Detlev SpangenbergAfD - Frauen in Führungspositionen im Gesundheitswesen
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! „ Mehr Frauen in Führungspositionen zur Organisation des Gesundheitswesens“. Also, ich sehe den Antrag so: Er ist ja an und für sich so eine Art Stellvertreterantrag generell für die Quotenregelung, die jetzt mal auf einen Bereich rübergeschoben wird.
(Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sagt er? Ich verstehe Sie irgendwie nicht!)
Ich erkenne das erst mal als gesellschaftlichen Unsinn, was Sie hier vortragen; das sage ich in aller Deutlichkeit. Und ich muss Ihnen einfach sagen: Sie müssen das einfach mal mit Arbeit probieren. Die Männer, die in diesen Positionen sind, haben sich dort hochgearbeitet, mit ungeheurer Energie.
(Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist doch besoffen, oder was?)
Wenn Sie das Gleiche tun, würden Sie das auch schaffen. Das ist einfach mit Arbeit verbunden; so einfach ist das.
(Beifall bei der AfD – Lachen bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Sie werden doch sowieso schon immer durch alle Instanzen durchgehoben, meine Damen. Ich will Ihnen jetzt mal beweisen, wie das normalerweise in der Gesellschaft läuft. Und da spreche ich auch noch mal die Männer an, die da in ihrer bewundernswerten Ritterlichkeit diesen ganzen Blödsinn hier mittragen, meine Damen und Herren.
(Lachen bei der SPD – Katharina Dröge [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind irgendwie akustisch schwer zu verstehen!)
Also, fangen wir mal hier an. Grundgesetz, da haben wir schon den ersten Verstoß, meine Damen. Grundgesetz, kennen Sie ja: Artikel 3. Da steht eindeutig drin: Es soll niemand benachteiligt, aber auch keiner bevorzugt werden. Und Sie werden schon zweimal bevorzugt: Sie haben eine Gleichstellungsbeauftragte und eine Frauenbeauftragte, die Sie immer in die Ämter reinheben.
(Zurufe von der SPD)
Das ist schon mal die erste Sache.
(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)
Dann geht es weiter: Förderungsprogramme für Frauen und Mädchen ohne Ende. Für Jungen, für Männer, gibt es nicht ein einziges Förderprogramm – nur für Frauen. Da kann ich Ihnen so eine Latte aufzählen. Dazu haben wir die Zeit nicht; aber das können wir noch machen.
(Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie mal deutlich, bitte! – Lachen der Abg. Hilde Mattheis [SPD])
Aber jetzt mache ich mal eine kleine Kurve, und jetzt gehen wir mal auf die Genderdiskussion ein. Was wollen Sie eigentlich? Angeblich keine Geschlechter mehr; dann brauchen Sie den Antrag nicht. Oder wollen Sie 50 Geschlechter; dann reicht der Antrag nicht. Sie müssen sich entscheiden, was Sie wollen. Also, in irgendeine Richtung müssen Sie gehen, meine Damen.
(Beifall bei der AfD – Lachen der Abg. Hilde Mattheis [SPD])
Jetzt sagen Sie, die Interessen von Frauen werden nicht gewahrt. Lächerlicher geht es gar nicht. Sie meinen also, wenn in der Führungsetage in einem Unternehmen eine Frau sitzt, in der Finanzabteilung oder irgendwie im Gesundheitswesen, entscheidet die anders als ein Mann. Keine Bohne! Die entscheidet genauso. Das sind fachbezogene Entscheidungen. Diesen Unternehmen ist vollkommen egal, ob eine Frau oder ein Mann da sitzt. Wieder vollkommener Blödsinn, was Sie hier vortragen, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der AfD)
Es geht ja weiter. Die Quotenregelung wollen Sie auch nur bei angenehmen Tätigkeiten. Ich würde Sie gern mal mitnehmen zu einer Arbeit, bei der Sie das erste Mal arbeiten lernen.
(Beifall bei der AfD – Lachen bei der SPD und der FDP)
Passen Sie mal auf! Dazu würde ich Sie gern mal mitnehmen, dann kann ich Ihnen das mal zeigen. Passen Sie mal auf! Gehen Sie mal in den Straßenbau: Quotenregelung im Straßenbau? Keine. Dachdecker? Keine Quotenregelung. Fliesenleger? Keine Quotenregelung. Baggerfahrer? Keine Quotenregelung. Es ist anstrengend, dabei wird man nass, dabei holt man sich blaue Flecken, es ist ungemütlich, da muss man im Winter raus auf die Straße. In diesem Bereich brauchen Sie keine Quotenregelung, oder? Das ist nicht angenehm; kann ich mir gut vorstellen.
Ich will Ihnen mal die Verteilung nennen, die wir hier haben.
(Lachen der Abg. Hilde Mattheis [SPD] – Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist peinlich! – Zuruf der Abg. Karin Maag [CDU/CSU])
– Hören Sie mir erst mal zu. Sie können sich dann aufregen. –
(Zurufe und Lachen von der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Der öffentliche Dienst ist einer der begehrtesten Arbeitsplätze. Wen finden wir dort? Natürlich die Frauen. Jetzt zähle ich es Ihnen mal auf: Bei den Grundschulen 89 Prozent, Hauptschulen 65 Prozent, Berufsschulen 58 Prozent, Realschulen 65 Prozent, Gymnasium auch 60 Prozent; Hochschulabsolventen, Abiturienten weiblich über 50 Prozent. Wissen Sie, die Eigenschaften von Frauen werden immer so dargestellt: „führungsstark“, „Durchsetzungsvermögen“, „schmerzunempfindlicher“; in jeder Beziehung werden Superlative ohne Ende genannt. – Aber sie kommen einfach nicht hoch. Woran liegt denn das?
(Lachen bei der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Vielleicht liegt es daran, dass sie zu wenig Energie aufbringen. Das könnte doch sein.
Also, meine Damen, jetzt habe ich noch ein schönes Beispiel zum Gleichstellungsgesetz von 2016. Ein bekanntes Unternehmen konnte eine Stelle nicht besetzen. Da wurde dann per Gerichtsurteil eine Frau in den Aufsichtsrat gesetzt. Die Leistung dieser Frau, die dort reingesetzt wurde, möchte ich gerne mal beurteilen; das können Sie mir glauben. Dabei muss was Tolles rauskommen.
(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)
Ja, meine Damen und Herren, jetzt gehen wir mal weiter in der Statistik. Ich will Ihnen mal was erzählen: Ich habe hier zum Beispiel eine Bilanz von tödlichen Unfällen und von nichttödlichen Unfällen, die in einer großen Schar angefallen sind. 3,2 Millionen Unfälle, davon zwei Drittel Männer.
(Lachen der Abg. Hilde Mattheis [SPD] – Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie auf, die Frauen hier zu verarschen!)
Haben Sie sich damit schon mal beschäftigt? Interessiert Sie nicht. Bei den tödlichen Arbeitsunfällen – 3 900 pro Jahr – haben wir zu 95 Prozent Männer. Das ist auch klar und interessant. Darüber können Sie sich totlachen; ist ja auch klar.
Die Lebenserwartung der Männer ist um fünf Jahre geringer als die von Frauen. Schon mal was davon gehört? Wenn das jetzt anders wäre, dann hätten Sie doch schon eine Gleichstellungsbeauftragte für die Anhebung der Lebenszeit, oder nicht? Garantiert! Förderung von Frauen und Männern: uninteressant.
Dann haben wir noch zwei Fernsehprogramme nur für Frauen. „ ML Mona Lisa“ und „Frau tv“. Sie werden vom ZDF und vom WDR finanziert, weil Frauen ja was Besonderes sind bei uns. Sie kommen ja sonst nicht vorwärts.
Jetzt kann ich Ihnen auch noch ein schönes Beispiel nennen, wenn ich die Zeit noch habe.
Herr Kollege, die Zeit haben Sie leider nicht mehr.
Die habe ich nicht mehr? – Gut, schade.
(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)
Ich hätte Ihnen noch was Schönes erzählt.
Ich habe hier nur Wasser.
Also, Schlusswort: Strengen Sie sich mehr an; dann kommen Sie auch in die Positionen rein.
Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD – Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann sicher sagen, dass vom Parlamentsdienst nur Wasser ausgeschenkt wird.
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Unruhe bei der AfD)
Die Kolleginnen Hilde Mattheis, SPD-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus, FDP-Fraktion, Doris Achelwilm, Die Linke, und Emmi Zeulner von der CDU/CSU-Fraktion haben ihre Reden zu Protokoll gegeben, was ich begrüße.
(Fabian Jacobi [AfD]: „Nur Wasser ausgeschenkt“? Ist er noch bei Trost, solche Sprüche zu bringen?)
– Ich darf Ihnen mitteilen: Meine Erklärungen sind nicht Gegenstand von Erörterungen, auch nicht von Ihnen. Ich weise darauf hin, dass das eine Fragestellung ist, die mit einem Ordnungsruf belegt werden kann.
(Fabian Jacobi [AfD]: Dann tun Sie das!)
Aber da wir jetzt hier am Ende sind, will ich mal gnädig mit Ihnen sein.
(Fabian Jacobi [AfD]: Ja, ziemlich am Ende!)
– Mit Ihnen bin ich am Ende; das muss jetzt reichen.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 19/4855 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
(Fabian Jacobi [AfD]: Nein!)
– Sie sind nicht damit einverstanden?
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Abstimmung in der Sache!)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7307761 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 71 |
Tagesordnungspunkt | Frauen in Führungspositionen im Gesundheitswesen |