Sybille BenningCDU/CSU - Gewinnung von Spitzenforschern
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vier Oppositionsanträge liegen uns heute vor. Viel Lyrik ist drin, viel Widerspruch, wenig Neues und wenig Substanz.
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. h. c. Thomas Sattelberger [FDP]: Mal warten, was bei Ihnen kommt! – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das beweisen Sie erst mal!)
Das wurde gerade ja schon lang und breit diskutiert.
Manche Forderung finde ich richtig gut, zum Beispiel bei Frauenförderung und MINT: Da haben Sie mich natürlich ganz auf Ihrer Seite. Aber Sie ignorieren alles, was schon geschaffen worden ist. Die Bundesregierung hat bereits im Februar 2017 die neue Strategie zur Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung beschlossen.
(Dr. h. c. Thomas Sattelberger [FDP]: Mangelhafte Umsetzung!)
Meine Damen und Herren, wir unterstützen bereits wissenschaftliche Spitzenkräfte mit allen unseren Kräften. Wir sind im Handlungsmodus.
(Dr. h. c. Thomas Sattelberger [FDP]: Oh ja!)
Was sollen denn eigentlich unsere Flaggschiffe zu Ihren Anträgen sagen, zum Beispiel der DAAD mit Frau Professor Wintermantel oder die Alexander-von-Humboldt-Stiftung mit Herrn Professor Pape? Vor wenigen Tagen erst hat die Alexander-von-Humboldt-Stiftung vier neue Wissenschaftler für die renommierte Humboldt-Professur ausgewählt: einen Physiker, einen Strukturbiologen, einen Neurowissenschaftler und einen Mathematiker.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herzlich willkommen!)
Die neu Ausgewählten forschen derzeit in Großbritannien, in den USA, in Belgien und in Spanien und werden jetzt bei uns wirken. Wir freuen uns auf die vier. Da kann man sich ruhig mitfreuen, finde ich.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Alle unsere Wissenschaftspakte haben doch ein Ziel: dass wir von der Bundesliga in die Champions League aufsteigen. Herr Sattelberger, das ist dann spitze.
(Dr. h. c. Thomas Sattelberger [FDP]: Wie lange brauchen Sie dafür? – Gegenruf des Abg. René Röspel [SPD]: Bis nächstes Jahr!)
– Wenn alle mitmachen, geht es schneller.
Die Einrichtung von Max Planck Schools als neue Marke für eine Graduiertenausbildung mit internationaler Strahlkraft wird dem Wissenschaftsstandort Deutschland guttun. Das muss man nicht schlechtreden, sondern loben. Vorgestern wurden die Verträge mit den an den Max Planck Schools beteiligten Universitäten unterzeichnet. Damit verschärfen wir die Konkurrenz zu Oxford, Cambridge und der US-Ivy-League und anderen Eliteuniversitäten. Die Max Planck Schools sind wissenschaftsorganisatorisch innovativ und konzeptionell wegweisend. Damit reihen sich die Max Planck Schools in die neue Profilbildung und in die Exzellenzorientierung des deutschen Wissenschaftssystems ein. Hier forschen die besten Köpfe. Hier sind international renommierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in spe am Werk.
Dann gibt es zum Beispiel noch die Tenure-Track-Professur. Hier wird ein Kultur- und auch ein Strukturwandel im deutschen Wissenschaftssystem angestoßen. Darauf werde ich sehr häufig angesprochen; denn er beginnt ja auch zu wirken. Ebenso wird das Bund-Länder-Programm nachhaltig wirken. Die 1 000 vom Bund geförderten neuen Tenure-Track-Professuren werden immer wieder neu ausgeschrieben, und die Länder werden sie auch nachhaltig erhalten. Das ist ein gutes Programm.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Denn es ist wichtig, den besten Köpfen jeder Generation eine verlässliche Perspektive für ihre akademische Karriere zu bieten. Beispielsweise hat die Bundesregierung in ihrer Strategie Künstliche Intelligenz die Einrichtung von 100 KI-Professuren in Deutschland geplant, was auch die zielgerichtete Ansprache und Gewinnung von Spitzenwissenschaftlern und Spitzenwissenschaftlerinnen in diesen Bereich beinhaltet.
(Dr. h. c. Thomas Sattelberger [FDP]: Zehn Jahre zu spät!)
Die Ergebnisse deutscher Wissenschaftler lassen sich sehen. Im Ende 2018 veröffentlichten Nature Index, der die Publikationsleistung von Forschungseinrichtungen und Hochschulen auswertet, erreicht Deutschland die beste Wertung in Europa. Im weltweiten Vergleich kommt Deutschland auf Platz drei nach den USA und China.
Meine Damen und Herren, einige von uns waren bei der GAIN-Tagung in Boston in diesem Jahr dabei. Da ging es um Exzellenzstrategie, Tenure Track und Karrierechancen. Eine echte Talentmesse mit jungen Topwissenschaftlern und einer wirklich guten und kreativen Atmosphäre.
Gute Forschung gibt es bei uns aber auch an außeruniversitären Forschungseinrichtungen und in der Industrie – und nicht nur auf dem Campus. Auch damit sind wir in Deutschland als Standort für junge Spitzenwissenschaftler überzeugend. Wie häufig habe ich in den Staaten dazu gehört: Ihr habt die Exzellenzinitiative, und wir haben leider Trump. Je stärker der US-Präsident Donald Trump die Wissenschaft mit Füßen tritt, desto mehr Wissenschaftler möchten das Land verlassen. Das gilt auch für andere Forschungsnationen. Da müssen wir Angebote machen und auch liefern. Wir wollen diese jungen Wissenschaftler!
Aber was erwarten sie von uns? Erstens ist für Wissenschaftler von ganz großer Bedeutung die wissenschaftliche Reputation der Einrichtung, an der sie wirken. Das heißt für uns: höchste internationale Sichtbarkeit. Da wirken unsere Programme auch schon.
Zweitens. Es wird ein herausragendes wissenschaftliches Umfeld benötigt, das heißt auch: direkter Kontakt zu herausragenden Forscherpersönlichkeiten.
Drittens. Wir brauchen eine ordentliche Ausstattung und ein gesundes Verhältnis von Forschung und Lehre.
Viertens. Dual Career ist für die heutigen Familien unabdingbar. Das gehört eben auch zum Goldstandard.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)
Meine Damen und Herren, wir haben die Netzwerke und die Forschungsorganisationen, die das stemmen können. Die Internationalisierung ist ein Schwerpunkt der Bundesregierung in dieser Legislaturperiode.
Sie sind im Nörgelmodus, wir sind im Handlungsmodus.
Ich wünsche Ihnen allen eine friedliche und frohe Weihnachtszeit.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Das Wort hat die Kollegin Dr. Manja Schüle für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7307812 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 72 |
Tagesordnungspunkt | Gewinnung von Spitzenforschern |