Birke Bull-BischoffDIE LINKE - Zukunftsfähigkeit Deutschlands - Bildung und Forschung
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ausgerechnet aus dem Mund der AfD etwas von humanistischem Menschenbild und Freiheit zu hören, das ist abstrus.
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Karamba Diaby [SPD] – Dr. Roland Hartwig [AfD]: Warum denn nicht? Haben Sie das für sich gepachtet? – Jürgen Braun [AfD]: Da haben wir aber toll zugeschlagen, Frau Bull-Bischoff!)
Sie haben so viel damit zu tun wie der Fisch mit dem Fahrrad. Das kann man sich ansehen, wenn man sich Ihre Reden der vergangenen Woche in diesem Hohen Hause durchliest.
(Beifall bei der LINKEN)
Bildung ist die soziale Frage der Gegenwart. – Das ist ein sehr schöner und sehr richtiger Satz aus dem vorliegenden Antrag der FDP. Ja, kann ich da nur sagen. Das heißt aber auch, sich der Bildungspolitik aus sozialer Perspektive zu nähern. Wenn uns Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Praktikerinnen und Praktiker stets und ständig attestieren, dass in unserem Land wie in fast keinem anderen Land weltweit der Bildungserfolg so sehr von sozialer Herkunft abhängt, dann müssen wir diese Barrieren konkret identifizieren und endlich abbauen. Ich habe – es tut mir leid – das Gefühl, dass dieses Thema in Ihrem Antrag nur eine Nebenbaustelle ist.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Ich will zwei solcher prinzipiellen Barrieren benennen.
Erstens. Wir geben in Deutschland zugegebenermaßen wirklich viel Geld für Bildung aus, und wir geben immer mehr aus. Man kann sagen: Ja, das ist gut so. – Aber wenn man unter die Oberfläche guckt, stellt man fest, dass sich Geld und Ressourcen vor allen Dingen auf die Bereiche konzentrieren, die ohnehin über meist viele Ressourcen und über einen hohen Status verfügen. Das ist dann meistens verbunden mit dem Wort „Exzellenz“.
Exzellente Förderung und exzellente Bildung gehören aber vor allem dorthin, wo es schwierig wird, dorthin, wo Bildungsförderung und Pädagogik noch eine echte Herausforderung sind, zum Beispiel in der Schulsozialarbeit, in der Jugendsozialarbeit, in der Ganztagsbetreuung, in der Alphabetisierung, in der Grundbildung und in inklusiver Bildung. Denn anderenfalls befindet sich die Exzellenzinitiative auf sehr dünnem Eis.
(Beifall bei der LINKEN)
Leider ist Umverteilung von unten nach oben auch im Bereich der Bildungspolitik gängige Praxis. Damit bin ich beim zweiten Punkt. In Deutschland hält sich immer noch die Vorstellung, die Quelle von Bildung sei nicht Vielfalt, sondern Einfalt und Homogenität. Es wird ausgegrenzt, es wird sortiert. Wir haben ein gespaltenes Verhältnis zu Diversität und Vielfalt. Im Bildungssystem ist viel zu oft die Rede von Einheitlichkeit. Vielfalt wird hierzulande sehr selten als Lernquelle, sondern eher als Störfaktor betrachtet.
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)
Wir haben besondere Maßnahmen, wir haben besondere Förderung, wir haben besondere Schulen und besondere Einrichtungen.
Inklusion wird in Deutschland stets und ständig verhindert, statt sie zu nutzen. Auch in Ihrem Antrag, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist davon nicht die Rede. Dabei ist inklusive Bildung eine ganz zentrale Herausforderung und eben nicht nur eine Frage von Menschenrechten, sondern mit unglaublichen Bildungspotenzialen verbunden.
Frau Kollegin, kommen Sie zum Schluss, bitte.
Hier bleibt sie ungenutzt. Das ist aus unserer Sicht die Schwäche Ihres Antrags.
(Beifall bei der LINKEN)
Herzlichen Dank. – Als Nächstes spricht für die CDU/CSU-Fraktion die Kollegin Ronja Kemmer.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7249500 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 43 |
Tagesordnungspunkt | Zukunftsfähigkeit Deutschlands - Bildung und Forschung |