17.05.2017 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 233 / Tagesordnungspunkt 5

Elfi Scho-AntwerpesSPD - Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare

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Danke schön. – Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es kann nicht jeder das Glück haben, aus einer weltoffenen, toleranten Stadt wie Köln zu kommen. Meine Damen und Herren von der Union, wie hinterwäldlerisch sind Sie eigentlich mit Ihrer Einstellung?

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)

– Herr Hirte, Sie hören jetzt auch zu!

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Verlassen Sie Ihre gemütlichen Büros, gehen Sie zu den Menschen hin, und hören Sie mal, was die Ihnen zu sagen haben!

(Beifall der Abg. Ulli Nissen [SPD])

Wenn Sie das tun, dann werden Sie hören, dass es auch bei uns Diskriminierung gibt.

(Zurufe von der CDU/CSU)

Es ist ein Skandal, dass die gleichgeschlechtliche Ehe in Deutschland bislang unmöglich ist. Es ist ein Skandal, den Sie verursachen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Sie müssen wissen: Homosexuell zu sein, ist keine Krankheit, und es ist auch keine Sünde; es ist völlig normal.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU – Manfred Grund [CDU/CSU]: Gehen Ihnen die Argumente aus? – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wer behauptet hier denn so was?)

– Hören Sie doch einfach mal zu! Warum echauffieren Sie sich so? Das ist Ihre Diktion.

(Dr. Volker Ullrich [CDU/CSU]: Das hat niemand gesagt!)

Es ist so normal, dass 83 Prozent unserer Bürger und Bürgerinnen der gleichgeschlechtlichen Ehe, der Ehe für alle, zustimmen würden. Das ist eine eindeutige Mehrheit. Die haben Sie nicht, liebe Union; denn Sie wollen das nicht. Aber Sie sind nicht die Mehrheit.

Bislang dachte ich, das D in CDU steht für „demokratisch“. Warum hören Sie nicht auf die Menschen, auf die 83 Prozent? Das D in Ihrem Parteinamen scheint mir eher für „Diskriminierung“ zu stehen.

(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Christliche Nächstenliebe treibt die CDU und die CSU offenbar ebenso wenig an wie Artikel 3 des Grundgesetzes.

(Manfred Grund [CDU/CSU]: Machen Sie ruhig weiter so!)

– Ich mache auch weiter so.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Nicht mehr lange!)

Lesen Sie doch mal den Artikel 3 des Grundgesetzes! Es geht um die Würde des Menschen, um jeden Einzelnen. Es ist eine Schande, dass Sie das hier seit Jahren verhindern. Begegnen Sie Schwulen und Lesben endlich mit dem Respekt und der Würde, die sie verdient haben!

(Beifall der Abg. Ulli Nissen [SPD] – Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Das ist Wahlkampf in Köln, den Sie hier im Hohen Hause gerade machen!)

Vielfalt ist nämlich Normalität.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Elisabeth Winkelmeier-Becker [CDU/CSU]: Wer bestreitet das denn? – Dr. Volker Ullrich [CDU/CSU]: Ihr Tonfall ist respektlos!)

– Ja, weil Sie dauernd schreien, muss ich lauter werden. Wenn Sie still sind, kann ich flüstern.

Die Kreativität der CDU/CSU-Fraktion, warum man Menschen in unserem Land in zwei Klassen einteilen muss, ist grenzenlos. Sie blamieren uns alle und verballhornen das Hohe Haus, indem Sie seit 1998 zu dem Thema herumlamentieren. Eine Bundesrepublik, die Teile ihrer eigenen Bevölkerung diskriminiert? Das darf nicht wahr sein, und doch ist es so.

Wenn zwei Menschen füreinander einstehen, ist das etwas Wunderbares. Sie stehen für den anderen ein, und das Institut der Ehe schützt dieses Paar. Abseits von Einstehens- und Wirtschaftsgemeinschaften sind es wertvolle Dinge wie Liebe und Geborgenheit, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. In der Verantwortung, die Ehepartner füreinander übernehmen, besteht kein Unterschied.

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Drei Minuten Redezeit!)

Es gibt nämlich keine Liebe zweiter Klasse.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Viele von Ihnen sind in der grauen Masse Ihres Fraktionsblocks einfach nur gefangen, –

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Ende.

– statt mutig zu sagen: Wir wollen Gleichberechtigung, egal ob Paul Paula oder Paul liebt. Ich fordere seit Jahrzehnten die Ehe für alle. Ich fordere sie auch heute wieder. Die Mehrheit im Lande will es so.

Frau Kollegin.

Ich bin am Ende,

(Lachen und Beifall bei der CDU/CSU)

hoffentlich auch mit der Forderung, die weiterhin bestehen bleibt.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Ich schließe die Aussprache.

Kurz zur Erinnerung: Die Mikrofone waren eingeschaltet. Man konnte Sie sehr gut hören.

Wir kommen nun zu einem Geschäftsordnungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die Fraktion hat fristgerecht beantragt, sofort in die zweite Beratung der Gesetzentwürfe auf den Drucksachen 18/5098, 18/6665 und 18/8 einzutreten, hilfsweise, für den Fall, dass dieser Geschäftsordnungsantrag nicht angenommen wird, den Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz zu verpflichten, dem Bundestag die Beschlussempfehlung und Berichte zu den genannten Gesetzentwürfen bis spätestens zum 31. Mai 2017 vorzulegen.

Das Wort zur Geschäftsordnung hat zunächst die Kollegin Britta Haßelmann.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7110340
Wahlperiode 18
Sitzung 233
Tagesordnungspunkt Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare
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