René SpringerAfD - Kindergeld für im Ausland lebende Kinder
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Gäste!
In manchen Großstädten gibt es ganze Straßenzüge mit Schrottimmobilien, in denen Migranten nur aus einem Grund wohnen: Weil sie für ihre Kinder, die gar nicht in Deutschland leben, Kindergeld auf deutschem Niveau beziehen.
(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Unsinn! Das fängt schon mit einem falschen Satz an!)
Mit exakt diesen Worten wies der frühere SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel bereits 2016 auf ein Problem hin,
(Beifall bei der AfD)
das aus unserer Sicht, aus Sicht der AfD-Fraktion, nicht die Menschen in den Schrottimmobilien verursacht haben, sondern Sie: die Politiker, die schon länger hier sitzen.
(Beifall bei der AfD)
Was ist das konkrete Problem? In Deutschland gibt es rund 200 Euro Kindergeld je Kind. Auch Ausländer haben diesen Anspruch,
(Zuruf von der LINKEN: Oh Gott!)
sobald sie hier gemeldet sind. Sie erhalten das Kindergeld aber nicht nur für ihre hier lebenden Kinder, sondern auch dann, wenn sie ihre Kinder in der Heimat zurückgelassen haben. Der Fachbegriff dafür lautet „Export von Familienleistungen“. Das wird uns nicht etwa durch nationales Recht vorgeschrieben, sondern durch eine Verordnung der Europäischen Union.
Infolge dieser Verordnung hat sich das deutsche Kindergeld zu einem wahren Exportschlager entwickelt.
(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Unsinn!)
Denn in nicht wenigen EU-Staaten – gerade in Osteuropa – ist das deutsche Kindergeld eine signifikante Einkommensquelle. Nehmen wir nur Rumänien als Beispiel: Das durchschnittliche monatliche Einkommen dort liegt im Hotelwesen bei 258 Euro, im Baugewerbe bei 321 Euro. Hätte man nur das deutsche Kindergeld für zwei Kinder, würde man dort im Monat 400 Euro zur Verfügung haben.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Ist ja unglaublich!)
Da darf man sich über den zunehmenden und von Gabriel zu Recht kritisierten Sozialtourismus nach Deutschland nicht wundern. Und die Zahlen der Bundesregierung belegen das. Seit 2010 haben sich die Kindergeldüberweisungen auf ausländische Konten nahezu verzehnfacht.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Ist ja nicht zu fassen!)
Allein im vergangenen Jahr wurden 343 Millionen Euro direkt auf ausländische Konten überwiesen.
Die von uns kritisierte Regelung ist aber nicht nur ein massiver Anreiz zur Einwanderung in unser Sozialsystem, sie ist auch höchst ungerecht. Denn mit dem Kindergeld wird in erste Linie das Ziel verfolgt, die Eltern beim Aufziehen von Kindern finanziell zu entlasten. Der Aufwand der Kindererziehung ist aber nicht überall gleich, sondern hängt von den Lebenshaltungskosten vor Ort ab. Die können anderswo in der EU wesentlich niedriger sein als in Deutschland.
(Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oder höher!)
Mit 400 Euro Kindergeld können Sie in Rumäniens Hauptstadt eine vollmöblierte Dreiraumwohnung mieten. Versuchen Sie das mal hier, in Berlin, München, Potsdam oder Hamburg!
(Beifall bei der AfD)
EU-Ausländer, deren Kinder in Rumänien leben, aber deutsches Kindergeld erhalten, werden damit faktisch bessergestellt, und das ist nichts anderes als Diskriminierung zulasten hier lebender Kinder und deren Eltern.
(Beifall bei der AfD – Jörg Cezanne [DIE LINKE]: Dummes Zeug!)
Die Bundesregierung kennt das Problem seit langem und hat sogar einen Gesetzentwurf zur Anpassung des Kindergeldes an die Lebenshaltungskosten vor Ort vorbereitet. Sie sagt in diesem Gesetzentwurf: 160 Millionen Euro könnten damit jährlich eingespart werden. – Allerdings wurde der Gesetzentwurf nie eingebracht. Frau Nahles von der SPD und auch Herr Schäuble von der CDU waren dagegen.
(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil er gegen EU-Recht verstößt!)
– Sie haben es gerade gesagt: Man wollte keinen nationalen Alleingang, sondern abwarten, bis die EU eine Lösung gefunden hat.
(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Weil das rechtswidrig wäre! Das verstößt gegen das Recht! Das ist Ihnen aber egal!)
Die zuständige EU-Kommissarin Marianne Thyssen ließ aber mehrfach ausrichten, dass die bestehenden Regeln fair seien, und 160 Millionen Euro wären ohnehin nur Peanuts. Da muss man sich nicht wundern, wenn diejenigen, die heute Kritik an Brüssel üben, morgen anfangen, Brüssel zu bekämpfen.
(Beifall bei der AfD – Michael Schrodi [SPD]: „Bekämpfen“! Tolle Wortwahl!)
Dabei zeigt Österreich im Übrigen, dass man sich von der EU nicht demütigen lassen muss. Die dortige Regierung hat vor wenigen Wochen ein Gesetz zur Anpassung des Kindergeldes für EU-Ausländer beschlossen. Nichts anderes erwarten wir als AfD-Fraktion auch von der Bundesregierung.
(Beifall bei der AfD – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um Recht und Gesetz! Legal und illegal!)
Wir fordern die Bundesregierung auf, das Kindergeld für EU-Ausländer anzupassen. Stoppen Sie die Einwanderung in unser Sozialsystem, und stoppen Sie die Diskriminierung der vielen deutschen Eltern, die hier leben und hier ihre Kinder aufziehen!
Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir verarmen ja!)
Herr Springer, gestatten Sie eine Zwischenfrage oder Zwischenbemerkung?
Gerne.
Bitte schön, Frau Kollegin.
Vielen Dank für die Gelegenheit, die Frage stellen zu dürfen. – Sie haben jetzt mehrfach Rumänien erwähnt. Mich würde a) interessieren, ob Sie wissen, wie viel Kindergeld tatsächlich auf rumänische Konten fließt, und b), ob es nicht sein kann, dass jemand, der hier arbeitet und aus Rumänien stammt, sein Konto in seinem Heimatland belässt.
Zur ersten Frage: Ich habe die Bundesregierung mehrfach gefragt. Sie ist nicht in der Lage, konkrete Zahlen zu nennen. Sie kann nur sagen, dass in Rumänien rund 17 000 Kinder deutsches Kindergeld erhalten.
(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Trotzdem werfen Sie alles in einen Topf!)
Insgesamt sind es 215 000 Kinder, die im EU-Ausland leben und dort deutsches Kindergeld bekommen.
(Michael Schrodi [SPD]: Sie müssen mal ein bisschen lesen! Alle Zahlen liegen vor! Sie sind nur zu faul, um es zu lesen!)
Können Sie die zweite Frage bitte wiederholen?
Kann es nicht sein, dass jemand, der aus Rumänien stammt und hier arbeitet, sein Konto in Rumänien belässt?
Deswegen gibt es jährlich Überweisungen in Höhe von 343 Millionen Euro auf ausländische Konten.
(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nach Rumänien!)
– Ich habe es Ihnen gerade gesagt: Die Bundesregierung ist nicht aussagefähig. Das können Sie in den Antworten auf inzwischen drei Kleine Anfragen nachlesen. Die Bundesregierung kann die exakten Zahlen nicht nennen. Österreich kann die exakten Zahlen übrigens nennen.
(Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie aber auch nicht! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Die Frage ist, ob Sie es wissen!)
Ich denke, die Fragen sind beantwortet.
Damit bedanke ich mich.
(Beifall bei der AfD)
Wir machen weiter mit dem Kollegen Johannes Steiniger von der CDU/CSU.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7249392 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 42 |
Tagesordnungspunkt | Kindergeld für im Ausland lebende Kinder |