18.05.2017 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 234 / Zusatzpunkt 5

Volkmar KleinCDU/CSU - Aktuelle Stunde zu den Vorschlägen von Präsident Macron zur EU-Wirtschafts- und Finanzpolitik

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wurden jetzt schon – ich glaube, zu Recht – eine ganze Menge guter Erwartungen formuliert. Es ist ja auch in der Tat wohltuend, über Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich zu sprechen.

(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, zwischen CDU und CSU!)

Mein Vater wäre begeistert, wenn er das hörte. Er hat Ende der 30er-Jahre noch etwas ganz anderes in den Schulbüchern gelesen.

Es ist wohltuend, von der Zusammenarbeit in Europa zu hören, vom Willen zum Erfolg, im Übrigen auch vom Willen zum gemeinsamen ökonomischen Erfolg. Denn wie sollen wir Europäer, die wir prozentual in der Welt immer weniger werden, unsere Wertvorstellungen, unsere Vorstellungen von Freiheit und Menschenrechten, als Erfolgsrezept an die Welt weitergeben, wenn wir nicht einmal selber erfolgreich sind? Für diese Freundschaft, für diese Zusammenarbeit in Europa und für diesen Willen zum Erfolg stehen Angela Merkel und jetzt auch der französische Präsident Macron.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte das, was Macron gesagt hat, mit drei Begriffen zusammenfassen: Er hat von Stabilität, von Eigenverantwortung und von Wettbewerbsfähigkeit gesprochen.

Stabilität: Er hat selbstkritisch – das ist auch ein Stück weit berechtigt – angekündigt, das Defizit in Frankreich zu reduzieren. Das Staatsdefizit ist ziemlich groß. Die Gesamtverschuldung liegt bei 96 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Gerade nach der Staatsschuldenkrise ist es die richtige Erkenntnis, dass es nicht nur ethisch geboten ist, die Staatsverschuldung zu begrenzen – denn das ist gegenüber künftigen Generationen einfach nicht in Ordnung –, sondern dass die Staatsverschuldung auch eine Gefahr für die Stabilität darstellt. Pluspunkt für Macron: Stabilität anstreben.

Eigenverantwortung: Eben wurde schon über Euro-Bonds gesprochen. Es gab unterschiedliche Signale im Wahlkampf. Hier in Berlin hat der neue französische Präsident gesagt: Die Vergemeinschaftung von Schulden führt zu einer „Politik der Verantwortungslosigkeit“. – Nix mit Euro-Bonds!

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sagt denn der Staatssekretär? Können Sie das mal dem Staatssekretär erklären?)

Der Einzige, der immer noch Euro-Bonds haben will, ist Martin Schulz.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Spahn!)

Ich zitiere Macron noch einmal: „Das führt zu einer Politik der Verantwortungslosigkeit.“ Das wollen wir in Deutschland nicht. Deswegen wollen wir auch keinen Martin Schulz.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das Jens Spahn! Der Spahn müsste jetzt einmal sagen: Ich entschuldige mich für die Fake News! – Christian Petry [SPD]: Das ist eine echte Fake News!)

Kommen wir zum wichtigsten Punkt: der Wettbewerbsfähigkeit. Sie ist entscheidend für unsere Zukunft.

(Zuruf des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE]

Macron hat eine ganze Menge angekündigt: Modernisierung des Staates, Senkung der Steuern usw. Ich glaube, dass Frankreich selber entscheiden muss, was die richtigen Strukturreformen für Frankreich sind. Wir müssen das für Deutschland auch selber entscheiden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Wettbewerbsfähigkeit wird einerseits durch die Umsetzung der notwendigen Reformen und andererseits durch Investitionen gestärkt. Dazu gibt es jetzt alle möglichen Vorschläge. Das hört sich fast so an, als ob die Sachlage gar nicht überall registriert wird. Vielleicht hat man die aktuellen Meldungen der Europäischen Investitionsbank übersehen, die mitgeteilt hat: Die seit 2015 zur Verfügung gestellten 4,4 Milliarden Euro aus dem EFSI, aus dem Europäischen Fond für Strategische Investitionen, haben in Frankreich über 22 Milliarden Euro an Investitionen mobilisiert. Natürlich investiert EFSI viel mehr in Frankreich als in Deutschland.

(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie da nicht eingezahlt?)

Das ist ein Teil europäischer Solidarität. Das ist auch richtig so. Das müssen wir weiter stärken.

(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann zahlen Sie doch ein!)

Lasst uns doch überhaupt einmal registrieren, welch gute Instrumente wir haben, und nicht nur darüber philosophieren, was wir noch brauchen.

(Beifall bei der CDU/CSU – Christian Petry [SPD]: Das hängt doch an Projekten! Informieren Sie sich über die Modalitäten, und reden Sie nicht so einen Unsinn!)

Ich will abschließend sagen: Mich freut, dass über die Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit gesprochen wird, auch in Frankreich. Das war bei Lagarde früher in Frankreich und selbst heute beim IWF zeitweise anders. Früher wurde darüber philosophiert, man müsse für eine nivellierte Wettbewerbsfähigkeit in Europa sorgen. Das wäre vielleicht eine gute ökonomische Idee, wenn Europa ein Closed Shop wäre, und dann, wenn Deutschland nicht mehr liefern würde, eben Portugal oder Frankreich liefern würden. Europa ist aber kein Closed Shop. Wenn Deutschland nicht mehr liefert, liefern Indien oder China.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Deswegen ist die einzige Lösung: Alle Staaten in Europa müssen für bessere Wettbewerbsfähigkeit sorgen. Das ist offensichtlich der Plan des neuen französischen Präsidenten.

Kollege Klein.

Er kann sich in der Atmosphäre und in der Tradition der deutsch-französischen Freundschaft darauf verlassen, dass wir ihn dabei unterstützen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Christian Petry [SPD]: Mein Gott, war das schlimm! – Gegenruf des Abg. Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist euer Koalitionspartner! – Gegenruf des Abg. Christian Petry [SPD]: Leider!)

Das Wort hat der Kollege Alexander Radwan für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7110961
Wahlperiode 18
Sitzung 234
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde zu den Vorschlägen von Präsident Macron zur EU-Wirtschafts- und Finanzpolitik
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