist ein gemeinsames Werk des Bundesinnenministeriums, des Deutschen Olympischen Sportbundes, der Länder, der Sportverbände, der Athleten sowie renommierter Sportwissenschaftler. Es freut mich, dass sich vor allem auch der Sportausschuss des Bundestages eingebracht hat.

(Jeannine Pflugradt [SPD]: Wir hätten uns gerne noch mehr eingebracht!)

Wichtig ist, dass der Sportausschuss jetzt auch die Umsetzung der Reform eng begleiten wird.

Es geht darum, dass wir in Zukunft die Fördermittel zielgenauer auf das Erfolgspotenzial der Athleten, Sportarten und Disziplinen konzentrieren. Es geht aber nicht nur um die Erfolgspotenziale, es geht zum Beispiel auch um die Absicherung von Athleten durch den Ausbau der dualen Karriere und ein verbessertes Gesundheitsmanagement. Maßgeblich bei allen Überlegungen ist, dass der Sportler im Mittelpunkt steht.

Wir brauchen bei unserer Reform allerdings einen langen Atem. Großbritannien hat 1996 in Atlanta gerade einmal eine Goldmedaille gewonnen. Bis zum Gewinn von 29 Goldmedaillen und dem Wirksamwerden der Reform bei den Spielen 2012 in London hat es 16 Jahre gedauert. Auch für unsere Fußballnationalmannschaft hat es vom Rumpelfußfall 1998 in Frankreich bis zum Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 16 Jahre gedauert – bis die Nachwuchsförderung, bis die Reform beim Fußballverband gegriffen hat.

Meine Damen und Herren, Sport und Politik bekennen sich in diesem Konzept auch zur Gleichstellung von olympischem und paralympischem Sport. Diese Gleichstellung wollen wir stärker als bisher auch in der Praxis leben.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Hier sind natürlich auch die Verbände gefragt, wenn es um eine Inklusion des paralympischen Spitzensports geht. Beide Seiten werden davon profitieren. Einige Verbände haben das ja bereits vorbildlich auf den Weg gebracht; ich denke an den Deutschen Kanu-Verband.

Mit den vorgenannten Punkten liegen wir auf einer Linie mit der Beschlussempfehlung des Sportausschusses, dessen Bericht heute auf der Tagesordnung steht. Das Parlament hat die Sportförderung des Bundes im Etat des Bundesinnenministeriums für das Jahr 2017 gegenüber dem Regierungsentwurf um 5,2 Millionen Euro aufgestockt. Im Jahr 2013 haben wir mit etwa 132 Millionen Euro begonnen, im Jahr 2017 sind es circa 168 Millionen Euro. Das ist ein Anstieg um rund 36 Millionen Euro und damit deutlich mehr als in den drei vorangegangenen Wahlperioden zusammen.

Selbstverständlich werden wir neben der Reform auch die anderen Punkte der Beschlussempfehlung des Sportausschusses im Auge behalten und verfolgen. Hierzu gehört insbesondere der Kampf gegen Doping. Das ist leider bedeutsamer denn je; das haben die Berichte des von der Welt-Anti-Doping-Agentur eingesetzten Sonderermittlers gezeigt. Was in den McLaren-Berichten beschrieben und belegt wird, hätten wir uns zumindest bis zum Sommer des vergangenen Jahres wohl alle nicht vorstellen können. Der Sport muss nun endlich die Weichen stellen für einen effektiven internationalen Antidopingkampf und damit für eine saubere Zukunft des Sports.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fangen Sie mal an!)

Der Sport darf die Berichte nicht auf sich beruhen lassen und einfach so weitermachen, als ob es diese kriminellen Vorgänge nicht gegeben hätte. Die Entscheidung hierüber und alle Maßnahmen, die diesbezüglich unternommen oder eben nicht unternommen werden, sind für die Integrität und die Glaubhaftigkeit des Sports und damit für die Zukunft des Sports entscheidend.

Deutschland hat sich 2015 durch die Verabschiedung des Anti-Doping-Gesetzes klar positioniert. Wie wirksam dieses Gesetz bei der Bekämpfung von Doping ist und ob das Gesetz unsere Erwartungen am Ende auch erfüllen kann, können wir heute noch nicht beurteilen. Klar ist aber natürlich, dass dieses Gesetz ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Doping ist.

Ich fordere die verantwortlichen Funktionäre im Sport auf, ebenfalls alles dafür zu tun, um faire Wettkämpfe sicherzustellen. Es darf kein Wegducken mehr geben, wie wir es bei den Olympischen Spielen durch das IOC erlebt haben.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Die hohe Reputation von Olympischen Spielen hat bereits massiv gelitten; sie ist keine Selbstverständlichkeit.

Ein letzter Gedanke zum Doping: Bei den Gesprächen und Debatten im Vorfeld des Zweiten Dopingopfer-Hilfegesetzes haben wir deutlich erfahren, welch tragische Folgen, welch körperliche Schäden Doping auslöst. An den Folgen der Dopingmittel sind Menschen gestorben. Auch aufgrund unserer eigenen DDR-Geschichte haben wir eine besondere Verantwortung dafür, dass staatlich organisiertes Doping wirklich überall unterbunden wird.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Meine Damen und Herren, vielen Dank, dass Sie die Bundesregierung bei dem von ihr in der Sportpolitik eingeschlagenen Weg unterstützen. Ich freue mich auf einen weiterhin so fruchtbaren und guten Dialog.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Nächster Redner ist der Kollege Dr. André Hahn für die Fraktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7061124
Wahlperiode 18
Sitzung 212
Tagesordnungspunkt 13. Sportbericht der Bundesregierung
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