17.05.2018 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 33 / Einzelplan 06

Stefan RuppertFDP - Inneres, Bau und Heimat

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Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst ist es mir ein Bedürfnis, dem ehemaligen Innenminister Thomas de Maizière für seine Amtsführung zu danken. Er hatte für mich in vielen Bereichen – nicht weil wir uns immer einig waren, sondern wegen der Art, wie er dieses Amt ausgeführt hat – durchaus Vorbildcharakter.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Mich wundert dann schon, dass solche Minister scheiden müssen, während in Bereichen, in denen es nicht funktioniert, wie bei der Bundeswehr, die Ministerinnen bleiben dürfen.

(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Armin-Paulus Hampel [AfD] – Dr. Alexander Gauland [AfD]: Da hat er recht!)

Ich fand es bemerkenswert, Herr Seehofer, wie Sie zwischen der Regierungserklärung vor wenigen Wochen und heute in einen für Sie ungewohnten Defensivmodus geraten sind. Damals haben Sie über Heimat, über Bauen, über neue Ideen gesprochen; heute folgte eine Verteidigung hinsichtlich der Vorgänge beim BAMF und der Frage, warum Sie mit der Umsetzung Ihrer Ankündigungen, die Sie zahlreich in die Welt gesetzt haben, etwa im Zusammenhang mit den AnKER-Zentren, nicht schneller vorankommen. Schade eigentlich, dass von dem Elan des Anfangs angesichts der Vorgänge in Bremen und andernorts schon jetzt so wenig übrig geblieben ist.

(Beifall bei der FDP)

Sie sagten ja, wir lebten in einer „Herrschaft des Unrechts“.

(Jürgen Braun [AfD]: Genau! Es ist so!)

Ich habe über diesen Satz immer wieder nachdenken müssen und finde, dass unser geltendes Recht ja keineswegs Unrecht ist, sondern gutes Recht.

(Zuruf von der AfD: Es wird aber nicht angewandt! – Gegenruf der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Wir würden uns also wünschen, dass Sie in Bezug auf die Vorgänge in Bremen und andernorts nicht von einer „Herrschaft des Unrechts“ sprechen, sondern das geltende Recht endlich wieder ordentlich durchsetzen und die Vorgänge in Bremen aufklären.

(Beifall bei der FDP und der AfD)

Da verstört es natürlich schon, wenn diejenige, die sich die Aufklärung zum Anliegen gemacht hat,

(Dr. Alexander Gauland [AfD]: Versetzt wird!)

die Berichte ans Ministerium geschickt hat, die versucht hat, Kontakt aufzunehmen, nicht gehört, sondern strafversetzt wird. Offen gesagt, ist das eine Vorstellung von Aufklärung, der ich nicht folgen kann.

(Beifall bei der FDP und der AfD)

Als Staatsrechtler habe ich schon häufig – auch als Quelle – Stellungnahmen des Normenkontrollrats gelesen. Ich muss sagen: Eine solch verheerende Stellungnahme wie die zum Familiennachzug, eine solch vernichtende Kritik an einem Gesetz habe ich von diesem eher feinen Gremium in der Vergangenheit noch nicht gehört. Ich glaube, Ihre Logik – 1 000 dürfen kommen – ist sogar Menschen, die weniger versiert sind als der Normenkontrollrat, als nicht sehr praktikabel aufgefallen. Hier müssen Sie dringend nacharbeiten. Das ist keine gute Konzeption, die Sie da vorlegen.

(Beifall bei der FDP)

Leider fehlte in Ihren Ausführungen heute eigentlich das Thema, das meine Mitbürger im Wahlkreis am meisten beschäftigt, nämlich das Bauen. Sie glauben nach wie vor an die Mietpreisbremse. Sie glauben daran, dass ein Gesetz verhindert, dass Mieten steigen, nicht ein Mehr an Angebot.

(Sören Bartol [SPD]: Beides! Sie haben es nicht verstanden!)

Sie wählen mit dem Baukindergeld einen Mechanismus, der mir wenig steuerungseffektiv erscheint. Ich nehme einen ganz christlich-klassischen Lebenslauf wie den meinen, den Sie ja eigentlich schätzen: Ich kaufte ein Haus, bildete Eigentum

(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und hängte ein Kreuz auf!)

und wäre, obwohl ich damals, als ich Eigentum gebildet habe, noch sehr jung war, nie in den Genuss Ihres Baukindergeldes gekommen. Ich habe nämlich gesagt: Erst heirate ich meine Frau, dann kaufe ich eine Wohnung und vielleicht später ein Haus. Kinder bekommen meine Frau und ich zu einem Zeitpunkt, an dem ich längst Eigentum gebildet habe. Wir gehören also zu einer Gruppe, die niemals vom Baukindergeld profitieren wird, und das trotz des von Ihnen propagierten klassisch christlichen Lebenslaufs; denn das Eigentum wurde vorher gebildet.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der AfD)

Unsere Vorstellung ist, einen Grunderwerbsteuerfreibetrag zu schaffen. Ich bin der Meinung: Das ist die wesentlich bessere Handlungsweise als das, was Sie vorschlagen.

(Beifall bei der FDP – Dr. Alice Weidel [AfD]: Das ist eine AfD-Forderung!)

Ich komme zum Schluss. Ich fand Ihren Beitrag in der „FAZ“ zum Thema Heimat sehr lesenswert. Ich habe schon in den Beratungen im Ausschuss ausgeführt, dass Heimat nicht staatlich verordnet werden kann, aber es ist wert, darüber nachzudenken, wie wir gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.

Der Begriff Heimat darf nicht so klingen wie bei Asterix, wo Methusalix sagt: Ich habe nichts gegen Fremde, aber die da sind nicht von hier. – Das darf nicht die Heimatkonzeption des Innenministers werden; vielmehr muss es ein inklusives, ein plurales Heimatkonzept unter der Herrschaft des Grundgesetzes sein. Dann folgen wir Ihnen auf diesem Weg.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP)

Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen Victor Perli, Fraktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7227435
Wahlperiode 19
Sitzung 33
Tagesordnungspunkt Inneres, Bau und Heimat
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