05.07.2018 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 46 / Tagesordnungspunkt I.14

Sören BartolSPD - Inneres, Datenschutz und Informationsfreiheit

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Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Minister Seehofer, wenn ich Sie so reden höre – Ihre Rede der Superlative, die Erfolge, Ihre Arbeitsnachweise –, dann sage ich Ihnen: Sagen Sie einfach Danke an diejenigen, die diesen Koalitionsvertrag ausgehandelt haben!

(Beifall bei der SPD)

Und ich sage Ihnen ganz klar: Gefährden Sie diesen Koalitionsvertrag nicht durch das, was Sie die ganze Zeit tun!

(Beifall bei der SPD – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Was haben Sie denn ausgehandelt, Herr Bartol? – Volker Kauder [CDU/CSU]: Was war denn das, Herr Bartol?)

Deswegen hoffe ich auch, dass wir uns nach dem Theater der letzten Woche nun endlich wieder auf das konzentrieren können, was zählt, nämlich gute Politik zu machen, um dieses Land voranzubringen. Ich finde, dieser Einzelplan erlaubt es uns auch. Sie können mit diesem Einzelplan auch die erfolgreiche Arbeit im Baubereich fortsetzen, die Barbara Hendricks in der letzten Legislaturperiode angefangen hat.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

An der Stelle ist es gut, dass wir den Koalitionsvertrag umsetzen.

Ich erwarte jetzt von Ihnen, Herr Seehofer, dass Sie anfangen, den auch von Ihnen verhandelten und von Ihnen unterschriebenen Koalitionsvertrag Punkt für Punkt umzusetzen.

(Beifall bei der SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, durch den im Koalitionsvertrag vereinbarten Mix an Maßnahmen werden in dieser Legislaturperiode 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen. Wichtig war es deshalb auch, einen soliden Haushalt vorzulegen, der genügend finanzielle Mittel für alle diese Instrumente bereithält. Denn nur eine gesunde Mischung aus gefördertem und frei finanziertem Miet- und Eigentumswohnungsbau kann am Ende die Situation auf dem Wohnungsmarkt verbessern und gute Lebensverhältnisse für alle gewährleisten.

Vor diesem Hintergrund wünsche ich mir, Herr Seehofer, dass Sie am Ende genauso viel Leidenschaft für den Wohnungsbau zeigen wie für Ihre Transitzentren. Das wäre fantastisch.

(Beifall bei der SPD – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört!)

Wir haben im Koalitionsausschuss letzte Woche auch einen guten Kompromiss beim Baukindergeld gefunden. Das Baukindergeld ist eine wichtige Maßnahme, da sie die Eigentumsbildung von Familien fördert, damit sie im Alter sicher und mietfrei leben können.

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das mussten wir euch aber länger erklären!)

Durch die zeitliche Begrenzung bis Ende 2020 werden wir die Ausgaben auch klar begrenzen. Wir können Familien flächendeckend und unbürokratisch fördern, ohne Abstriche bei den anderen Programmen machen zu müssen.

Besonders erfreulich finde ich, dass wir im Koalitionsausschuss für den sozialen Wohnungsbau und auch die Städtebauförderung – zwei, wie ich zugebe, sozialdemokratische Kernanliegen – zusätzliche Mittel vereinbart haben.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

So stellen wir für den sozialen Wohnungsbau – das hat der Kollege Gerster schon gesagt – 2019  500 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Viele sprechen davon, dass bezahlbares Wohnen in Ballungsgebieten längst die besserverdienende Mittelschicht beschäftigt. Wir sollten aber nicht vergessen, dass das viel härter die Menschen betrifft, die in schlechtbezahlten Dienstleistungsberufen hart arbeiten und dennoch immer weiter aus dem Zentrum – weg von ihrem Arbeitsplatz – in die Außenbezirke gedrängt werden.

Deshalb geht es nicht nur darum, einfach mehr zu bauen. Die Wohnungen müssen auch dort gebaut werden, wo die Menschen arbeiten und leben wollen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie müssen vor allem bezahlbar sein, sowohl für den Krankenpfleger in München als auch für die Polizistin oder die Briefträgerin in Frankfurt. Dazu dienen auch die vereinbarten Verschärfungen bei der Mietpreisbremse und die Absenkung der Modernisierungsumlage, und die muss jetzt auch schnell beschlossen werden, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union.

(Beifall bei der SPD)

Aber Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, wissen auch: Die ambitioniertesten Wohnungsbauprogramme haben nur eine begrenzte Wirkung, solange wir uns nicht einmal grundsätzlich mit der Bodenfrage beschäftigen. Bauland ist ein knappes Gut, und steigende Bodenpreise treiben die Baukosten und damit natürlich auch die Miet- und Eigentumspreise in die Höhe. Bezahlbare Wohnungen brauchen am Ende auch bezahlbares Bauland.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das Bundesministerium des Innern bzw. Sie, Herr Seehofer, werden dafür die Expertenkommission „Nachhaltige Baulandmobilisierung und Bodenpolitik“ einrichten. Ich hoffe, dass wir da auch zeitnah mit Ergebnissen rechnen können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Große Koalition hat die Bedeutung der Wohnungsfrage verstanden und eine ganze Reihe wirklich guter Maßnahmen vereinbart. Doch nur, wenn wir diese Programme zusammendenken, können wir nachhaltige Lösungen erzielen. Das heißt, wir sollten nicht Baukindergeld gegen sozialen Wohnungsbau ausspielen, sondern als Teil einer Wohnungspolitik verstehen. Hierauf werden wir ganz genau achten. Für das Theater drumherum – das kann ich, glaube ich, klar sagen – fehlt uns, aber auch den Bürgerinnen und Bürgern jegliches Verständnis.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Jetzt erteile ich das Wort der Kollegin Linda Teuteberg, FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7251899
Wahlperiode 19
Sitzung 46
Tagesordnungspunkt Inneres, Datenschutz und Informationsfreiheit
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