Katarina Barley - Zweiter Engagementbericht: Demografischer Wandel
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor einer Woche habe ich hier den 15. Kinder- und Jugendbericht und den Siebten Altenbericht vorgestellt. Ich habe dabei gesagt, dass wir gerade bei diesen Personengruppen vor allen Dingen die Verhältnisse vor Ort in den Blick nehmen müssen.
Der Zweite Engagementbericht, über den wir heute sprechen, legt den Fokus ebenfalls auf das Lokale. Herausgekommen ist ein starker Bericht, eine wertvolle Handreichung für uns hier im Bund, für die Länder und vor allen Dingen auch für die Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker. Dass der Zusammenhalt unserer Gesellschaft vor Ort organisiert wird, ist eine zentrale Erkenntnis und auch ein entscheidender Handlungsauftrag für die Politik.
Deutschland engagiert sich. Fast 31 Millionen Menschen in Deutschland sind in ihrer Freizeit ehrenamtlich aktiv. 80 Prozent dieses Engagements findet tatsächlich auf lokaler Ebene statt: in Projekten, Initiativen und Vereinen.
Ich sage das als Bewohnerin des ländlichen Raums: Dieses Engagement ist in vielen Fällen wirklich entscheidend für die Lebensqualität vor Ort. Mein Heimatort hat rund 7 500 Einwohner und 40 Vereine. Das geht vom Heimat- und Verkehrsverein über die Karnevalsvereine, den Lauftreff bis hin zum Verein „Nachbarn in Not“. Das ist ein ganz weitreichendes Engagement. Die Menschen, die sich da engagieren, machen wirklich den Unterschied.
(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die Karnevalsvereine machen es natürlich!)
Für Kinder und Jugendliche macht es einen Unterschied, ob es ein Freizeitangebot gibt, ob es Sportvereine, eine Theatergruppe usw. gibt. Für Ältere macht es einen Unterschied, ob es Begegnungsorte gibt, Mehrgenerationenhäuser und Ehrenamtliche, die ansprechbar sind.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Es sind diese Strukturen des zivilgesellschaftlichen Engagements, die so einen Ort lebenswert machen. Nebenbei bemerkt: Ohne die freiwilligen Feuerwehren, die Rettungsdienste und das THW wäre vieles im ländlichen Raum überhaupt nicht denkbar.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Der Engagementbericht macht eben deutlich, dass das gesellschaftliche Engagement gerade, aber nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch in den Städten, eine wichtige Ergänzung der Daseinsvorsorge ist. Das Engagement kann auch einen wichtigen Beitrag zur Integration leisten. Wir alle haben noch die Bilder von den vielen Menschen vor Augen, die sich bei der Integration von geflüchteten Menschen engagieren. Der Bericht hebt dieses Engagement hervor und würdigt es genauso wie wir auch, so wie auch ich es hiermit tun möchte.
Aber in dem Bericht steht ebenfalls: Wir müssen auch das Engagement von Menschen mit Migrationshintergrund würdigen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Die Sachverständigen fordern, dass wir dieses Engagement noch viel mehr unterstützen und herausheben; denn es gibt unglaublich viele Menschen mit Migrationshintergrund, die sich in die Gesellschaft einbringen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Deshalb werde ich in Zukunft noch stärker mit Migrantenverbänden zusammenarbeiten und den Fokus verstärkt auf die nichtreligiösen Verbände legen, die noch nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit sind.
Das vielfältige freiwillige Engagement in den Kommunen bildet die Basis für unsere Demokratie. Das müssen wir stärken und fördern. Das verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung. Deshalb will ich an dieser Stelle nicht nur der Sachverständigenkommission für ihren Bericht danken, sondern vor allen Dingen den fast 31 Millionen Freiwilligen für ihren Einsatz.
Ich möchte mich auch bei Ihnen für die ausgezeichnete Zusammenarbeit in den vergangenen vier Jahren bedanken. An diesem besonders denkwürdigen Tag möchte ich mich bei all denen bedanken, die sich für die LGBTIQ-Community über viele Jahre ehrenamtlich eingesetzt haben und heute einen großartigen Tag erleben.
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wenn Sie mir noch zehn Sekunden geben, Frau Präsidentin – ich habe, glaube ich, noch etwas Redezeit übrig –,
Die haben Sie noch.
– dann möchte ich ganz zum Schluss noch einem Mann danken, der bald aus dem Bundestag ausscheidet und der sich als Vorsitzender des Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement“ besonders für diesen Bereich verwandt hat, nämlich Willi Brase, der ebenso wie die wunderbare Petra Crone dem nächsten Bundestag nicht mehr angehörigen wird. Ihr beide habt euch in dieses Thema besonders hineingehängt. Meine Hochachtung, meinen Respekt und alles Gute und, ebenso wie Ihnen allen, für die Sommerpause nur das Beste!
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Dr. Rosemarie Hein hat als nächste Rednerin für die Fraktion Die Linke das Wort.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7126149 |
Wahlperiode | 18 |
Sitzung | 244 |
Tagesordnungspunkt | Zweiter Engagementbericht: Demografischer Wandel |