Britta DasslerFDP - Entwicklung des eSports
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Abschluss des Koalitionsvertrages hat viel Zustimmung in der eSport- und Gaming-Szene hervorgerufen. Doch die im Koalitionsvertrag gemachten Versprechen sind bisher noch nicht umgesetzt worden. Die Koalition versprach, eSport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anzuerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive zu unterstützen. Doch wie das bei dieser Regierung im Moment ja so üblich ist, ist seit der Absichtserklärung leider nicht viel passiert,
(René Röspel [SPD]: Das muss die FDP gerade sagen! – Timon Gremmels [SPD]: Sie haben ja gekniffen!)
weil man vor allem mit sich selber beschäftigt war und immer noch ist.
(Beifall bei der FDP – Dr. Jens Zimmermann [SPD]: 50 Millionen für die Games-Förderung! 50 Millionen!)
Auf unsere Kleine Anfrage vom August dieses Jahres zur Anerkennung des eSports erinnert sich die Bundesregierung an das Prinzip der Verbandsautonomie und die Autonomie des Sportes und musste dann kleinlaut einräumen, dass die Anerkennung als Sportart ja gar nicht in ihre Kompetenz fällt. Zuständig für die Anerkennung ist allein der Deutsche Olympische Sportbund, meine Damen und Herren.
Auch in den Bereichen, in denen die Bundesregierung eigentlich eindeutig die Kompetenzen hat, ist sie zu zögerlich, etwa wenn es um die Gemeinnützigkeit geht. Wenn die Bundesregierung ihren Koalitionsvertrag ernst nehmen würde, hätte sie schon längst die Gemeinnützigkeit des eSports in Angriff genommen.
(Beifall bei der FDP)
Warum ist also nichts passiert?
Anders geht es doch manchmal auch: In der Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage vom August sah die Bundesregierung noch keine Probleme hinsichtlich der Visa von eSportlern. Im September allerdings hat das Auswärtige Amt jetzt mit seinem neuen Visumhandbuch die Einreise von eSportlern deutlich erleichtert.
(Dr. Jens Zimmermann [SPD]: Ich dachte, wir hätten nichts gemacht!)
Aber die Lösung geht leider nicht weit genug. Ausländische eSportler zum Beispiel können nicht fest in ein deutsches Team mit Sitz in Deutschland integriert werden. Es zeigt sich also auch im Bereich des eSportes, dass Deutschland unbedingt ein modernes Einwanderungsrecht braucht.
(Beifall bei der FDP)
Der Antrag der Grünen geht daher in die richtige Richtung, und wir freuen uns schon sehr auf die gemeinsamen Beratungen im Sportausschuss, um den eSport in Deutschland voranzubringen. Der weltweite Umsatz des eSports wird auf bis zu 700 Millionen Euro geschätzt. Die jährliche durchschnittliche Wachstumsrate beträgt weltweit in den nächsten fünf Jahren geschätzte 22 Prozent.
(Kai Whittaker [CDU/CSU]: Das ist mehr als bei der FDP!)
Das heißt, der Umsatz des eSports in Deutschland wird bald anderen Sportarten wie Handball – circa 100 Millionen – oder Eishockey – circa 110 Millionen – den Rang ablaufen.
Der eSport ist schon längst kein Nischenphänomen mehr, sondern begeistert die Massen – Massen von jungen Leuten –, und eSports-Veranstaltungen füllen mit Tausenden begeisterten Zuschauern ganze Arenen und Stadien. Und auch bei Internetübertragungen erreichen eSport-Events schon Reichweiten traditioneller Großveranstaltungen. 2016 schauten zum Beispiel 43 Millionen Menschen online das League-of-Legends-World Championship-Finale. Das entscheidende siebte Finalspiel der NBA sahen dagegen nur 31 Millionen Menschen.
Wir haben es also beim eSport mit einer disruptiven, neuen Sportart zu tun; eSport ist Wettkampf von hochprofessionalisierten Teams und Spielern. Mittlerweile gründen sehr viele traditionelle Sportvereine eSport-Abteilungen. Dabei haben wir, wie in anderen Bereichen der Digitalisierung in Deutschland, jetzt die Wahl, meine Damen und Herren, aktiv an dieser Entwicklung teilzuhaben und damit die Rahmenbedingungen für eine gute Entwicklung des eSports in Deutschland zu schaffen oder wieder einmal abzuwarten, bis andere Länder und Regionen uns auch bei dieser Entwicklung wieder abhängen.
Wir Freien Demokraten unterstützen den eSport und die Gaming-Szene in Deutschland und fordern von der Bundesregierung, unverzüglich die Rahmenbedingungen so zu schaffen, damit Deutschland als Gaming- und eSport-Standort an dieser Entwicklung endlich teilhaben kann.
(Beifall bei der FDP)
Gaming und eSport sind Kulturgut, Bildungswerkzeug und Innovationstreiber. Wenn wir im eSport und der Anerkennung als Sport vorangehen, setzen wir ein gutes Zeichen für die gesamte Game-Industrie und unseren Standort Deutschland.
Vielen Dank.
(Beifall bei der FDP)
Die nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Petra Sitte, Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7289738 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 61 |
Tagesordnungspunkt | Entwicklung des eSports |