Michael TheurerFDP - Jahreswirtschaftsbericht 2018
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! International hochqualifizierte Fachkräfte gewinnen wir für unseren Standort Deutschland nicht, wenn man, wie die AfD, ein Klima der Angst und Abschottung entstehen lässt.
(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Lachen bei der AfD – Beatrix von Storch [AfD]: Die neuen Liberalen!)
Der Jahreswirtschaftsbericht ist ein Armutszeugnis und zeigt politische Mutlosigkeit. Die offizielle Überschrift lautet: „Wirtschaftlich gestärkt in die Zukunft“. Ehrlicher wäre ein anderer Titel gewesen, nämlich: „Streit, Stillstand, Weiter-so“.
(Beifall bei der FDP – Bernd Westphal [SPD]: Das war Jamaika!)
Die neue GroKo ist ja, bereits bevor sie ins Amt gekommen ist, so zerstritten, dass ihr Ablaufdatum auf der Stirn steht, nämlich der 14. Oktober 2018, nach der Bayern-Wahl.
(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das hätten Sie ja anders haben können! – Timon Gremmels [SPD]: Sie haben sich doch auch gestritten! Wie war das mit Jamaika? – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie nicht davongelaufen wären, hätten wir jetzt keine Große Koalition!)
Sehr geehrte Frau Ministerin Zypries, Sie sonnen sich in den guten Wachstumszahlen. Für Sie persönlich ist das sogar verständlich und nachvollziehbar; denn Sie sind die letzte Politikerin der Agenda-2010-Politik.
(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Schön wäre es!)
Die Reformdividende von Gerhard Schröder ist immens. Sie ist sein Verdienst und auch ein Teil Ihres Verdienstes. Wir hätten von Ihnen aber erwarten können, dass Sie vor einem plumpen Weiter-so warnen. Wir hätten erwarten können, dass Sie davor warnen, die Reformdividende Gerhard Schröders ohne Not für einen kurzfristigen Wählerkauf zu verfrühstücken.
(Beifall bei der FDP)
Das „Handelsblatt“ nennt diese Politik eine „Politik by Spendierhose“.
Wir hätten erwarten können, dass Sie ein Zukunftsbild entwerfen und nicht dem Weiter-so das Wort reden. Sie haben hier einen Eiertanz aufgeführt. Dem Sondierungspapier wollten Sie nicht widersprechen. Das ehrt Sie politisch; wirtschaftspolitisch aber ist das ein Desaster. Was sagt denn die Wirtschaftsministerin dazu, dass die neue GroKo den Unternehmen bei den Gesundheitsbeiträgen weitere 5 Milliarden Euro draufknallen will? Ist das gut für die Wirtschaft? Ist das schlecht für die Wirtschaft?
(Bernd Westphal [SPD]: Das ist soziale Gerechtigkeit! – Timon Gremmels [SPD]: Soziale Marktwirtschaft nennt man so etwas!)
Wir sagen, es ist schlecht für die Wirtschaft; denn es belastet insbesondere den deutschen Mittelstand, die kleinen und mittleren Unternehmen. Deshalb muss man hier kritische Worte finden.
(Beifall bei der FDP)
„Mittelstand“ ist eine Weltmarke. Was sagen denn das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftsministerin dazu, dass der Soli nicht komplett abgeschafft wird? Alle führenden OECD-Länder nehmen Steuersenkungen vor. Das zeigen die Trump’sche Reform in den USA, aber auch Macron in Frankreich. Die GroKo will um 10 Milliarden Euro entlasten; angekündigt waren 60 Milliarden Euro. Das heißt, die Parteien CDU, CSU und SPD halten nicht Wort bei dem, was sie versprochen haben.
(Beifall bei der FDP)
Das IW Köln hat ausgerechnet, dass 40 Prozent der übriggebliebenen Lasten durch den Soli die Personengesellschaften zahlen, also Einzelunternehmen, Familienunternehmen. Sie werden durch Ihre Pläne nicht entlastet.
(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wenn ich das schon höre! BMW ist auch ein Familienunternehmen!)
Was sagen Sie denn zum Fallbeileffekt bei der geplanten Gleitzone? Das ist doch ein offener Verfassungsbruch. Wir Freien Demokraten sagen: Wir werden notfalls nach Karlsruhe gehen, um diesen verfassungswidrigen Soli abzuschaffen.
(Beifall bei der FDP – Timon Gremmels [SPD]: Sie hätten ja auch regieren können!)
Von Digitalisierung lese ich in diesem Jahreswirtschaftsbericht kein Wort. Man bleibt weit hinter dem zurück, was notwendig wäre. Selbst Volker Kauder bedauert in einem Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“, dass jedes zweite Unternehmen in Deutschland keinen Highspeed-Zugang hat.
Hier muss mehr Tempo gemacht werden. Hier hätten wir uns eine entschlossenere Antwort der Bundesregierung gewünscht.
Fazit, meine Damen und Herren: Die Zeche Ihrer Politik bezahlt der Steuerzahler, vor allen Dingen die kleinen und mittleren Unternehmen. Hier muss dringend eine Kurskorrektur vorgenommen werden.
(Beifall bei der FDP)
Jetzt hat der Kollege Klaus Ernst von der Fraktion Die Linke das Wort.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7198090 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 12 |
Tagesordnungspunkt | Jahreswirtschaftsbericht 2018 |