29.11.2018 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 68 / Tagesordnungspunkt 18

Ernst Dieter RossmannSPD - Einführung eines Rudi-Dutschke-Stipendiums

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Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erlauben Sie nach diesem abgründigen Beitrag drei Gedanken an Rudi Dutschke.

(Lachen des Abg. Jürgen Braun [AfD])

Der erste Gedanke bezieht sich auf unseren Umgang mit dem, was 1968/69 in Deutschland und in der Welt passiert ist. Das war im Wesentlichen – um das auf den Punkt zu bringen –, dass die Unkultur des Gehorsams gebrochen wurde.

(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Jürgen Braun [AfD]: Ein Anhänger von Diktatur war er!)

Dies hat zu wichtigen Impulsen für Frieden, Gerechtigkeit und Umweltvorsorge geführt. Das hat auch zu Partizipation, Weltverantwortung und Menschlichkeit beigetragen. Gretchen Dutschke, die sich in ihrem 2018 erschienen Buch „1968: Worauf wir stolz sein dürfen“ an damals erinnert, verschweigt nicht – weil sie nicht dogmatisch verblendet ist –,

(Jürgen Braun [AfD]: Sie ist ein linker Revisionist!)

was damals durch autoritätsgläubiges Sektierertum, anmaßendes Auftreten und auch durch Gewalt geschehen ist und was das Bild der 68er so gestaltet hat, dass wir keinen Grund haben, es auf einen Sockel zu stellen, auch nicht auf den Sockel eines Stipendiums. Wir haben vielmehr zu diskutieren, zu reflektieren und zu bewerten, was dort als neue Kultur in der Folge von freiem Denken und der Suche nach Freiheit und Glück entstanden ist. Das ist der erste Gedanke.

(Beifall bei der SPD)

Der zweite Gedanke. Lernunfähigkeit und Egozentrik gibt es auf Ihrer Seite, meine Damen und Herren von der AfD, nicht zu knapp. Das hat es bei Rudi Dutschke nicht gegeben.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen des Abg. Jürgen Braun [AfD])

Bei Rudi Dutschke hat es Irrtümer gegeben. Es hat bei Rudi Dutschke eine Weiterentwicklung im Denken gegeben.

(Jürgen Braun [AfD]: Wer soll Sie noch ernst nehmen?)

Es hat bei Rudi Dutschke auch eine andere Wahrnehmung gegeben – die Grünen wissen das seit ihrem Bremer Parteitag – und ein erneutes Heranrobben an Basisdemokratie als Ausdruck eines anderen Verständnisses von Parlamentarismus. Auch dies haben wir zu bewerten, genauso wie die Tatsache, dass sich Rudi Dutschke sicherlich nicht – weil er sich als Teil einer Bewegung der Gleichgesinnten sah – Anfechtungen wegen Heldenverehrung oder Egozentrik ausgesetzt sah. Sein großer Biograf hat in seinem Buch „Rudi Dutschke“ zum Schluss geschrieben: „Rudi Dutschke lebt hier nicht mehr – Gegen unbefugte Vereinnahmungen“. Auch dies ein Gedanke zu Rudi Dutschke.

(Beifall bei der SPD)

Der dritte Gedanke betrifft die Wissenschaft. Was die damalige Bewegung in die deutsche Diskussion eingebracht hat, war auch Ausdruck eines anderen Wissenschaftsverständnisses. Es war emanzipatorisch und kritisch gerade im Hinblick auf die Sozialwissenschaften. Es hinterfragte Interessen, stellte vermeintliche Objektivität infrage und stellte sich dem wissenschaftlichen Streit.

Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss, bitte.

Es war ein gutes Streben nach Wissenschaft in Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Es war ein Streben danach, Wissenschaft kritisch, plural und wertegebunden zu betreiben. Aber es gab nicht die Vorstellung, –

Herr Kollege, noch einen Satz.

– dass der Wissenschaft diese Qualitäten staatlich verordnet werden sollten.

(Zuruf der Abg. Beatrix von Storch [AfD])

Auch das ist eine Antwort auf die Forderung nach einem Staatsstipendium.

(Das Mikrofon wird abgeschaltet)

Frau von Storch, ich fand Ihre Bemerkung – – Herr Kollege Rossmann, Sie hört keiner mehr. Ich habe Ihnen gerade das Wort entzogen.

Das war der dritte Gedanke zu Dutschke.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD)

Der Kollege Dr. Jens Brandenburg hat seine Rede zu Protokoll gegeben, wofür wir ihm danken.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Kollegin Nicole Gohlke, Fraktion Die Linke, ist die nächste Rednerin.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7296616
Wahlperiode 19
Sitzung 68
Tagesordnungspunkt Einführung eines Rudi-Dutschke-Stipendiums
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