Daniela De RidderSPD - Frauen- und Gleichstellungspolitik
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Gäste auf den Rängen! Liebe Kolleginnen der Opposition, ich wünschte mir so manches Mal mehr Frauensolidarität. Hätten wir die auch in diesem Parlament, dann müssten Sie doch anerkennen, dass wir in dieser Legislaturperiode so viel Frauenpolitik durchgesetzt haben und so viel Gewinnbringendes für Frauen erreicht haben wie selten zuvor,
(Beifall bei der SPD – Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das reicht aber nicht!)
beispielsweise die Frauenquote und das Entgelttransparenzgesetz. Das mag zwar alles nicht reichen, aber man muss es doch würdigen, anerkennen und unterstützen. Ich fahre fort mit dem Elterngeld Plus, der Familienpflegezeit und dem Kitaausbau.
(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Mütterrente!)
All dies sollte man anerkennen und würdigen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Sie haben ja recht: Wenn es darum geht, der AfD und ihren Kampfparolen gegen Gender-Mainstreaming und Genderforschung entgegenzutreten, dann müssen wir uns verbünden und dem gemeinsam solidarisch entgegentreten.
(Beifall bei der SPD)
Im Übrigen steht mit meiner Person gerade das Beispiel eines Hassobjekts am Rednerpult, liebe Frau Gohlke, nämlich mit Blick auf das, was die AfD verkündet. Ich war lange Genderforscherin, und ich war lange Gleichstellungsbeauftragte und damit für Gender-Mainstreaming zuständig. Ja, es ist eine Schande, dass Populisten Gleichstellung infrage stellen. Aber dabei soll es nicht bleiben.
Gerade im Wissenschaftsbereich haben wir eine ganze Menge durchgesetzt. Lassen Sie mich daran erinnern, dass wir einen Pakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs geschlossen haben, der gerade auch die Karrierewege junger Nachwuchswissenschaftlerinnen in den Blick nimmt. Aber auch da gilt, dass wir die Frauen nicht isoliert betrachten dürfen, sondern dass wir auch junge Väter in den Blick nehmen müssen. Wenn Männer ein Teil des Problems sind, dann müssen sie doch auch ein Teil der Lösung sein. Das ist unerlässlich, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall der Abg. Dr. Claudia Lücking-Michel [CDU/CSU])
Da darf auch gerne geklatscht werden.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Zweitens will ich noch einmal deutlich machen, dass der Arbeitsmarkt segregiert ist und dass Frauen – das hat Frau Kollegin Zollner schon angesprochen – auch dann entsprechender Würdigung und Anerkennung bedürfen, wenn sie sich für frauenspezifische Bereiche wie die Pflegewissenschaften entscheiden.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Drittens haben wir Programme wie „Frauen an die Spitze“, mit denen wir deutlich machen: Ja, Frauen können denken. Frauen können forschen. Frauen können lehren. Darin müssen sie auch unterstützt werden.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Aber nicht genug: Nein, wir sind nicht nur zufrieden. Das will ich keineswegs in Abrede stellen. Ja, es hätte mich gefreut, liebe Unionskolleginnen, wäre es uns gelungen, jetzt schon eine ganz klare Aussage dahin gehend zu machen, wie es mit dem Professorinnenprogramm weitergeht. Schade, dass der Antrag, den wir entwickelt haben, am Widerstand der Union gescheitert ist. Eine Schwalbe reicht eben nicht, um einen Sommer zu machen. Eine Kanzlerin reicht nicht, um gute Gleichstellungspolitik zu machen.
(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Aber notwendig ist sie!)
Das ist ärgerlich, und das wird in der nächsten Legislaturperiode noch einmal deutlich akzentuiert werden müssen.
Ja, liebe Claudia Lücking-Michel, auch ich bin ein Fan der Quote, wenn Sie mit dem Kaskadenmodell daherkommen. Aber warum ist es uns nicht gelungen, dies stärker zu transportieren? Das wird beantwortet werden müssen.
Ich war ganz erschrocken: Exzellenzstrategie, sagte der Kollege Kaufmann neulich in einer Diskussion, an der Kai Gehring und ich teilgenommen haben, habe nichts mit Gender-Mainstreaming oder Gender und Diversity zu tun. Das finde ich fahrlässig. Ich denke allein an das Medizinstudium und daran, dass es eigentlich gesichertes Wissen darüber gibt, dass die Symptome etwa bei Herzinfarkt bei Frauen anders aussehen als bei Männern. Wenn wir dringend auf Genderforschung angewiesen sind, dann können wir nicht ignorieren, dass Exzellenz in der Wissenschaft und Gender zusammengehören und beobachtet werden müssen.
(Beifall bei der SPD)
Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben hier noch vieles zu tun, und wir müssen uns dem auch widmen. Wir von der SPD schlagen deshalb vor, sofort noch einmal darüber nachzudenken – und wir haben ja noch ein bisschen Zeit –, wie es weitergehen soll mit der Genderforschung, wie es auch mit der Unterstützung der jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen weitergehen muss. Wir schlagen vor, liebe Claudia Lücking-Michel, dass es noch einmal einen Vorstoß in dem Programm „Frauen an die Spitze“ und vor allem im Professorinnenprogramm gibt. Was wir dazu tun müssen – und das ist unser Vorschlag, den Martin Schulz dann hoffentlich wird durchsetzen können –, ist sicher, einen Gleichstellungsrat einzusetzen, in dem wir all diese Expertise, die Frauen und Männer mitbringen, bündeln und zur Unterstützung von Frauen und Männern in der Wissenschaft einbringen. Wir wollen da überhaupt nicht ausschließend wirken.
Liebe Frauen, die Sie die Chance haben, zu wählen: Wählen Sie nicht nur so, dass Sie denken, Sie müssten die althergebrachten Rezepte von gestern unterstützen. Wählen Sie bitte auch in Ihrem eigenen Interesse diejenigen, die Gleichstellung unterstützen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD)
Vielen Dank. – Dann erhält jetzt Dr. Claudia Lücking-Michel das Wort für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7123142 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 241 |
Tagesordnungspunkt | Frauen- und Gleichstellungspolitik |