Elvira Drobinski-WeißSPD - Kita- und Schulverpflegung
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Gäste auf den Tribünen! Eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Kita- und Schulverpflegung hat für die SPD-Bundestagsfraktion ernährungspolitisch die höchste Priorität.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Ich meine damit selbstverständlich eine Schulverpflegung, an der jedes Kind unabhängig vom Geldbeutel der Eltern teilnehmen kann.
Die Kollegin Pflugradt hat bereits einiges dazu ausgeführt. Wir wollen und müssen in dieser Frage endlich vorankommen.
Nun wissen wir aber auch alle miteinander, wie schwierig die konkrete Umsetzung dieser eigentlich einfachen Idee ist. Wir diskutieren hier ja nicht zum ersten Mal darüber. Und ja, über das ganz konkrete Wie gehen die Vorstellungen auseinander, auch hier in der ersten Reihe. Für uns Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen ist aber klar: Gutes, gesundes und bezahlbares Essen muss in allen Kindertagesstätten und Schulen zum Standard werden.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Doch damit ist es nicht getan. Gute, gesunde Ernährung muss auch außerhalb der Schule leichter werden.
Und weil zu Ihrem Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken, liebe Karin Binder, inzwischen, glaube ich, alle Argumente ausgetauscht sind, erlaube ich mir, den Bogen etwas weiter zu spannen. Selbst wenn wir nämlich aus der Schule einen Ort machen, an dem gesundes Essen selbstverständlich ist, haben wir immer noch jede Menge anderer Baustellen. Denn während eine ausgewogene Ernährung theoretisch gar nicht so kompliziert ist – viel Obst und Gemüse, wenig Salz und Zucker, viel Wasser und Vollkorn –, ist sie ganz praktisch im Alltag oft ziemlich schwierig. Fast Food und Süßigkeiten an jeder Ecke, verwirrende Nährwertkennzeichnungen, unausgewogene Fertigprodukte, die als gesundheitsfördernd verkauft werden, eine Geschmacksprägung auf zu viel Zucker, Salz und Fett schon im Kindesalter: Die Liste der Dinge, die eine ausgewogene Ernährung erschweren, ist lang.
Wenn wir alle Kinder und natürlich auch ihre Eltern, alle Verbraucherinnen und Verbraucher insgesamt dabei unterstützen wollen, gesund zu essen, dann müssen wir dafür sorgen, dass die gesündere Wahl im Alltag auch zur leichteren wird: Wir brauchen Kassenzonen ohne Süßigkeiten und Fertigprodukte mit weniger Zucker und Salz. Wir brauchen die Ampelkennzeichnung und aus meiner Sicht auch eine gesetzliche Beschränkung für das an Kinder gerichtete Lebensmittelmarketing.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie auf diesem Feld – sie funktionieren nicht. Das hat ja gerade erst eine Studie belegt, die die AOK in Auftrag gegeben hat. Wir reden immer darüber, wie wichtig Ernährungsbildung in Kita und Schule ist. Ja, das ist sie. Aber das Wissen muss auch im Alltag umsetzbar sein. Ich erwarte vom Minister für Ernährung beispielsweise, dass er jetzt endlich mal etwas zur nationalen Reduktionsstrategie im Hinblick auf Zucker, Salz und Fett sowie zur Frage vorlegt, wie er Kinder – wie es in seinem Grünbuch heißt – vor irreführenden Werbeaussagen und falschen Kaufanreizen schützen will. Und von der Lebensmittelwirtschaft erwarte ich deutlich mehr Engagement und weniger business as usual und Blockade.
Allen Kindern eine gute und gesunde Ernährung zu ermöglichen, ist eine Frage sozialer Gerechtigkeit, eine Frage der Chancengleichheit. Deshalb hat das auch für uns höchste Priorität. Und deshalb werden wir auch finanzierbare und tatsächlich umsetzbare Lösungen finden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7111049 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 234 |
Tagesordnungspunkt | Kita- und Schulverpflegung |