30.06.2017 | Deutscher Bundestag / 18. WP / Sitzung 244 / Tagesordnungspunkt 32

Edelgard Bulmahn - Spitzensportförderung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Nachdem wir jetzt gerade die Selbstbefassungsrede von André Hahn über die Spitzensportförderreform gehört haben, kann ich nur an dieser Stelle sagen: André, auch ich habe es mir anders vorgestellt. Kollegiale Zusammenarbeit ist dann und wann vielleicht eher angebracht; das ist leider nicht immer der Fall gewesen.

(Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Mit dem Ministerium, ja!)

Ich bin ja froh, dass die Linke hier quasi als Rächer des DOSB auftritt, aber eines müssen wir uns auch einmal klarmachen: Der Sport in Deutschland hat eine herausgehobene Stellung in der Gesellschaft. Ich muss Ihnen nicht erzählen, was der Sport alles für dieses Land leistet, nicht nur die Ehrenamtlichen, sondern auch die Athletinnen und Athleten. Deswegen ist es gut, dass wir heute quasi am letzten Sitzungstag in dieser Legislaturperiode über den Sport diskutieren.

Wir waren und sind eine erfolgreiche Sportnation. Wir wissen aber auch, dass wir nicht mehr so erfolgreich sind wie früher. Seit Barcelona hat sich die Zahl unserer bei Olympischen Spielen gewonnenen Medaillen quasi halbiert. Deshalb muss man wirklich darüber nachdenken, eine Reform anzustoßen. Das ist passiert. André, in dem Fall gebe ich dir tatsächlich ein bisschen recht: Ich hätte mir gewünscht, dass wir eine öffentliche Diskussion unter Einbeziehung der Sportpolitik geführt hätten. – Aber jetzt liegt diese Reform vor. Diese Reform ist auch sinnvoll, damit alte Strukturen aufgebrochen werden und wir neue Wege im deutschen Spitzensport gehen.

Den Kerngedanken der Reform – Unterstützung von zukünftigen Potenzialen; Athletinnen und Athleten stehen im Mittelpunkt – teilen wir. Da sind wir dabei. Den finden wir besonders gut. Für uns, die SPD-Fraktion, ist es aber auch ganz wichtig, dass die Karte an Sportzentren in Deutschland nicht plötzlich ausgedünnt wird, weil bisher erfolgreiche Sportarten weniger Medaillen holen – ich erwähne jetzt einmal die letzten Olympischen Spiele, bei denen die Schwimmer oder die Fechter nicht eine Medaille gewonnen haben –, deshalb keine Förderung mehr bekommen und im Nichts versinken. Das wollen wir nicht. Deswegen haben wir gemeinsam mit unserem Koalitionspartner einen wunderbaren Antrag auf den Weg gebracht, mit dem wir eine gewisse Basisförderung für eher weniger erfolgreiche Sportarten fordern.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ganz wichtig finden wir auch, dass die Rahmenbedingungen für die Athletinnen und Athleten verbessert werden. Möglichkeiten zur dualen Karriere, Arbeitszeiten und ‑bedingungen von Trainern und Trainerinnen, faire Löhne, sichere Arbeitsplätze, mehr Vollzeitstellen sowie mehr Aus- und Fortbildungen, die Entwicklung einer Alterssicherung für Athletinnen und Athleten gemeinsam mit der Sporthilfe – eine ganz wichtige Geschichte –, all das liegt uns am Herzen. Das würden wir gerne verwirklicht sehen.

(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Eberhard Gienger [CDU/CSU])

Zum Thema Olympia- und Bundesstützpunkte. Diese Stützpunkte können wir nicht einfach willkürlich schließen. Sie wissen, ich komme aus einer Kampfsportart, aus dem Judo. Ich sage Ihnen: Wenn es keine Trainingspartner mehr gibt, dann hat Judo in Deutschland keine Zukunft; dann werden wir keine erfolgreiche Judonation mehr sein. Insofern sollte man das Ganze hinterfragen.

Ganz wichtig für mich ist, dass es endlich eine Gleichstellung zwischen paralympischen und olympischen Athleten gibt.

(Beifall bei der SPD)

Die paralympischen Athleten haben Anerkennung mindestens genauso verdient. Warum auch nicht? Es ist einfach eine wichtige Angelegenheit.

Der deutsche Sport war etwas unmütig darüber, dass wir die geforderten 63 Millionen Euro nicht in den Haushalt eingestellt haben.

(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 63 Millionen?)

Das konnten wir nicht. Ich habe letzte Woche versucht, es zu erklären. Aufgrund der Haushaltsgesetzgebung können wir nicht jetzt schon 63 Millionen Euro in irgendeinen Haushalt einstellen,

(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es sind 39  Millionen Euro!)

der so wahrscheinlich gar nicht beschlossen wird. Wir müssen abwarten, was die Sportpolitikerinnen und Sportpolitiker des nächsten Bundestages dazu sagen.

(Zuruf des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])

Aber ich kann dem deutschen Sport eins versichern: Die SPD will dem Sport nicht das Wasser abgraben. Im Gegenteil: Wir werden die Rahmenbedingungen für den Spitzensport nachhaltig verbessern.

Erlauben Sie mir eine kleine Bemerkung, Herr Staatssekretär Schröder: Ich möchte mich bei Ihnen für die sehr vertrauensvolle Arbeit ganz herzlich bedanken. Wir beide gehören einer Koalition an. Wir haben gemeinsam mit Eberhard Gienger oft zusammengesessen. Ich denke, viele Dinge, die wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben, waren einfach gut. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Vielleicht sieht man sich bei der einen oder anderen Gelegenheit im Sport. Ich glaube, wir sehen uns am Sonntag in Haifa.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine wunderbare Sommerpause. Es geht weiter. Christian Sachs auf der Tribüne rufe ich zu: Der deutsche Sport – wir sind auf seiner Seite.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Özcan Mutlu hat als nächster Redner das Wort für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7125933
Wahlperiode 18
Sitzung 244
Tagesordnungspunkt Spitzensportförderung
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