14.02.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 80 / Tagesordnungspunkt 8

Katrin Helling-PlahrFDP - Organspende

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Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Meine Damen und Herren! Das GZSO ist richtig. Gerade die Freistellung der Transplantationsbeauftragten haben auch wir Freie Demokraten lange und immer wieder angemahnt. Gut, dass sie nun endlich kommt! Aber, Herr Minister Spahn, es besteht keinerlei Anlass, sich auszuruhen. Die über 10 000 Betroffenen auf der Warteliste haben es verdient, dass wir jedwede mögliche Anstrengung unternehmen, um ihnen zu helfen.

(Beifall bei der FDP)

Und, Herr Minister, das sehe ich bei Ihnen im Moment nicht.

(Tino Sorge [CDU/CSU]: Gucken Sie mal genauer hin!)

Wir haben mit unserem Antrag eine Debatte darüber angestoßen, die Möglichkeiten der altruistischen Organ­lebendspende auszuweiten, um so mehr Erkrankten die Chance auf Genesung zu geben. Zur Thematik Lebendspende befragt, äußert Ihr Haus stets nur: Hm, ja, da müsste man mal eine Debatte führen, auch über die ethischen Dimensionen und so. – Das war es. Darauf, dass da mehr kommt, wartet man vergeblich.

Herr Minister, eine Debatte führt nur, wer redet. Eine Debatte setzt Debattenbeiträge voraus.

(Beifall der Abg. Christine Aschenberg-­Dugnus [FDP] – Alexander Krauß [CDU/CSU]: Ja, das machen wir doch im Plenum heute hier! – Tino Sorge [CDU/CSU]: Also, dass der Minister sich nicht zu Debatten äußert, kann man ihm nun wirklich nicht unterstellen!)

Wenn Sie es nicht wollen, dann sagen Sie: Nein, kommt nicht in Betracht, ist mir ethisch zu schwierig, auch wenn dann weniger Menschen auf der Warteliste geholfen werden kann. Ich habe keine Lust, mir die Diskussion anzutun. Ich habe schließlich noch die Widerspruchslösung an der Backe und werde mit dem Vorstoß auf die Nase fallen. – Herr Spahn, eine Debatte anzukündigen und dann nichts dazu beizutragen, ist Duckmäusertum.

(Beifall bei der FDP – Tino Sorge [CDU/CSU]: Was soll er denn nun machen: sich äußern, sich nicht äußern?)

Auch die Koalitionsfraktionen schweigen sich im Gesundheitsausschuss zu der Thematik vollständig aus.

Herr Minister, ich verrate Ihnen etwas: Die Ausweitung der Möglichkeiten der Lebendspende hat gegenüber der Einführung einer Widerspruchslösung einen entscheidenden Vorteil: Die Spender wollen sicher selbstbestimmt spenden. Warum also wollen Sie mit der Widerspruchslösung jemanden, der vielleicht gar nicht spenden möchte, zum Spender machen, ermöglichen aber auf der anderen Seite Menschen, die unbedingt spenden wollen, keine Spende? Das ist doch völlig widersinnig.

(Beifall bei der FDP – Alexander Krauß [CDU/CSU]: Reden Sie auch noch zum Thema, oder nicht?)

Wenn man sich den offenkundigen und breit von Medizinern, Verbänden und Betroffenen vorgetragenen Argumenten nicht verschließt, ist das alles gar nicht so schwierig.

Herr Minister, Sie werden die Stellungnahmen für die öffentlichen Anhörungen zu Ihrem und unserem Antrag oder zumindest das Protokoll gelesen haben. Ich zitiere: Es ist „nicht zu verstehen, dass deutschen Patienten auf der Warteliste Lebendspende-Organübertragungen vorenthalten werden, die in vergleichbaren Ländern medizinischer Standard sind.“ Deutsche Transplantationsgesellschaft. Oder beispielhaft für einen Betroffenenverband, TransDia Sport e. V.: „Unter möglichen Verbesserungen … möchten wir die überfällige Schaffung einer sicheren Rechtsgrundlage für die Überkreuzlebendspende hervorheben.“ Oder auch: Wir sind hier tatsächlich im Niemandsland und fallen zunehmend zurück, was dazu führt, dass zunehmend auch Paare, jedenfalls die, die es sich leisten können, etwa nach Spanien gehen und dort die Überkreuzspende durchführen lassen. – Professor Ockenfels von der Uni Köln.

Meine Damen und Herren, das ist Zweiklassenmedizin. Was also haben Sie ernsthaft gegen die Legalisierung von Überkreuzspenden auch in Deutschland? Wieso schaffen wir die Subsidiarität der Lebendspende nicht ab? Wieso soll ein Ehegatte seinem Partner nicht spenden dürfen, weil ein Organ eines Verstorbenen zur Verfügung steht, obwohl die Verträglichkeit einer Lebendspende höher ist und gleich einem weiteren Betroffenen auf der Warteliste mitgeholfen wäre? Es gibt keine nachvollziehbaren Gründe. Geben Sie sich einen Ruck! Stimmen Sie unserem Antrag zu! Er hilft, das Leid zu mindern und Betroffene von der Warteliste zu holen. Er bedeutet Leben für Schwerkranke.

(Beifall bei der FDP)

Für die Fraktion Die Linke hat das Wort der Kollege Harald Weinberg.

(Beifall bei der LINKEN)

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7325761
Wahlperiode 19
Sitzung 80
Tagesordnungspunkt Organspende
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