17.02.2017 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 219 / Tagesordnungspunkt 26

Sybille BenningCDU/CSU - MINT-Bildung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Prima, dass doch noch ein paar anwesend sind.

Der Titel des Antrags lautet: „MINT-Bildung als Grundlage für den Wirtschaftsstandort Deutschland und für die Teilhabe an unserer von Wissenschaft und Technik geprägten Welt“. Die Teilhabe an unserer von Wissenschaft und Technik geprägten Welt für alle ist das Ziel von MINT-Bildung, also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Menschen mit ihrer Umgebung und den Wandlungsprozessen in ihrer Umwelt vertraut zu machen – das ist wichtig. Das Verständnis der Naturwissenschaften sowie die Einsicht in Funktion und kulturelle Bedingtheit von Technik ist der Schlüssel für eine prinzipielle Offenheit für wissenschaftliche und technische Neuerungen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Scientific Literacy, die Vertrautheit des Menschen mit seiner von Wissenschaft und Technik geprägten Lebenswelt – also mehr als nur Faktenwissen – ist oberstes MINT-Ziel. Scientific Literacy bildet die Grundlage für Kompetenz und Mündigkeit im Alltag. MINT-Bildung macht sachkundige und souveräne Auseinandersetzungen mit wissenschaftlichen und technischen Phänomenen möglich – also zukunftsoffene Herangehensweise statt Ängste aus Unwissenheit.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Als Grundlage für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland ist MINT-Bildung unabdingbar. Deutschland ist ein Hochtechnologiestandort. Die Stärken unserer Wirtschaft sind attraktive Produkte, Spitzenforschung und Innovationsfähigkeit. Als rohstoffarmes Land leben wir vom Know-how in den Köpfen, also brauchen wir hochqualifizierte Fachkräfte mit MINT-Kompetenzen. Das gilt sowohl für den akademischen Bereich als auch für die berufliche Bildung.

(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Endlich hat das die CDU auch kapiert!)

Arbeitgeber signalisieren, dass ihnen die Besetzung von Stellen in einzelnen MINT-Bereichen zunehmend schwerer fällt. Es gibt deutlich mehr offene Stellen, als es Menschen gibt, die in diesem Bereich arbeiten wollen. Daher können wir festhalten: Wer eine Ausbildung im MINT-Bereich hat, hat beste Aussichten auf unserem Arbeitsmarkt. Ich möchte heute auch dazu beitragen, dass sich das noch viel stärker herumspricht, gerade auch bei jungen Frauen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Meine Damen und Herren, es geschieht ja bereits viel Gutes. Schulbildung ist bekanntlich Ländersache, jedoch ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf vielen Ebenen erfolgreich aktiv, um MINT voranzubringen. Beispielhaft nenne ich hier die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, die Schüler- und Jugendwettbewerbe wie zum Beispiel „Jugend forscht“. An dieser Stelle möchte ich jenen gratulieren, die im Regionalbezirk Münster gewonnen haben und heute in der Zeitung stehen. Glückwunsch an alle Jungen und Mädchen!

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Martin Rabanus [SPD]: Nicht nur an die aus Münster! Glückwunsch an alle!)

Allein schon zur Teilnahme! Ich finde das großartig. Es gibt die Qualitätsoffensive Lehrerbildung, den Qualitätspakt Lehre, den Girls’ Day als Mädchen-Zukunftstag und den Nationalen Pakt für Frauen in den MINT-Berufen „Komm, mach MINT“. Die Erfolge sind deutlich erkennbar. Wir haben auch das in unserem Antrag ausführlich dargestellt.

Daneben gibt es eine Vielzahl außerinstitutioneller MINT-Aktivitäten in unserem Land. Staatliche und nichtstaatliche Akteure haben sich in regionalen Netzwerken, den MINT-Regionen, zusammengeschlossen. Die Körber-Stiftung erfasste 2015 allein 80 davon. Die Initiative „MINT Zukunft schaffen“ zeichnet MINT-freundliche Schulen aus. Das Nationale MINT-Forum steht allein für über 30 Institutionen, die sich für die Förderung der MINT-Bildung einsetzen, und in zahlreichen Schülerwerkstätten werden Heranwachsende bei technischen Experimenten begleitet. Ich weiß, dass gerade hier enorm viel ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Martin Rabanus [SPD])

Aber bei einer Vielzahl außerschulischer Lernorte verschiedenster Anbieter, die gelegentlich substanzielle Unterstützung von Unternehmen und Kommunen erfahren, jedoch größtenteils noch nicht evaluiert worden sind, zeigt sich ein noch zu geringes Maß an systemischer Effizienz. Derzeit gibt es verschiedene Portale, die auf zahlreiche MINT-Initiativen verweisen, aber keine einheitliche, für alle Lehrenden und Lernenden leicht zugängliche, überschaubare Präsentation vorhandener MINT-Angebote aufweisen. Somit ist das Angebot fragmentiert. Es fehlt ein übergreifendes Konzept für eine systemische Vernetzung und Verzahnung von Initiativen. Es fehlt die Kontinuität über den gesamten Zeitraum von der primären zur tertiären Bildung, von der Kita bis ins Berufsleben.

Früher hätte ich gesagt: Ich wünsche mir eine zentrale Telefonnummer für MINT. Heute sage ich: Wir brauchen eine zentrale Webadresse, ein MINT-E-Portal als Eintrittspforte in die MINT-Welt, um die Vielzahl der existierenden Maßnahmen im Bereich der MINT-Bildung einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen.

Wir sollten auf dieser zentralen Koordinationsplattform zum einen die zahlreichen lokalen und regionalen Initiativen ihre Angebote präsentieren lassen, und zwar für Jung und Alt entlang der gesamten Bildungskette.

Zum anderen sollten Kontakte zwischen Wirtschaft und Schulen knüpfbar sein sowie Vernetzungen zwischen den Initiativen angeregt werden, um Synergien in der MINT-Bildung zu erreichen und um die Kontinuität der MINT-Bildung zu ermöglichen, damit anschlussfähiges Wissen auch Anschluss findet.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Zudem wäre eine überschaubare Anzahl nachvollziehbarer Qualitätskriterien sinnvoll. Sie sollten sicherstellen, dass ein fachlich-inhaltlicher Grundstandard erfüllt wird. Dazu ist auch Begleitforschung unabdingbar. Im Laufe der Zeit könnte das MINT-E-Portal auch ein Gütesiegel der MINT-Bildung in Deutschland entwickeln.

Um das alles zu erreichen, müssen sich die Aktiven im MINT-Bereich, nämlich die maßgeblichen Akteure sowie Bund und Länder, an einen Tisch setzen.

(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)

Sie müssen, und zwar im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeiten, nach zuverlässigen und nachhaltigen Wegen suchen, um MINT-Bildung flächendeckend, systematisch und nachhaltig im Lebenslauf der Heranwachsenden zu adressieren.

(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Grund mehr, das Kooperationsverbot abzuschaffen!)

Denn jeder Mensch in Deutschland sollte eine gute MINT-Bildung erfahren.

Meine Damen und Herren, Deutschland braucht Spitzenkräfte, gerade im MINT-Bereich. Die hier skizzierten Anstrengungen müssen wir aber auch unternehmen, weil grundlegendes technisches Wissen für jeden von uns von großer Bedeutung ist. Es gilt, der MINT-Bildung für alle breiteren Raum zu geben.

Nur kurz nenne ich das Beispiel der Digitalisierung. Ohne Informatiker, Techniker und Ingenieure kommen wir nicht weiter. Wir müssen mit der Digitalisierung umgehen können. Die Digitalisierung verändert nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch unser aller Kommunikationsverhalten, unser Einkaufsverhalten und nicht zuletzt die politische Teilhabe, das Herzstück unserer Demokratie. Die Bedeutung von MINT-Bildung kann also gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Dieser Antrag ist eine Chance für die MINT-Bildung in Deutschland. Alle maßgeblichen Akteure im MINT-Bereich sind eingeladen, ihre Kompetenzen einzubringen. Es geht darum, Vorhandenes besser als bisher aufeinander abzustimmen, damit sich staatliche und nichtstaatliche Bildungsangebote im MINT-Bereich noch effektiver als bisher gegenseitig ergänzen und durch Kontinuität eine nachhaltige Wirkung erzielen können.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Vielen Dank, Sybille Benning. – Nächste Rednerin: Dr. Rosemarie Hein für die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7074367
Wahlperiode 18
Sitzung 219
Tagesordnungspunkt MINT-Bildung
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