14.12.2018 | Deutscher Bundestag / 19. EP / Session 72 / Tagesordnungspunkt 20

Enrico KomningAfD - Erhalt der Buchpreisbindung

Loading Interface ...
Login or Create Account






Frau Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen! Liebe Landsleute! Als Kritiker staatlicher Markteingriffe, wie die Buchpreisbindung einer ist, stehe ich solchen Maßnahmen grundsätzlich skeptisch gegenüber. In diesem Fall ist es jedoch sinnvoll.

Der Büchermarkt ist weltweit in Schwierigkeiten. YouTube, Netflix, Spotify und nicht zuletzt das gute alte Fernsehen setzen den Büchern zu. Die Buchpreisbindung kann zwar die Buchbranche nicht vor dieser Konkurrenz schützen; die Freigabe der Preise allerdings erst recht nicht.

Die Buchpreisbindung dient allein der Gewährleistung der bezahlten Vielfalt auf dem Büchermarkt. Ich halte die Buchpreisbindung auch ökonomisch für richtig. Es heißt, dass gebundene Buchpreise Händlerkartelle hervorriefen, während ein freier Preiswettbewerb zur Entstehung und Ausbreitung effizienter Handelsstrukturen und Vertriebskonzepte beitrage. In den USA, sozusagen dem Mekka der freien Marktwirtschaft, ohne Buchpreisbindung, verschwinden aber gerade auch die letzten Buchläden. Selbst die großen Ketten Borders oder Barnes & Noble sind pleite oder kurz davor. Bücher in Amerika werden fast nur noch über Amazon verkauft, jetzt sogar in eigenen Buchläden, hier aber natürlich nur die Bestseller; denn Nischenprodukte lohnen sich nicht. Das ist sogar ein Monopol und nicht nur ein Kartell.

Richtig, das Buch ist ein Produkt mit relativ hohen Fix- und relativ niedrigen Grenzkosten; das bevorteilt auch bei Buchpreisbindung große Händler. Aber der regulierte Endverbraucherpreis führt auch dazu, dass kleine Buchhändler eben nicht so einfach aus dem Markt gedrängt werden können. In Deutschland werden nach wie vor die Hälfte aller Bücher im Sortimenthandel geführt. Es gibt in Deutschland circa 1 700 Verlage und 3 000 – auch viele kleine – Buchhändler; diese vertreiben jährlich 73 000 Neuerscheinungen. Zugegebenermaßen: Auch hier gehen die Zahlen herunter; aber von dieser Vielfalt können die USA nur träumen.

(Beifall bei der AfD)

Eine Freigabe der Buchpreise würde zu einer rasanten Bereinigung dieser Zahlen führen – zum Schaden der Handelsware Buch; denn immer mehr Konsumenten würden sich abwenden. Ohne Buchpreisbindung gäbe es nur noch schnell geschriebene Bestseller; Hauptsache Auflage, Qualität spielt keine Rolle mehr. Die meisten Sachbücher würden sich nicht mehr rechnen. Ein immer größerer Kostendruck auf die Verlage, gerade auch im Wettbewerb mit den Eigenverlegern, ist die Folge. Man spart sich die Qualitätskontrollen durch Lektoren; das Niveau sinkt. Jungautoren hätten gar keine Chance mehr.

Ich darf Samuel Clemens, den Sie alle als Mark Twain kennen, zitieren:

Jener, der keine guten Bücher liest, hat keinen Vorteil gegenüber jenem, der gar nicht liest.

– Das, meine Damen und Herren, können wir nicht wollen.

(Beifall bei der AfD)

Außerdem ist das Buch eben keine handelbare Ware wie jede andere; das Buch ist ein Kulturgut, es ist vor allem auch ein deutsches Kulturgut. Das Buch – für jeden erschwinglich durch Johannes Gutenbergs revolutionäres Druckverfahren – begann in Mainz seinen weltweiten Siegeszug. Goethes Faust, Schillers Wilhelm Tell und Thomas Manns Buddenbrooks sind Meilensteine der Literatur.

(Zuruf von der CDU/CSU: Und Luthers Bibel!)

Mein Heimatschriftsteller Fritz Reuter hat sich in seinen Schriften der Wiederbelebung der niederdeutschen Sprache als Literatursprache gewidmet. Die Bibelübersetzung Martin Luthers führte zur Reformation, zur Aufklärung, zu unserer nationalen Demokratiebewegung und letztlich zu unserer modernen Gesellschaft. Wir Deutsche tragen gegenüber dem Buch eine ganz besondere Verantwortung, die wir wahrnehmen sollten und keineswegs vorauseilendem Gehorsam eines Europäischen Gerichtshofs überlassen dürfen.

(Beifall bei der AfD)

Meine Damen und Herren, bleiben wir ein Land der Dichter und Denker. Behalten wir die Buchpreisbindung bei. Wir werden dem Antrag zustimmen.

Mir bleibt noch, allen frohe Weihnachten zu wünschen, und vielleicht ist bei den vielen Geschenken ja ein gutes Buch dabei.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Das Wort hat der Abgeordnete Falko Mohrs für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Elisabeth Motschmann [CDU/CSU])

API URL

Data
Source Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Cite as Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Retrieved from http://dbtg.tv/fvid/7307823
Electoral Period 19
Session 72
Agenda Item Erhalt der Buchpreisbindung
00:00
00:00
00:00
00:00
None
Automatically detected entities beta