22.02.2018 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 14 / Tagesordnungspunkt 8

Gabriele Hiller-OhmSPD - Sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eines ist klar: Die SPD will sachgrundlos befristete Arbeitsverträge abschaffen. Sie sind unfair und gehören deshalb in den Papierkorb.

(Beifall bei der SPD)

Das haben Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der Linken, richtig in Ihrem Antrag zitiert. Ja, SPD, Linke und Grüne hätten rein rechnerisch eine Mehrheit hier im Parlament für die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung gehabt. Tatsache ist aber auch, dass CDU, CSU und SPD sich vor vier Jahren in einem Koalitionsvertrag auf bestimmte Ziele und eine gemeinsame Regierung verständigt haben. Da auch Sie, also die Linkspartei, schon Koalitionen mit anderen Parteien eingegangen sind, wissen Sie sehr genau, dass man niemals und schon gar nicht als kleinerer Partner alles zu 100 Prozent durchsetzen kann. Auch die Linkspartei geht in Regierungsverantwortung natürlich Kompromisse ein. Hören Sie also auf, den Menschen weismachen zu wollen, dass diese Regeln hier im Bundestag bei der sachgrundlosen Befristung plötzlich keine Gültigkeit mehr hätten!

(Beifall bei der SPD)

Leider haben Sie in Ihrem Antrag mit keinem Wort erwähnt, dass es inzwischen den Entwurf eines Koalitionsvertrages von CDU, CSU und SPD gibt, der die sachgrundlosen Befristungen aufgreift. Wir befinden uns also keineswegs im luftleeren Raum. Jetzt könnte Bewegung in die Sache kommen – und das ganz ohne die unzähligen Anträge der Linken.

(Beifall bei der SPD)

In einer Großen Koalition würden wir die sachgrundlosen Befristungen zwar nicht gänzlich abschaffen – dazu waren CDU und CSU nicht bereit –, aber es ist der SPD gelungen, endlich deren Blockadehaltung aufzubrechen.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, mit der gefundenen Einigung würden diese Arbeitsverhältnisse deutlich eingeschränkt werden. Heute gibt es etwa 1,3 Millionen Menschen mit solchen Verträgen. In größeren Betrieben, in Betrieben mit mehr als 75 Beschäftigten, werden befristete Verträge besonders häufig eingesetzt. 830 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind davon betroffen. Das sind im Schnitt etwas über 5 Prozent der Belegschaft. Diese Zahl wollen wir halbieren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Jede sachgrundlos befristete Neueinstellung, die die 2,5‑Prozent-Grenze übersteigt, würde dann automatisch als unbefristet gelten. Das, meine Damen und Herren, wäre ein scharfes Schwert.

(Beifall bei der SPD)

Von der Vereinbarung im Koalitionsvertrag könnten 400 000 Menschen profitieren. Sie hätten die Chance auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

400 000 Beschäftigte – das wäre fast zweimal die Einwohnerzahl meiner Heimatstadt Lübeck und ein Schritt in die richtige Richtung.

(Beifall bei der SPD)

Außerdem wollen wir die Dauer der sachgrundlosen Befristungen von 24 auf 18 Monate verkürzen und dadurch zusätzlich einschränken sowie Missbrauch mit solchen Verträgen in der Leiharbeit verhindern. Leiharbeiter dürfen längstens 18 Monate in einem Betrieb arbeiten. Leider kommt es immer wieder vor, dass heute eigentliche Leiharbeit mit sachgrundlos befristeten Verträgen auf 24 Monate verlängert wird. Das wäre dann nicht mehr möglich.

Meine Damen und Herren, Sie sehen, die SPD hat ein konkretes Ergebnis ausgehandelt.

(Kerstin Tack [SPD]: Jawohl!)

Das war bei Jamaika, also bei den Verhandlungen von Grünen, FDP und CDU/CSU übrigens nicht der Fall.

(Beifall bei der SPD – Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil wir nicht bis zum Schluss gekommen sind!)

Dort hieß es zum Thema Befristungen lediglich – ich zitiere –:

Wir wollen befristete Arbeitsverträge mit und ohne Sachgrund erhalten, aber ihren Missbrauch bekämpfen.

Wir, liebe Kolleginnen und Kollegen der Grünen, haben uns nicht mit Wischiwaschi von der CDU/CSU abfrühstücken lassen. Nein, wir verringern die sachgrundlosen Befristungen ganz konkret um 400 000. Das ist ein Verhandlungserfolg der SPD, der sich sehen lassen kann und den Menschen vor Ort direkt helfen wird.

(Beifall bei der SPD)

Frau Hiller-Ohm, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Pascal Meiser von den Linken?

Oh, ich bin schon am Ende meiner Redezeit, Herr Präsident.

(Heiterkeit)

Es ist aber immer noch möglich, diese zu beantworten. – Es hat sich erledigt. Danke.

(Beifall bei der SPD)

Dann rufe ich als nächsten Redner Sebastian ­Münzenmaier von der AfD auf, der seine erste Rede hält.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7202875
Wahlperiode 19
Sitzung 14
Tagesordnungspunkt Sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine