Christoph MatschieSPD - Megastaudamm "Stieglers Schlucht" in Tansania
Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Dieser Antrag befasst sich mit einem klassischen Entwicklungsdilemma: Industrielle Entwicklung braucht Ressourcen, braucht Energie, und oft gerät dieser Ressourcen- und Energiehunger in Konflikt mit anderen Zielen, zum Beispiel der Bewahrung der Umwelt. Das ist nicht nur eine Debatte in Entwicklungsländern. Wer sich bei den Debatten umschaut, die wir im eigenen Land über die Erreichung der Klimaziele, den Ausstieg aus der Kohle oder die Belastung des Grundwassers mit Nitraten führen, weiß, wovon hier die Rede ist. Das sind keine Konflikte, die sich einfach auflösen lassen, und es sind oft sehr eingefahrene Wege, die man aufgeben muss, um neue Wege zu suchen.
Es ist hier schon mehrfach angesprochen worden: Bei diesem Antrag geht es um das größte und älteste kontrollierte Wildschutzgebiet in Afrika. Der Selous hat eine Fläche von etwa der Größe der Schweiz und eine enorme Bedeutung für die biologische Vielfalt, den Schutz der Artenvielfalt und damit auch eine Bedeutung für die Weltgemeinschaft. Deshalb ist er zu Recht UNESCO-Weltnaturerbe.
Trotzdem muss man sagen: Wenn wir jetzt als Bundesrepublik Deutschland – als ein Land mit einem enorm hohen Energieverbrauch – auf die tansanische Regierung zugehen, die Regierung eines Landes, in dem nur ein Drittel der Bevölkerung Zugang zu Energie hat, ist das schon eine gewaltige Zumutung. Die ist nur gerechtfertigt, wenn wir wirklich gute Angebote machen können. Kein tansanischer Präsident kann sich allein auf schöne Reden verlassen, wenn er sein Land wirtschaftlich entwickeln muss,
(Dr. Christoph Hoffmann [FDP]: Genau!)
wenn er seine Bevölkerung mit Energie versorgen muss. Wenn wir darum bitten, den Selous intakt zu lassen, dann sind wir in der Pflicht, hier in die Speichen zu greifen und zu helfen, eine andere Energieversorgung aufzubauen.
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volkmar Klein [CDU/CSU] – Dr. Christoph Hoffmann [FDP]: Meine Rede! Genau das habe ich gesagt! – Armin-Paulus Hampel [AfD]: Wie soll das aber gehen, Herr Matschie?)
Um diese Zusammenarbeit dreht sich der Antrag. Das kann – wie im Antrag benannt – natürlich der Ausbau der Nutzung anderer erneuerbarer Energieressourcen sein. Aber es wird auch einen Dialog mit der tansanischen Regierung darüber geben müssen, welche anderen Wege sie selbst noch sieht, die wir vielleicht unterstützen können.
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Spaniel?
Nein. – Herr Kollege Hampel, Ihre Kurzintervention war wohl etwas flach. Es geht, wenn von der Nutzung der Windkraft die Rede ist, natürlich nicht darum, Windräder in den Selous zu stellen, sondern darum, sie dorthin zu stellen, wo man Windkraft – nämlich auf Bergen – sehr gut nutzen kann, um in Tansania eine dezentrale Energieversorgung aufzubauen. Da ist mit solch polemischen Interventionen nicht geholfen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Karsten Hilse [AfD]: Was aber wollen Sie machen, wenn der Wind nicht weht? – Armin-Paulus Hampel [AfD]: Das ist ein schöner Vorschlag! Ich habe doch nur gefragt!)
Es geht um die Bewahrung eines weltweit wichtigen Naturerbes, aber eben auch um wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Entwicklungen in Tansania. Hier wird es darauf ankommen, ein fairer Partner zu sein, ein Partner, der der tansanischen Regierung bei dieser gewaltigen Aufgabe wirklich unter die Arme greift. Da sage ich ganz deutlich: Da muss auch der Bundesregierung noch mehr einfallen, da brauchen wir noch mehr Drive in der Zusammenarbeit mit Tansania. Darauf freue ich mich und bitte um die Annahme des Antrags.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)
Der letzte Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Peter Stein, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7317861 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 74 |
Tagesordnungspunkt | Megastaudamm "Stieglers Schlucht" in Tansania |