Götz FrömmingAfD - Zukunftsfähigkeit Deutschlands - Bildung und Forschung
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir debattieren über einen Antrag der FDP-Fraktion, mit dem nichts weniger als die „Zukunftsfähigkeit Deutschlands“ gesichert werden soll. Dafür sollen Bildung und Forschung in den Mittelpunkt gestellt werden. Das klingt nicht nur aufgesetzt und großspurig, das ist es auch, passt aber vielleicht ganz gut zum neuen Image der FDP.
(Beifall bei der AfD)
Und so geht es dann weiter: Nicht gute oder bessere Bildung, nein, „weltbeste Bildung“ soll es sein.
(Katja Suding [FDP]: Genau!)
Wer sollte da etwas dagegen haben? Deutschland hat insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert
(Christian Dürr [FDP]: In die Zeit wollen Sie zurück!)
auf dem Gebiet der Bildung großartige Pionierleistungen vollbracht. Man nannte das 18. Jahrhundert nicht umsonst das pädagogische. Bildung wurde in dieser Zeit verstanden als ein Prozess der Entfaltung und Entwicklung aller in einem Individuum angelegten positiven Eigenschaften.
(Katja Suding [FDP]: Jetzt haben wir eine Geschichtsstunde!)
Es war zugleich das Zeitalter der Aufklärung, die Zeit von Kant, Goethe, Schiller, Herder und Lessing, um nur einige der Bekannteren zu nennen. Aber es ist natürlich völlig altmodisch, bei einem Thema wie Bildung an Namen wie diese zu erinnern.
Bildung hat seit dem Siegeszug der sogenannten Kompetenzen, die Sie auch in Ihrem Antrag erwähnen, nur noch am Rande mit Wissen zu tun. Die Methodik ersetzt die Didaktik, technische Geräte ersetzen das eigene Denken,
(Stefan Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)
und Bildung droht zur mess- und verwertbaren Ware zu verkommen.
(Beifall bei der AfD – Stefan Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo waren Sie denn in der Schule?)
Um sie messen zu können, braucht es die Standards, die auch die FDP fordert, am besten bundesweite oder, noch besser, weltweite Standards. Lobbyorganisationen wie die OECD und das PISA-Konsortium arbeiten bereits daran.
Meine Damen und Herren, wir müssen den Einfluss von profitorientierten Firmen auf unser Bildungssystem unterbinden. Wir müssen dem weltweit zunehmenden Bildungskolonialismus einen Riegel vorschieben und wieder unseren Lehrern statt den Algorithmen der Testindustrie vertrauen. PISA und die globale Bildungsindustrie bedrohen unser nationales Bildungssystem, das unter dem Strich immer noch besser ist als das vieler anderer Länder.
(Beifall bei der AfD)
Schmeißen wir diese Konzerne raus! Beenden wir die unsinnigen Tests, die nur Zeit und Geld kosten!
Zum mechanistischen, enthumanisierten Bildungskonzept dieser Konzerne passt die Digitalisierung übrigens hervorragend. Digitalisierung scheint auch für die FDP und einige andere in diesem Hause inzwischen geradezu ein Synonym für Bildung geworden zu sein – eine fatale Verwechslung.
(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Jürgen Braun [AfD]: Ersatzreligion!)
Selbst wenn morgen wie durch Zauberhand jeder Schüler in Deutschland ein iPad vor sich auf dem Tisch liegen hätte, würde sich am Bildungsstand dieser Nation nichts, aber auch gar nichts verändern.
(Beifall bei der AfD – Ronja Kemmer [CDU/CSU]: Darum geht es doch nicht! – Nicola Beer [FDP]: Bildung bildet!)
Wichtig, liebe Frau Kollegin, wäre insbesondere die Stärkung des Informatikunterrichts; aber das haben Sie in Ihrem Antrag vergessen. Da müsste man etwas tun. Das taucht bei Ihnen leider überhaupt nicht auf.
Geht es nach Ihrem Antrag, sollen die Länder sich verpflichten, ihre Lehrkräfte auch mit Eigenmitteln in Digitalkompetenz – was auch immer das sein soll – fortzubilden. Sie wollen in die Landeshaushalte eingreifen. Lehrer und Schüler, wir alle sollen lebenslang lernen
(Stefan Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre gut!)
und zum Beispiel einen Digitalführerschein erwerben – was auch immer das sein soll.
(Dr. Jens Brandenburg [Rhein-Neckar] [FDP]: Erklären wir Ihnen dann!)
Darf man – frage ich Sie – ohne diesen Führerschein dann eigentlich nicht mehr ins Internet? Die FDP stand doch mal für Freiheit.
Beim Thema Bildungsföderalismus haben Sie auch den Anschluss an die Linken gefunden und übernehmen wie selbstverständlich den politischen Kampfbegriff des sogenannten Kooperationsverbotes,
(Albert Rupprecht [CDU/CSU]: In dem Punkt hat er recht!)
das man dringend abschaffen müsse.
Meine Damen und Herren, die FDP regiert in NRW mit, stellt sogar die Bildungsministerin. Zeigen Sie doch mal, dass Ihre Vorschläge funktionieren! Führen Sie uns das in NRW vor! Wenn es dann klappt, werden die anderen Länder Ihnen sicherlich gerne folgen, und wir müssen dann nicht einmal das Grundgesetz antasten.
Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der AfD – Stefan Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)
Nächster Redner ist der Kollege Oliver Kaczmarek, SPD.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7249491 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 43 |
Tagesordnungspunkt | Zukunftsfähigkeit Deutschlands - Bildung und Forschung |