28.06.2018 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 42 / Zusatzpunkt 5

Rainer SpieringSPD - Bundesweit abgestimmtes Wolfsmanagement

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Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebes Publikum! Ich freue mich, dass auch heute Abend wieder viele junge Leute da sind, und ich habe mich eben gefragt: Was werden diese jungen Menschen anlässlich dieser Debatte wohl denken? Das hat mich sehr nachdenklich gestimmt.

Ich muss ganz deutlich sagen: Es macht mich ein bisschen traurig, was sich hier abspielt. Ich habe eben einen Wortbeitrag gehört, in dem jemand einen Vergleich zwischen der Migration von Wölfen und der Migration von Menschen hergestellt hat. Ich kann nur sagen: Es tut mir unendlich leid, dass das in diesem Haus stattfindet; ich finde das wirklich bitter.

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN  – Ulli Nissen [SPD]: Schäbig ist das! Genau!)

Ich frage mich: Welches Signal senden wir an die junge Generation dieses Landes, wenn wir bei nachvollziehbaren Ängsten – das ist die Angst vor Wölfen ja – das Verhalten der Tiere instrumentalisieren und auf den Menschen übertragen? Wo sind wir eigentlich hingekommen? Ich kann das nur zutiefst bedauern.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Mit Blick auf unsere jungen Menschen möchte ich sagen: Man kann der Angst nachgeben – das ist ein durchaus menschlicher Reflex –, aber man kann mit der Angst auch umgehen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Es gibt viele Beispiele dafür, dass es immer besser ist, mit der Angst umzugehen, sie zu kontrollieren oder – wie wir das mit diesem Antrag versuchen – das Problem zu managen, händelbar zu machen – welchen Begriff auch immer Sie nehmen wollen. Der Antrag entspricht diesem Geist: Ängste aufnehmen und vielleicht auch zur Kenntnis nehmen; das müssen wir alle für uns selber sehen.

Es ist doch so, dass sich über viele Jahrhunderte, übrigens auch nachvollziehbar, in unserer Zivilisation Angst vor einem Wildtier entwickelt hat. Das ist doch normal. Aber weil wir in einer veränderten Welt leben und weil wir Veränderungsprozesse auch brauchen, müssen wir uns dieser Situation stellen. Deshalb ist dieser Antrag, nämlich kontrolliert mit diesem Tier umzugehen, der einzig richtige. Er ist sinnvoll, nachvollziehbar und gut.

(Beifall bei der SPD)

Lieber Hermann Färber, du weißt, dass du zu denen gehörst, die ich sehr, sehr schätze. Dazu kann man sich ja mal offen bekennen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir haben uns häufig darüber unterhalten, wie wir das Problem der Schaf- und Ziegenhalter lösen können. Jetzt bist du darauf eingegangen, dass dieses Problem über die Weidetierprämie nach Ansicht der Union nicht lösbar ist, und hast exemplarische Beispiele gebracht. Du hast aber auch als Beispiel die Wanderschäfer genannt, die unglücklicherweise häufig durchs Rost fallen. Ich blicke einmal auf meine Heimatregion: Wir haben – das hat man mir aufgeschrieben – 270 Schäfereien in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zum Erhalt der Deiche und der Pflege von 4 700 Quadratkilometer Deichfläche, und die brauchen wir. Diese Wanderschäfer brauchen unsere Unterstützung.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wenn wir diese Wanderschäfer nicht unterstützen, werden wir den Preis, der unendlich viel höher sein wird, an einer anderen Stelle bezahlen.

(Beifall der Abg. Ulli Nissen [SPD])

Das wissen wir alle.

Wir haben mehrfach in Gesprächen darauf hingewiesen, dass wir gerade für diese Berufsgruppe, auch durchaus differenziert betrachtet, einen Geldbeitrag wollen, damit sie auch in Zukunft für unsere Kulturlandschaft und in den anderen Bereichen, in denen sie tätig sind, tätig sein können. Deswegen fordere ich die Union auf: Wir brauchen eine exemplarische Prämie für Schäferinnen und Schäfer, damit sie die Kulturlandschaft weiterhin gut pflegen können.

Herzlichen Dank fürs Zuhören.

Personen

Dokumente

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7249356
Wahlperiode 19
Sitzung 42
Tagesordnungspunkt Bundesweit abgestimmtes Wolfsmanagement
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