15.03.2018 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 20 / Zusatzpunkt 3

Heike HänselDIE LINKE - Vorgehen der Türkei in Syrien

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Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Während wir hier gerade debattieren, tötet die türkische Armee gemeinsam mit islamistischen Terrorbanden in Afrin Frauen, Kinder und alte Menschen. Ein Massaker ungeahnten Ausmaßes an Tausenden Zivilisten droht – an Kurden, an Christen, an Arabern und Jesiden.

Und was macht die Bundesregierung – darum geht es ja, Herr Schmid und Herr Frei? Wir begrüßen es, dass alle Fraktionen diesen Krieg als völkerrechtswidrig verurteilen. Aber die Bundesregierung hat seit Wochen zu diesem Krieg geschwiegen. Ich erwarte von der SPD-Fraktion und der CDU/CSU-Fraktion, dass sie ihre Regierung auffordern, diesen Krieg endlich zu verurteilen; darum geht es doch.

(Beifall bei der LINKEN und der AfD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wollen Sie – kaum im Amt – diese schizophrene Politik weitermachen? Sie fühlen sich in der Opposition und lassen die Regierung gewähren? Da kann ich nur sagen: Gute Nacht, SPD. Von wegen Erneuerung – da kommt gar nichts.

(Beifall bei der LINKEN und der AfD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Skandalös an der Haltung der Bundesregierung ist nicht nur, dass sie komplizenhaft schweigt, sondern auch, dass sie weiterhin Rüstungsgüter in die Türkei liefert. Das ist wirklich ein Verbrechen. Ich kann nur sagen: Wer wie die Bundesregierung weiterhin die Ausfuhr dieser Rüstungsgüter genehmigt, ist mitverantwortlich für die Verbrechen, die in Afrin passieren.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD und der FDP)

Ich fordere die Bundeskanzlerin Merkel und den neuen Außenminister Heiko Maas, der ja sofort die Kontinuität herstellt, auf: Beenden Sie Ihre Beihilfe zu diesem völkerrechtswidrigen Krieg und den Verbrechen der türkischen Armee in Afrin.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Beenden Sie diesen Wahnsinn von Rüstungsexporten an ein Regime, das mit islamistischen Mörderbanden ein Massaker in Syrien begeht. Und vor allem: Lügen Sie uns nicht weiter an, dass Sie alle Rüstungsexporte gestoppt hätten.

(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt nämlich nicht!)

Heute Morgen habe ich die salbungsvollen Reden von Minister Maas und Ministerin von der Leyen zum angeblichen Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ gehört. Ich frage mich schon, ob das, was Sie hier erzählen, angesichts der Wirklichkeit noch an Peinlichkeit zu überbieten ist.

(Beifall bei der LINKEN und der AfD)

Fakt ist nämlich, dass der erklärte Kampf der Bundesregierung gegen den IS völlig unglaubwürdig ist, weil sie die Türkei nämlich weiter unterstützt, die gerade jetzt diejenigen bekämpft und tötet, die sich, wie die Kurden, seit Jahren dem IS entschieden entgegengestellt haben. Wer wirklich gegen diese islamistischen Gruppen und den „Islamischen Staat“ kämpfen will, der muss endlich Erdogan stoppen

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Alexander Gauland [AfD])

und der darf die Bundeswehrsoldaten auch nicht weiterhin in der Türkei in Konya belassen. Wir haben das hier mehrfach gefordert; denn sie liefern ihre Aufklärungsdaten über die NATO-AWACS-Mission für die Angriffe auf Afrin. Deshalb muss die Bundeswehr endlich aus Konya abgezogen werden.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der AfD)

Es gäbe viele Möglichkeiten, was die Bundesregierung machen könnte: endgültiger Stopp aller Genehmigungen und Rüstungsexporte, Abzug der Bundeswehr und keine EU-Hilfsgelder mehr an dieses Erdogan-Regime. Auch das hat der Bundesrechnungshof angemahnt.

(Beifall bei der LINKEN)

Es gibt keine Kontrolle der Verwendung dieser Gelder. Deswegen müssen die Beitrittsverhandlungen mit der EU endlich gestoppt werden.

Kein Geld mehr für Erdogan, keine Waffen und keine Soldaten!

Zum Schluss möchte ich noch sagen: Es ist völlig inakzeptabel, dass hier in Deutschland jetzt diejenigen, die gegen den Krieg auf die Straße gehen, kriminalisiert werden, dass Proteste verboten werden sollen und dass hier die Politik Erdogans auch noch vor Ort durchgesetzt wird.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir wollen keine türkischen Verhältnisse hier in Deutschland, und wir solidarisieren uns mit diesen Antikriegsprotesten, wie sie in vielen Städten stattfinden, heute zum Beispiel in Stuttgart und am Samstag in Hannover.

Kommen Sie bitte zu Ihrem letzten Satz.

Kommen Sie nach Hannover, gegen den Krieg in Afrin.

(Beifall bei der LINKEN)

Vielen Dank, Frau Kollegin Hänsel. – Als Nächstes hat für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Kollegin Claudia Roth das Wort.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7210253
Wahlperiode 19
Sitzung 20
Tagesordnungspunkt Vorgehen der Türkei in Syrien
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