02.02.2018 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 12 / Tagesordnungspunkt 14

Carsten TrägerSPD - Unkontrollierte Population des Wolfes

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Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir müssen nicht anfangen, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen, liebe Kollegin; denn wir nehmen ihre Ängste und Sorgen bereits ernst. Vieles von dem, was Sie gefordert haben – Sie haben das richtigerweise angesprochen –, wird schon so gehandhabt; es gibt Vergrämungsmaßnahmen, und es gab auch schon Entnahmen.

Dies ist eine Debatte, die wir sachlich und mit Respekt führen müssen, mit Respekt sowohl gegenüber denjenigen, die Sorgen und Befürchtungen haben, aber auch gegenüber denjenigen – dazu zähle ich mich –, die sich darüber freuen, dass der Wolf wieder da ist. Eine Art, die in Deutschland ausgerottet war, ist jetzt wieder in unserem Land heimisch. Das halte ich für eine gute Nachricht.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich weiß aber auch – das sage ich ausdrücklich –, dass es Sorgen, Befürchtungen und auch handfeste Probleme gibt. Deswegen müssen wir uns mit den Möglichkeiten eines fairen Interessenausgleichs seriös auseinandersetzen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Da hilft es nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, wenn Sie am Anfang Ihres Antrages schreiben, die Rückkehr des Wolfes sei ein großer Erfolg für den Artenschutz – so weit bin ich bei Ihnen –, aber dann, wenige Zeilen darunter, die Aufnahme des Wolfes als – ich zitiere – „jagdbare Tierart“ ins Jagdgesetz fordern und kurz danach die Senkung des Schutzstatus im europäischen Recht fordern. Das würde in der Konsequenz zu Abschüssen von Wölfen führen. So ehrlich müssen Sie wenigstens sein und dürfen nicht am Beginn Ihres Antrages schreiben, dass Sie sich freuen, dass der Wolf wieder da ist.

Lieber Herr Kollege von der AfD, Ihre Einlassungen über Hybride, Hundemischlinge zeigen nur einmal mehr, von welchen Internetseiten Sie Ihre Informationen beziehen. Dies ist kompletter Unfug.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Der Weg der Entnahme, den Sie hier vorschlagen, führt nicht zum Ziel. Gerade erst hat die Europäische Kommission zum wiederholtem Male bestätigt, dass der Wolf in Europa noch nicht den günstigen Erhaltungszustand erreicht hat und weiterhin hohen Schutzstatus genießt, und auch hier in Deutschland hat die Wolfspopulation noch lange nicht den günstigen Erhaltungszustand erreicht. 60 Rudel plus einige Einzeltiere – das ist schon mehrfach angesprochen worden –, das sind die Zahlen, die wissenschaftlich belegt sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es wird nicht zu einer Explosion der Population kommen. Wölfe breiten sich in der Fläche aus. Wenn ein Rudel ein Territorium besetzt hat, dann werden einige Tiere weiterwandern – meist sind es Jungwölfe – und sich ein weiteres Territorium suchen. Also wird die Population nicht unendlich anwachsen.

(Zuruf von der FDP: Wo haben Sie das denn gelesen?)

– Ich habe darum geworben, dass wir uns sachlich auseinandersetzen. Sie können aber noch gerne eine weitere Anmerkung machen.

Trotzdem, liebe Kolleginnen und Kollegen, müssen wir natürlich die Ängste und die handfesten Probleme, die es ebenfalls gibt, ernst nehmen. Ich wiederhole: Das tun wir bereits. Es gibt in jedem Bundesland ein Wolfsmanagement. Problemwölfe werden schon heute entnommen, erschossen. Weidetierhalter werden entschädigt. Der Bund unterstützt die Länder bei ihrem Wolfsmanagement. Wir können gerne darüber reden, dass wir noch mehr tun, dass wir die Maßnahmen, die es bereits gibt, verbessern werden; denn – das ist schon gesagt worden; es ist richtig, deswegen wiederhole ich es – Weidetierhaltung ist für den Erhalt des Grünlandes und den Naturschutz unersetzlich. Deshalb bin ich gerne dabei, darüber nachzudenken, wie wir noch mehr helfen können.

Wir brauchen meiner Meinung nach unbürokratische und schnelle Hilfen. Da können wir besser werden. Wir brauchen ein seriöses Monitoring und Beratung, und wir brauchen auch mehr Geld, und zwar für die Schutzmaßnahmen und die Entschädigungen, von mir aus auch gerne bis zu 100 Prozent Erstattung.

Herr Kollege, der Kollege Dr. Hoffmann würde gerne eine Zwischenfrage stellen. Lassen Sie diese zu?

Nein, ich würde gerne zum Ende kommen. Wir haben heute schon viele Zwischenfragen gehört.

Wir haben auch eine Idee, wie wir das machen: Wir wollen eine Umschichtung der Agrarsubventionen nach dem Grundsatz „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“. Leistungen für die Schäferinnen und Schäfer, die Weidetierhalter sind für mich ein Paradebeispiel für ein gutes Zusammenspiel von Naturschutz, Artenschutz und Herdenschutz. Diesen Weg sollten wir gehen.


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7198168
Wahlperiode 19
Sitzung 12
Tagesordnungspunkt Unkontrollierte Population des Wolfes
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