Sabine LeidigDIE LINKE - Glyphosat
Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Glyphosat, bekannt unter dem Markennamen „Roundup“, ist das meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel der Welt, ein sogenanntes Totalherbizid, ein Produkt von Bayer/Monsanto. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wird, dass sie den Einsatz überlebt. Glyphosat ist laut Krebsforschungsagentur der WHO wahrscheinlich krebserregend beim Menschen. Seine Rückstände findet man in Gewässern, in Lebensmitteln und dementsprechend auch im Urin von Menschen, die gar nichts mit Landwirtschaft zu tun haben.
(Stephan Protschka [AfD]: Weil der Körper ausscheidet, was er aufnimmt!)
Glyphosat trägt maßgeblich zum Artensterben auf dem Land bei.
(Carina Konrad [FDP]: Das ist nicht bewiesen!)
2017 stand übrigens die Wiederzulassung für weitere fünf Jahre in Europa zur Debatte. Es war der damalige Landwirtschaftsminister Schmidt, der persönlich dafür gesorgt, dass es nicht vom Markt genommen werden muss.
(Hermann Färber [CDU/CSU]: Gott sei Dank hat er das!)
Die Gewinnquelle für Bayer/Monsanto sollte nicht versiegen.
Anstatt sich für die Agrochemie ins Zeug zu legen, hätte die Regierung längst Forschungsprojekte für alternative bodenschonende Anbaumethoden auf den Weg bringen müssen, damit am Ende die Landwirte nicht die Dummen sind.
(Beifall bei der LINKEN)
Inzwischen kommen Sie etwas in die Gänge, und die Anwendung von Glyphosat wird eingeschränkt. Aber das ist erstens viel zu wenig, und zweitens kommt es viel zu spät. Eine aktuelle Studie zum Insektensterben aus den USA, die gerade veröffentlicht wurde, zeigt, dass es höchste Eisenbahn ist. Wenn wir so weitermachen, werden die Insektenbestände in den nächsten zehn Jahren weltweit um ein Viertel dezimiert.
(Carina Konrad [FDP]: Das ist doch Blödsinn!)
In Deutschland sind schon mehr als drei Viertel aller Fluginsekten aus Schutzgebieten verschwunden.
(Carina Konrad [FDP]: Ja, genau! Aus Schutzgebieten! Wir brauchen weniger Schutzgebiete: Ist das die Schlussfolgerung, oder was?)
Wir fordern, dass glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel in Deutschland unverzüglich verboten werden, und wir fordern mehr Unterstützung für ökologische Methoden in der Landwirtschaft.
(Beifall bei der LINKEN)
Derzeit werden 4 000 Tonnen Glyphosat pro Jahr auf deutschen Äckern eingesetzt,
(Carina Konrad [FDP]: 3 700!)
die Hälfte im Getreideanbau. Weil dieses so behandelte Getreide nicht zur Verarbeitung in Brauereien zugelassen wird, wird zum Beispiel Brot daraus,
(Carina Konrad [FDP]: So ein Quatsch! Das ist verboten in Deutschland!)
Brot und Brötchen in unzähligen Backshops, in Supermärkten und Bäckereien.
Schätzungsweise 1,7 Millionen Tonnen von diesen Backwaren werden allerdings jedes Jahr vernichtet, auf den Müll geworfen. Die Ernte von fast 400 000 Hektar Ackerland wird verschwendet.
(Carina Konrad [FDP]: Ja, wahrscheinlich aus dem Bioanbau!)
Das ist wirklich absurd. Auf der einen Seite werden Pestizide und Stickstoffdünger eingesetzt, um die landwirtschaftlichen Ernteerträge zu intensivieren, und zugleich werden tonnenweise Lebensmittel weggeworfen, die daraus hergestellt werden. Dieses System ist einfach falsch;
(Beifall bei der LINKEN)
es muss sozial und ökologisch umgebaut werden. Das Verbot von Glyphosat wäre ein Schritt in diese Richtung.
Dass wir vollen Rückenwind aus der Bevölkerung haben, zeigen uns gerade die Menschen in Bayern; wir haben es gerade schon gehört. Dort haben sich binnen zwei Wochen 1,7 Millionen Menschen am Volksbegehren „Rettet die Biene“ beteiligt. Das sind 18,4 Prozent aller Wahlbeteiligten.
(Beifall bei der LINKEN)
Das ist das Volksbegehren mit der höchsten Beteiligung, das jemals in Bayern stattgefunden hat. Das ist absoluter Rekord.
(Stephan Protschka [AfD]: Schafft euer Erneuerbare-Energien-Gesetz ab, dann haben wir auch wieder Bienen!)
Selbstverständlich haben wir das als Linke mit allen Kräften unterstützt. Wir brauchen diese Aktivität der Bürgerinnen und Bürger. Das ist wirklich toll.
Ich bin zuversichtlich, dass solche Aktionen die Agrarwende schneller vorantreiben, als unsere Anträge das könnten.
(Beifall bei der LINKEN)
Ja, Bienen sind systemrelevant, wie Frau Klöckner es gesagt hat. Aber wir retten sie nur, wenn sich Bayer und Monsanto endlich vom Acker machen müssen.
Danke.
(Beifall bei der LINKEN)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Als nächste Rednerin erwarten wir die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7325884 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 80 |
Tagesordnungspunkt | Glyphosat |