Jeannine PflugradtSPD - 13. Sportbericht der Bundesregierung
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Gäste! Sie bieten dort oben auf der Tribüne ein besonders schönes Bild. Herzlich willkommen!
(Beifall des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])
Um eine dauerhafte Spitzenposition im internationalen Sport einzunehmen, bedarf es eines effektiven Fördersystems, dessen Wirksamkeit sich nicht allein anhand der Höhe der bereitgestellten finanziellen Mittel messen lässt. Die deutsche Spitzensportförderung hat einen humanen Anspruch und muss auch nach der sportlichen Laufbahn Verantwortung für ihre Athletinnen und Athleten übernehmen. Deshalb muss die Förderung der dualen Laufbahn hierzulande eine besondere Stellung einnehmen.
In richtiger Abstimmung miteinander verstärken sich Spitzensport und Berufs- bzw. Bildungslaufbahn gegenseitig. Das belegen nicht nur die guten Ergebnisse unserer Athleten, sondern auch zahlreiche wissenschaftliche Studien.
Besondere Anerkennung kann die Spitzensportförderung des Bundes für sich beanspruchen: Athletinnen und Athleten der Bundeswehr, der Bundespolizei und des Zolls haben außerordentlich erfolgreich an Olympischen Spielen und an Weltmeisterschaften teilgenommen, und sie haben auch nach ihrer sportlichen Laufbahn eine gute Berufsperspektive im öffentlichen Dienst.
Aber nicht jedes Talent möchte diesen Weg einschlagen. Erfolgsentscheidend dabei ist also, ob einer individuell für die Athletin oder den Athleten entwickelten ganzheitlichen Strategie gefolgt wird. Eine solche Strategie sollte sich stark an den Wünschen, Zielen und Bedürfnissen der Nachwuchsathletinnen und ‑athleten orientieren.
(Beifall bei der SPD)
Besonders wichtig ist die Zeit nach dem Schulabschluss. Für die Jugendlichen müssen sich in dieser wichtigen Umbruchphase aussichtsreiche Perspektiven für ein Leben mit und nach dem Spitzensport eröffnen.
37 Prozent der Athletinnen und Athleten beenden ihre sportliche Laufbahn vorzeitig aufgrund ihres Studiums oder ihrer beruflichen Karriere. Wenn deswegen eine Entscheidung gegen den Spitzensport und für die berufliche Laufbahn gefällt wird, dann müssen wir doch darüber nachdenken, die Rahmenbedingungen für duale Laufbahnen zu verbessern.
Die Koalitionsfraktionen haben den Handlungsbedarf erkannt und sich im Koalitionsvertrag auf Seite 137 verpflichtet, für eine bessere Vereinbarkeit des Studiums, der Ausbildung und des Berufes mit dem Spitzensport einzusetzen. Deshalb müssen wir gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Bundesländern die in Potsdam beschlossene Neuausrichtung der „Eliteschulen des Sports“ zur Entlastung der jungen Athletinnen und Athleten sowie zur Flexibilisierung der schulischen Leistungsanforderungen vorantreiben.
Das Gleiche gilt natürlich auch für studierende Spitzensportler. Wir müssen mit den Bundesländern auf die bundesweit flächendeckende Einführung von Profilquoten für einen erleichterten Hochschulzugang der Athletinnen und Athleten in allen Bachelor- und Masterstudiengängen hinwirken, und in Zeiten des digitalen Fortschritts muss über eine Flexibilisierung der Studiengänge durch mehr E-Learning-Angebote, weniger Präsenzpflicht, mehr Blockunterricht, ein größeres Angebot an Fernstudiengängen und eine Verringerung der örtlichen Bindung bei der Ableistung von Prüfungen nachgedacht werden. Ich denke, dass die Aufhebung des Kooperationsverbotes im Bereich Bildung auch hier von Vorteil ist, liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU.
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. André Hahn [DIE LINKE])
Bedauerlicherweise sind mir im Zuge der Neuausrichtung der Spitzensportförderung zu viele Fragen um das Thema „Duale Karriere“ bei Spitzensportlern
(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie sind ja Zentralistin!)
– Herr Kauder, hören Sie doch einfach weiter zu – offen geblieben.
(Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Berliner wollen auch noch etwas machen!)
Das Konzeptpapier enthält weitgehend oberflächliche sowie vage Informationen und nur wenig Durchschlagendes in diesem Bereich. Athleten in den Mittelpunkt des Förderkonzepts zu stellen, bedeutet nicht nur, sie in bestimmte Fördercluster einzuordnen, sondern auch, sie als Menschen mit außergewöhnlichen sportlichen sowie gesellschaftlichen Leistungen zu betrachten. Ein praktikables sowie funktionelles Nebeneinander beider Laufbahnen ist für jeden Athleten unermesslich und steigert die Qualität der Leistung. Bedenken Sie auch, dass unsere Kinder Vorbilder brauchen,
(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja, ja!)
damit sie erkennen, dass sich sportliche Träume durch Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und fleißiges Training verwirklichen lassen.
Gestatten Sie mir zum Schluss meiner Rede noch ein paar Worte zum Verdacht des Staatsdopings in Russland.
Aber wirklich kurz; denn Sie haben Ihre Redezeit schon überschritten.
(Volker Kauder [CDU/CSU]: Putin und Russland als Vorbilder: Doping bis zur Unterkante!)
Ganz kurz. – Wenn Herr Kauder ruhig wäre, wäre ich schneller.
(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ich appelliere an alle internationalen Sportverbände, bis zur Klärung bzw. endgültigen Aufklärung des in Rede stehenden Verdachts keine Sportgroßveranstaltungen mehr nach Russland zu vergeben oder dort stattfinden zu lassen. Ich beglückwünsche ausdrücklich den Internationalen Bob & Skeleton Verband zu der Entscheidung, die diesjährigen Weltmeisterschaften von Russland nach Deutschland, an den Königssee, zu verlegen. Die Vergabe großer internationaler Sportwettkämpfe sollte auch immer eine Anerkennung für gute Leistungen sein. Diese kann ich bei Russland momentan nicht erkennen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7061150 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 212 |
Tagesordnungspunkt | 13. Sportbericht der Bundesregierung |