Dagmar FreitagSPD - Menschenrechtsverletzungen - Fußball WM 2018
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist in der Tat sehr verlockend, auf die polemischen Aussagen der AfD einzugehen. Herr Kollege Steffel, Sie haben das hervorragend gemacht. Vielen Dank dafür.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Lachen bei Abgeordneten der AfD)
Ich mache es daher kurz: Wir – und ich denke, da spreche ich für die große Mehrheit in diesem Haus – drücken dem deutschen Team die Daumen und beschimpfen es nicht.
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ja, die WM hat begonnen, allerdings für einen nicht, jedenfalls nicht vor Ort. Hajo Seppelt von der ARD-Dopingredaktion wird nicht vor Ort dabei sein – wegen unkalkulierbarer Risiken für seine Sicherheit, wie es heißt.
Was ist das für ein Sportereignis, von dem nicht mehr frei und unabhängig berichtet werden kann? Das ist – ich würde es so formulieren – ein beispielloser Vorgang, geradezu ein Eklat. Hinzu kommt, dass die ARD-Dopingredaktion angefragt hat, ob sie im Umfeld der Dopingkontrollen frei berichten darf. Das ist von der FIFA brüsk abgelehnt worden.
Wir beobachten mit großer Sorge, dass internationale Sportgroßveranstaltungen immer häufiger in Länder vergeben werden, in denen Presse- und Meinungsfreiheit sowie Menschenrechte nicht gewahrt, sondern mit Füßen getreten werden. Good Governance scheint da eher ein Fremdwort zu sein.
Die hehren Ziele in den Statuten der internationalen Verbände entpuppen sich – das muss man schon sagen – von Mal zu Mal mehr als leeres Geschwätz. Einzig der Internationale Leichtathletik-Verband unter dem neuen Präsidenten Sebastian Coe scheint die richtigen Lehren aus den Affären um den früheren Präsidenten Diack gezogen zu haben, im Übrigen auch auf Initiative des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Klar ist also: Gefordert sind zuallererst die Sportverbände selbst. Schließlich entscheiden sie auf ihren Council-Sitzungen und in ihren Komitees über die Ausrichterländer.
(Beifall bei der SPD)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, den Hinweis kann ich dem organisierten Sport in unserem eigenen Land jetzt nicht ersparen: Gefordert sind auch die deutschen Vertreter in internationalen Gremien des Sports.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ein Beispiel: Als es im Jahr 2016 um die Vergabe der European Games ging, stimmte der Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes nicht etwa gegen die Vergabe an Minsk in Weißrussland, sondern blamierte sich und damit auch uns mit einer schlappen Enthaltung. Auch wenn die Autonomie des Sports zu respektieren ist: Hier sollte die Bundesregierung eine unmissverständliche Erwartungshaltung gegenüber dem organisierten Sport in unserem Land einnehmen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit Blick auf die derzeitige Situation fehlt erkennbar die Antwort auf eine entscheidende Frage: Wie kann man demokratische Staaten und ihre Bevölkerung wieder motivieren, sich um die Austragung internationaler Großveranstaltungen im Sport zu bewerben?
(Zuruf des Abg. Jörn König [AfD])
Gerade erst ist in der Schweiz wieder eine Olympiabewerbung krachend gescheitert, und zwar an einem Volksentscheid, so wie auch zweimal in unserem Land. Das zeigt auch, wie verheerend das Image des Internationalen Olympischen Komitees ist. Ein glaubwürdig dargebrachter Wille zu gravierenden Veränderungen ist aus meiner Sicht der Schlüssel, der die Türen zur Bevölkerung in liberalen Demokratien wieder öffnen kann.
Auch wenn klar ist, dass der Sport nicht alle Probleme dieser Welt lösen kann: Der Sport hat eine Verantwortung. Aber es gibt durchaus auch Ansatzpunkte für die Politik. Ich verweise hier exemplarisch nur auf die Aktivitäten der Parlamentarischen Versammlung des Europarates zum Thema „Good Governance im Sport“. Ich erwarte, dass sich Deutschland hier aktiv einbringt: zum Wohle der Werte des Sports.
In diesem Sinne, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben wir mit dem Sport gemeinsame Aufgaben. Lassen Sie sie uns angehen. Das sind uns unsere Athletinnen und Athleten hoffentlich wert.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Britta Katharina Dassler [FDP])
Der letzte Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Sebastian Brehm von der CDU/CSU-Fraktion. – Lieber Herr Kollege.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7245726 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 39 |
Tagesordnungspunkt | Menschenrechtsverletzungen - Fußball WM 2018 |