09.03.2017 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 221 / Tagesordnungspunkt 40

Matthias SchmidtSPD - Strafbarkeit von Sportwettbetrug

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Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „ Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“ Otto Rehhagel meinte mit seiner Fußballwahrheit jeden Fußballplatz vom Bolzplatz bis zur Bundesliga. Auf dem Bolzplatz lernten viele von uns und lernen auch heute noch viele Jungs und viele Mädchen die Werte des Sports: Fairness, Respekt, Leistungsbereitschaft, Disziplin, Teamplay, Hinfallen und Aufstehen und im weitesten Sinne auch die Demokratie.

(Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Ich habe immer versucht, Elfmeter herauszuschinden!)

– André, das hätte ich nicht von dir gedacht.

Um die Wahrheit auf dem Platz feststellen zu können, brauchen wir Regeln, Spielregeln, die transparent sind für alle und ohne Ausnahme gelten. Es gibt aber Einzelfälle im Sport, da gelten diese Regeln nicht. Da wird betrogen und manipuliert, und der autonome Sport, Frau Künast, ist nicht in der Lage und war nicht in der Lage, das alleine zu regeln. Darum braucht es einen Gesetzentwurf der Bundesregierung, und das ist gut so.

Ich möchte an dieser Stelle neben der rechtlichen Notwendigkeit aus der Perspektive des Sports auf die Bedeutung des Gesetzentwurfs eingehen, insbesondere mit Blick auf einen wirksamen Schutz vor Manipulation und Wettbetrug. Ob auf dem Bolzplatz oder in großen Stadien: Winkt ein Gewinn, versuchen manche, die Regeln zu umgehen. Das Streben nach persönlichem Profit verleitet kriminelle Geister zu Betrug und Manipulation, erst recht dann, wenn, wie das bisher der Fall war, kaum rechtliche Konsequenzen zu befürchten sind.

Darunter leiden alle, die sich dem Sport verbunden fühlen, zuallererst seien hier die Fans genannt. Nicht nur ihr Team, sondern gleich die ganze Sportart nimmt Schaden und gerät ins Zwielicht. Es fällt auch auf die unbescholtenen Sportlerinnen und Sportler zurück, und wo Spielmanipulation und Sportwettbetrug nicht ausreichend geahndet werden, ist auch die Debatte um Doping nicht weit.

Auch die Glaubwürdigkeit der Schiedsrichter leidet. Die Missetat eines Einzelnen – wir haben das alle noch im Kopf – fällt auch allen anderen auf die Füße. Aber auch jene, die auf ehrliche Weise mit Sportwetten Geld verdienen, werden in Mitleidenschaft gezogen. Ja, auch der dahinterstehende Wirtschaftszweig muss hier mitberücksichtigt werden.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Nicht zuletzt leiden auch die Sportvereine, ob große oder kleine, unter Sportwettbetrug und Manipulation, wenn Verdächtigungen und Misstrauen aufkeimen.

Sport fungiert als zentraler Träger der Werte, die ich eingangs nannte. Deswegen tragen wir hier im Deutschen Bundestag eine große Verantwortung für den Sport und für unsere Gesellschaft. Die strafrechtliche Verfolgung derlei Geschäfte ist bislang nur unzureichend möglich. Darum schließt der vorliegende Gesetzentwurf eine Lücke und bestraft Wettbetrug wenigstens.

Nichtsdestotrotz sollten wir uns auch die Frage nach möglichen Präventionsmaßnahmen stellen: Wie können wir frühzeitig gegen Betrug und Manipulation im Sport vorgehen? Wir dürfen die Strukturen, die kriminelles Verhalten begünstigen, nicht aus den Augen verlieren. Zusätzlich muss aber Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die Menschen müssen davon überzeugt werden, dass sich Betrug nicht lohnt, auch abseits von gesetzlichen Vorgaben. Spielsüchtigen Menschen muss geholfen werden, da ihre Lage sie scheinbar zu Betrug und Manipulation zwingt. Ich bin zusätzlich der Meinung, dass wir auch international zum Handeln aufgefordert sind, nicht zuletzt wegen der nicht enden wollenden niederschmetternden Erkenntnisse im Zuge mehrerer FIFA-Skandale.

Wir können heute deutlich machen, dass uns der Sport und die Werte, die er vermitteln sollte, nicht egal sind. Der Gesetzentwurf schließt eine Lücke und hilft auch, durch Abschreckung kriminellen Machenschaften eine klare Absage zu erteilen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit oder, um es mit Trapattoni zu sagen: Ich habe fertig.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Vielen Dank, Matthias Schmidt. – Der letzte Redner in dieser Debatte: Ingo Wellenreuther für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7083098
Wahlperiode 18
Sitzung 221
Tagesordnungspunkt Strafbarkeit von Sportwettbetrug
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