Karsten HilseAfD - Unkontrollierte Population des Wolfes
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als ich die Überschrift des FDP-Antrags las, war ich sehr gespannt. Der Titel des Antrags „Gefahr Wolf – Unkontrollierte Population stoppen“ insinuiert, dass die FDP-Fraktion die Courage hat, sich ernsthaft mit einem unpopulären Thema zu befassen. In Ihrem Antragstext wollen Sie aber lediglich den Wolf, wie in Sachsen schon geschehen, im Jagdrecht berücksichtigen und Weidetierhalter besser entschädigen. Das ist doch weniger couragiert. Das Problem ist aus unserer Sicht vielschichtiger.
Die in den vergangenen Jahren übermäßig zunehmende Ausbreitung des Wolfes in einzelnen Regionen in Deutschland, zum Beispiel in der Lausitz, ist in jedem Fall Ausdruck der fehlenden Regulierung von Gleichgewichten in dichtbesiedelten Kulturlandschaften. Das birgt großes Konfliktpotenzial, das umso schneller steigt, je dogmatischer der Schutz der Wölfe, wie von den Linken gefordert, betrieben wird. Der absolute, bedingungslose Schutz des Wolfes hat in einzelnen Regionen zu einer Populationsdichte von Wölfen geführt, welche sie zu einer artfremden Lebensweise veranlasst. Durch eine mediale Konditionierung durch die Leitmedien haben sehr viele Menschen in Deutschland einen sehr verklärten, ja romantischen Blick auf den Wolf.
(Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, die Medien sind schuld!)
Für viele ist er eine Art in der Wildnis lebendes Kuscheltier.
(Beifall bei Abgeordneten der AfD)
Der Wolf ist aber ein Raubtier. Er ist ein Raubtier, das dem Menschen gefährlich werden kann. Ich bitte Großstädter, hier wirklich Verständnis für die nachvollziehbaren Sorgen der Menschen im ländlichen Raum zu haben. Wölfe laufen immer öfter seelenruhig durch Dörfer und an Bushaltestellen vorbei, an denen nur wenige Stunde zuvor Kinder auf ihren Schulbus warteten. Wölfe haben schon lange gelernt, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht. Der nächste logische Schritt ist, dass sich auch ihr Beuteschema ändert. Alles, was kleiner und langsamer ist, ist als potenzielles Jagdopfer anzusehen.
(Beifall bei der AfD)
Wir brauchen Maßnahmen für eine wirkungsvolle Vergrämung und im äußersten Fall den Abschuss von Tieren, die ihre Scheu verloren haben und diese durch andere Vergrämungsmaßnahmen nicht wiedererlangen. Romantik ist hier fehl am Platz.
(Beifall bei der AfD)
In einer gemeinsamen Erklärung von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil heißt es – ich zitiere –:
Die Sicherheit der Menschen hat oberste Priorität. Wölfe, die sich gegenüber Menschen auffällig verhalten, sind zu beobachten und gegebenenfalls zu töten.
Es geht nicht darum, Wölfe massenhaft abzuschießen, sondern darum, sachlich mit Fachleuten, Wissenschaftlern und Betroffenen Möglichkeiten zu finden, Wölfe vom Menschen wirksam fernzuhalten. Wenn Wölfe erkennen, dass Menschen für sie eine Gefahr darstellen, werden sie zu ihrem natürlichen Verhaltensmuster zurückkehren und die Nähe des Menschen meiden.
Wölfe haben seit ihrer Rückkehr nach Deutschland offiziell mehr als 3 500 Nutztiere gerissen. In der Lausitz ist die Haltung von Schafen stark eingeschränkt. Viele Menschen, die sich früher zwei, drei Schafe hielten, sind davon abgegangen. Schafhalter, die ihre Schafe vor allem in Heidelandschaften grasen ließen, haben genervt aufgegeben, mit der Folge, dass die Diversität bei den Heidepflanzen zurückgegangen ist. Das, was Natur- und Tierschützer eigentlich erreichen wollen, nämlich eine Nutztierhaltung, die vorrangig auf der Weide stattfindet, konterkarieren sie durch zu hohe Wolfspopulationen.
Darüber hinaus wird von verschiedenen Seiten die Schutzwürdigkeit einiger Tiere der Wolfspopulation infrage gestellt, da die Zugehörigkeit vieler Wölfe zur Art des Grauwolfes – lateinisch Canis lupus lupus –, der vor seiner Ausrottung in Europa heimisch war, bezweifelt wird. Vielfach zeigen genetische Analysen, dass es sich bei tot aufgefundenen Wölfen um Hybride handelt. Bei einem durch einen Verkehrsunfall getöteten Wolf wurden per Genanalyse 60 Prozent Gene Grauwolf und 40 Prozent Gene Labrador festgestellt.
(Beifall bei Abgeordneten der AfD)
Hier werden Wesensmerkmale vermischt, die ein hohes Gefahrenpotenzial bergen: einerseits die Anhänglichkeit eines Familienhundes und andererseits der ausgeprägte Jagdtrieb des Wolfes. Hier muss mit geeigneten Mitteln festgestellt werden, welche Tiere wir hier ansiedeln und bedingungslos schützen.
Im Fachkonzept für ein Wolfsmanagement heißt es unter anderem sinngemäß, dass bis zu einer Anzahl von zwölf Rudeln der Abschuss nur im äußersten Notfall erfolgen soll. Mit zunehmendem Bestand kann diese Option dann großzügiger zur Anwendung kommen. Es leben jetzt schon mehr als fünfmal so viele Rudel in den verschiedenen Wolfsgebieten mit offiziell 600 bis 700 Tieren. Lassen Sie uns im Umweltausschuss sachlich über Lösungsansätze reden. Vielleicht sind die Kollegen der FDP dort etwas couragierter.
Eine letzte Anmerkung. In den letzten Jahren haben diejenigen, die sich dafür interessiert haben, gesehen, wie invasives Eindringen in bestehende Lebensräume zu massiven Problemen der dort schon länger Lebenden führen kann. Naturschützer wissen natürlich wovon ich spreche: von Kormoranen und Bibern.
Ein schönes Wochenende.
(Beifall bei der AfD)
Jetzt erteile ich das Wort der Kollegin Dr. Kirsten Tackmann von der Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN – Ralph Lenkert [DIE LINKE]: Jetzt kommt Sachkenntnis!)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7198152 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 12 |
Tagesordnungspunkt | Unkontrollierte Population des Wolfes |