31.03.2017 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 229 / Tagesordnungspunkt 34

Peter SteinCDU/CSU - Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie 2016

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Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nachhaltigkeit ist ein wunderbares Gesetz der Schöpfung. Um etwa 1000 vor Christus entstand unter König David ein Großstaat. Das Land wurde ausgebaut, Städte wurden befestigt. Besonders in der Hauptstadt Jerusalem boomte das Bauen. Dazu brauchte man viel Holz, mehr als das eigene Land liefern konnte. Dieses Holz schafften Phönizier aus dem Libanon und aus Persien gegen gute Bezahlung heran. Das Ganze war also ein Jobmotor. In der Glanzzeit Israels unter König Salomo erreichte dieser Bauboom seinen Höhepunkt. Das ganze florierende Land brauchte Massen an Holz als Rohstoff. Diese Nutzung dauerte Jahrhunderte an. Die Bestände der Libanon-Zeder wurden fast bis zur Ausrottung geplündert. Nachhaltig war das nicht.

Daraus wurde gelernt: Jedes siebte Jahr begingen die Juden später als sogenanntes Sabbatjahr, in dem nicht gesät und geerntet werden durfte. Das galt sowohl für die Feldfrüchte als auch für die Früchte der Bäume. Damit erhielten die Böden eine Regenerationspause, die ein Auslaugen verhinderte, und Bäume konnten nachwachsen. Der Bibel verdanken wir auch den ersten schriftlichen Hinweis auf einen zur Aufsicht dieser Handlungsweise bestellten Förster. In Nehemia, Kapitel 2, Vers 8, ist von Asaf als dem obersten Verwalter über die Wälder des persischen Königs die Rede. Sicher ist heute überliefert, dass der Begriff der Nachhaltigkeit aus dem Forstwesen stammt. Die Bibel belegt uns an dieser Stelle diese uralten Wurzeln der Menschheit. Nun sind wir einige Tausend Jahre später nicht viel klüger, obwohl wir mehr wissen und andere Technologien haben. Das sollte uns eigentlich helfen, derartige Fehler nicht wieder zu begehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, heute reden wir über die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Diese baut auf den 17 Nachhaltigkeitszielen, den sogenannten SDGs, auf. Da steckt unglaublich viel Kraft drin. Ich glaube, es ist an uns, diese Kraft auf die Straße zu bringen. Wir müssen den wissenschaftlichen Elfenbeinturm verlassen. Wir müssen den Menschen erklären, was wir mit Nachhaltigkeit meinen. Wir müssen sie mitnehmen und sie dafür begeistern, dass das, was wir uns vorstellen und niedergeschrieben haben, auch funktioniert.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dafür brauchen wir eine Definition. Wir haben die Definition der Brundtland-Kommission. Für mich muss ich ehrlich sagen: Ich brauche keine fixe Definition von Nachhaltigkeit. Ich denke, Nachhaltigkeit ist ein Prozess, und die Definition ergibt sich aus dem Handeln. Dazu gehört Teilhabe. Dazu gehört Verständnis. Dazu gehört, dass wir diese Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung, die ja sagt, dass wir auf dem Weg in eine enkelgerechte Gesellschaft sind, tatsächlich in die nächste Generation einbinden. Denn die kommende Generation muss mit uns gemeinsam die nächste enkelgerechte Gesellschaft entwickeln.

Wir geben uns zu Beginn dieser Strategie Managementregeln. In der ersten Regel steht das, was ich gerade beschrieben habe: Jede Generation muss ihre Aufgaben selber erfüllen und selber lösen. In der zweiten Regel heißt es bereits: Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen müssen Hand in Hand gehen. Weiter heißt es: Wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Kräfte sind zusammenzuführen. Das machen wir auch heute hier in der Debatte, und dies muss als Signal nach draußen gehen: Wir sind dazu bereit, nicht nur strategisch, sondern tatsächlich mit unserem gemeinsamen Handeln in Richtung Nachhaltigkeit zu wirken.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Nachhaltigkeit und Bildung – diese beiden Begriffe sind für mich eins. Allein schon im Kern dieser beiden Begriffe steckt, dass es sich um die Aufgaben handelt, die wir in die nächste Generation hineingeben. Dazu gehört zuallererst, dass wir im Bereich der Bildung den Begriff der Nachhaltigkeit vom Kindergarten über die Schulen, die Hochschulen bis zum lebenslangen Lernen niemals vergessen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, 17 SDGs – die Nachhaltigkeitsziele sind vereinbart, und zwar von allen Staaten. Anders als offenbar die Führung in den USA stehen wir zu den Vereinbarungen von New York und Paris.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir haben die Klima- und Umweltschutzkanzlerin. Wir stehen an der Seite der freien Welt und nicht an der Seite der Dummheit. Wir wählen die Zukunft, nicht die Ignoranz. Mister President: Mauern, die zwischen den Menschen und der Erkenntnis stehen, können niemals schöne Mauern sein. Ich sage: Mister Trump, tear down this wall of ignorance!

Herzlichen Dank.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7093389
Wahlperiode 18
Sitzung 229
Tagesordnungspunkt Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie 2016
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