10.03.2017 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 221 / Tagesordnungspunkt 41

Hans-Joachim SchabedothSPD - CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Nachtschwärmer! Das Netz geschäftlicher Beziehungen wurde in den letzten Jahrzehnten immer weiter gesponnen und wurde dadurch immer enger. Die Kommunikationsmöglichkeiten haben sich erweitert. Für die meisten Unternehmen war und ist die Globalisierung eine Riesenchance. Mehr Umsatz und die Maximierung der Gewinne gingen aber oft zulasten der Umwelt, der Belegschaften und sogar der Menschenrechte.

Viele Verbraucher machten das mit. Warum sich Gedanken machen, wenn man vielleicht selber nicht viel Geld im Portemonnaie hat?

Doch für immer günstigere Kleidung schuften Menschen Zigtausende Kilometer von unseren Wohlstandszonen und Einkaufsmeilen entfernt oft bis zum Umfallen, oft zu Hungerlöhnen und teils unter lebensgefährlichen Bedingungen. Das mag nur ein Aspekt sein, der die Problematik verdeutlicht.

Auf beiden Seiten der Ladentheke ist jedoch inzwischen etwas in Bewegung geraten. Das sollten wir nicht ignorieren. Verbraucher achten immer mehr darauf, was sie kaufen, wo es herkommt und wie es dort aus welchen Materialien oder Rohstoffen produziert wurde.

Viele Firmen haben für sich schon erkannt – ohne grüne Nachhilfe –, dass ein niedriger Preis nicht mehr der Weg zum höchsten Profit ist. Transparente Lieferketten und faire Produktion haben an Bedeutung gewonnen. Das dürfen wir doch nicht ignorieren. Das begründet schon lange ein neues Geschäftsmodell, mit dem sich auch in der Zukunft gutes Geld verdienen lässt. Das gilt nicht nur für Schokolade, Kleidung oder Handys, die zu großen Teilen im Ausland hergestellt werden, sondern auch für lokal produzierte Waren.

Mit der Umsetzung der EU-CSR-Richtlinie soll dieser bereits von vielen Unternehmen eingeschlagene Weg ausgebaut werden. Sie verpflichtet vor allem die Big Player dazu, in einem nichtfinanziellen Bericht Rechenschaft abzulegen. Das bezieht sich auf die Arbeitsbedingungen, Lieferketten, ökologisches und soziales Engagement und das Vorgehen gegen Korruption.

Doch nicht alle haben das Potenzial der transparenten Berichterstattung erkannt. Manche verkennen den Nutzen solcher Offenlegungen. Deshalb muss es jetzt die Verpflichtung geben.

Manche sagen: Das reicht nicht. Der Anwendungsbereich ist zu klein, die Sanktionen nicht hart genug oder die Berichtspflichten nicht ausführlich genug. – Ihnen halte ich entgegen: Manchmal ist es besser, eine Kerze anzuzünden, als immer über die Dunkelheit zu jammern.

(Beifall bei der SPD)

Ich bin sicher: Das, was wir heute verabschieden, wird zu einer Art Schneeballeffekt führen. Je mehr Unternehmen verpflichtet werden, desto mehr werden nachziehen, wenn sie nicht ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen wollen. Nichtfinanzielle Aspekte werden die Bewertung einer Firma und Investitionsentscheidungen dann sicherlich ebenso beeinflussen wie die klassischen finanziellen Eckdaten. Das erfolgreiche Geschäftsmodell von morgen ist der Nachweis einer fairen, sozialen und ökologischen Produktion. Mit der Umsetzung der Richtlinie wollen wir das unterstützen. Ich bin sicher: Wir haben damit einen Stein ins Wasser geworfen, der Kreise ziehen wird.

(Beifall bei der SPD)

Vielen Dank, Herr Dr. Schabedoth. – Der letzte Redner in dieser Debatte ist Dr. Volker Ullrich.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7083107
Wahlperiode 18
Sitzung 221
Tagesordnungspunkt CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz
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