Gabriele Hiller-OhmSPD - Tourismuspolitischer Bericht der Bundesregierung
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf den Rängen und hier im Saal! „ Kein Zweifel: Tourismus ist in Deutschland eine Erfolgsstory.“ So lautet der erste Satz des Tourismuspolitischen Berichts; er ist ganz treffend, sagt eigentlich schon alles. Ich bedanke mich ganz herzlich bei unserer Tourismusbeauftragten, Iris Gleicke, und ihrem tollen Team für diesen großartigen Bericht.
(Beifall bei der SPD)
– Danke schön.
Die Zahlen wurden schon genannt. Der Tourismus beschert unserem Land fast 290 Milliarden Euro Umsatz jährlich und zählt somit zu den wirtschaftlichen Schwergewichten. Wem, liebe Kolleginnen und Kollegen, verdanken wir das? Zum einen der Investitionsbereitschaft, Kreativität und Ausdauer der vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, zum anderen aber auch den Beschäftigten, die Tag für Tag hart für dieses gute Ergebnis arbeiten.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen und mich bei diesen 3 Millionen Menschen im Namen meiner Fraktion besonders bedanken.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Markus Tressel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Sie bringen jeden Tag ihre Leistung – in den Restaurants, Hotels und Reisebüros, bei Veranstaltern, Busunternehmen, Freizeitparks, auf Campingplätzen und in der Touristinfo. Danke für die tolle Arbeit. Sie sind der Motor des Tourismus in Deutschland!
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kerstin Kassner [DIE LINKE])
Ihre Arbeit muss aber auch entsprechend wertgeschätzt werden. Daran, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, hapert es leider oft. Das zeigt sich an den vielen schwierigen Arbeits- und Ausbildungsverhältnissen und an den niedrigen Löhnen, die in der Branche gezahlt werden. Hier muss sich dringend etwas ändern, wenn wir die guten Ergebnisse im Tourismus auch zukünftig halten wollen. Denn – da spreche ich kein Geheimnis aus – gerade in der Gastronomie und Hotellerie fehlen schon heute Fachkräfte. Bei der anhaltend guten Beschäftigungslage wird sich diese Situation angesichts der Konkurrenz mit anderen Branchen noch verschärfen. Junge Menschen suchen sich nach dem Schulabschluss für sie attraktivere Ausbildungsalternativen.
Nur ein Beispiel aus meiner Region, der Ostseeküste in Schleswig-Holstein: Seit acht Monaten sucht dort ein Gastronomiebetrieb über Anzeigen verzweifelt nach Köchen und Tresenkräften. Im Arbeitsagenturbezirk Lübeck/Ostholstein meldeten die Betriebe seit Jahresbeginn über 900 offene Stellen.
(Anja Karliczek [CDU/CSU]: Genau!)
Verschärft wird die Situation dadurch, dass aufgrund der guten Nachfrage viele neue Betriebe eröffnen. Allein in Lübeck, in meiner Stadt, entstehen zurzeit fünf neue große Hotels. Die brauchen natürlich auch Personal. Der Kampf um Personal hat also bereits begonnen.
(Anja Karliczek [CDU/CSU]: Längst!)
So werden Beschäftigte aus Not zunehmend von Konkurrenten abgeworben. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann es nicht sein. Hier brauchen wir dringend Lösungen, damit der Deutschlandtourismus auch zukünftig seinen Höhenflug fortsetzen kann.
Die Branche selbst ist gefordert. Aber auch wir, die Politik, können Rahmenbedingungen setzen. Das haben wir auch schon getan, zum Beispiel mit dem gesetzlichen Mindestlohn. Er hilft den Beschäftigten, vor allem den vielen Frauen, die in der Branche, in der Gastronomie und in den Hotels, oft für sehr wenig Geld arbeiten.
(Anja Karliczek [CDU/CSU]: Wenn die alle Personal brauchen, bezahlen die die auch besser, sonst finden die doch keine!)
Die Forderungen aus der Branche nach weiterer Flexibilisierung der Arbeitszeit und nach Zwölf-Stunden-Schichten halten wir für kontraproduktiv. Stattdessen sollten wir alles dafür tun, die Ausbildung attraktiver zu gestalten. Wir als SPD wollen für eine angemessene Mindestausbildungsvergütung sorgen. Wir wollen flächendeckend Jugendberufsagenturen einrichten, um Jugendlichen Beratung und Unterstützung aus einer Hand beim Einstieg in Ausbildung und Beruf zu geben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben es schon gehört: Der Tourismus ist insgesamt gut aufgestellt, aber es stehen noch große Herausforderungen an. Die Fachkräftesicherung habe ich angesprochen. Der Anschluss an die modernen Kommunikationstechnologien und barrierefreies Reisen sind weitere wichtige Aufgabenfelder. Es muss uns auch gelingen, den Tourismus insgesamt besser zu koordinieren. Die Kleinteiligkeit der Branche und die Verankerung als Querschnittsaufgabe vieler Ministerien des Bundes und der Länder können im internationalen Wettbewerb sehr schnell zum Nachteil werden. Das neue Kompetenzzentrum Tourismus, das unsere Tourismusbeauftragte gerade auf den Weg bringt, kann dazu beitragen, die Tourismuspolitik schlagkräftiger aufzustellen.
Damit komme ich zu dir, liebe Iris. Du hast heute deine letzte Rede im Bundestag gehalten. Es freut mich, dass du deine Arbeit als Tourismusbeauftragte mit dem Bericht und der darin festgehaltenen tollen Bilanz abschließen kannst. Danke dafür! Es ist enorm, was du mit deinem wirklich kleinen Team im Bereich Tourismus bewegt hast. Du hast dich in den dreieinhalb Jahren immer an vorderster Front dafür eingesetzt, dass der Tourismus in der Politik die Berücksichtigung findet, die er verdient. Und: Du hast die wichtigen Themen, die in der Tourismusbranche unter den Nägeln brennen, angepackt und hast, wo es ging, für Verbesserungen im Sinne des Tourismus gesorgt. Dafür, liebe Iris, ein ganz großes Dankeschön!
(Beifall im ganzen Hause)
Auch wenn du dann nicht mehr hier im Parlament bist, ist es für uns, für die SPD, aber, wie ich denke, auch für meine Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen ganz klar: Wir kämpfen weiter für den Tourismus.
Danke schön.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)
Vielen Dank. – Für die CDU/CSU hat jetzt Barbara Lanzinger das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7123163 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 241 |
Tagesordnungspunkt | Tourismuspolitischer Bericht der Bundesregierung |