21.02.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 83 / Zusatzpunkt 8

Klaus-Peter SchulzeCDU/CSU - Wolfsmanagement und -monitoring

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Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich hatte heute eine Gruppe aus meinem Wahlkreis bei mir, einen ganz engagierten Naturschutzverein. Man fragte mich: Wie macht ihr mit dem Wolf weiter? Wir können nicht mehr warten. Es muss etwas schneller gehen mit den Entscheidungen.

(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/CSU])

Das waren Leute, die aus einer kleinen Gemeinde vor Ort kommen, und es waren nicht die von mir schon mal zitierten Balkonbiologen aus den großen Städten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Auch die vor Ort tätigen Naturschützer sagen: Wir müssen etwas tun. Ich glaube, auf diesem Weg haben wir mit unserem am 28. Juni 2018 beschlossenen gemeinsamen Antrag einiges festgelegt, was jetzt abgearbeitet werden muss.

Herr Ebner, Sie sagen: Wenn die Reviere voll sind, wird es keinen Populationszuwachs geben. – Das ist nicht richtig. Entscheidend ist, wie hoch die Dichte der Beutetiere in den Revieren ist. Solange Weidetiere zum Beutespektrum gehören, werden die Reviere entsprechend klein sein und wird die Zahl der Beutegreifer – in dem Fall des Wolfes – zunehmen. Diesen Vorgang muss man genauso berücksichtigen wie andere Fakten.

Der Kollege Hilse hat das Thema Schädelanalysen angesprochen. Die habe ich bei meinem Biologiestudium im vergangenen Jahrhundert durchgeführt. Da war das eine übliche taxonomische Arbeitsweise; aber heutzutage kann man über gentechnische Untersuchungen sehr genau feststellen, ob es im jeweiligen Fall ein Bastard oder ein reiner Wolf ist. Die Dinge sollte man, wenn man sie betrachtet, wirklich mit Methoden auf dem neuesten Stand betrachten.

Richtig sind einige Punkte im FDP-Antrag, die offensichtlich von unserem gemeinsamen Antrag übernommen worden sind.

(Lachen bei der FDP)

– Ja, da können Sie gerne lachen. – Aber Sie haben einige wichtige Teile dabei vergessen. Das ganze Thema „Untersuchung ökologischer Folgen einer Umzäunung“ – dazu habe ich mich hier auch schon geäußert – ist nicht aufgeführt. Die Forschung zu der Frage, welche Rolle der Wolf bei der Entwicklung von Wildtieren spielt, ist nicht aufgenommen.

Die entscheidenden Punkte waren die Punkte 13 und 14. Da geht es einmal um die Frage, wie wir den Wolf neu in den EU-weiten Schutzstatus einsortieren – da muss Bewegung hineinkommen; dazu haben wir auch im Juni vergangenen Jahres gesprochen –, und darum, dass wir eine Analyse der tatsächlichen Populationsgröße brauchen. Erst wenn das vorliegt, können wir überlegen, ob der Wolf wirklich noch den Status verdient, nicht im günstigen Erhaltungszustand zu sein, oder ob er sich im günstigen Erhaltungszustand befindet. Ich bin davon überzeugt, dass hier nicht nur die Anzahl eine Rolle spielt; vielmehr muss man das Individuum oder die Population in Gänze betrachten. Denn der Wolf als Generalist besiedelt alle Lebensräume in Europa, er hat ein breites Nahrungsspektrum, er steht an der Spitze der Nahrungskette, und er legt große Wanderungen zurück, um den genetischen Austausch sicherzustellen.

Herr Kollege, erlauben Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Dr. Christoph Hoffmann aus der FDP-Fraktion?

Ja.

Herr Kollege Dr. Hoffmann, Sie dürfen die Frage stellen. Der Redner hat Ja gesagt.

Sehr geehrter Herr Schulze, vielen Dank, dass Sie die Frage zulassen. – Hier in diesem Haus hat der Abgeordnete Westphal von der SPD gesagt, dass der Wolf in Deutschland ausgerottet worden sei, weil die Bevölkerung schlicht irrationale Ängste gehabt habe. Ich meine, es ist eher andersherum gewesen: Der Wolf war ein Nahrungskonkurrent des Menschen. – Es ging eigentlich um die Frage: Dein Schaf oder des Wolfes Schaf?

Wir müssen die Wolfspopulation irgendwie managen. Die einzige Möglichkeit, wenn der Wolf nicht ins Jagdrecht aufgenommen wird, wäre ja, dass sich die Polizei als Jäger in den Wald begibt, um die Tiere zu erlegen, die problematisch sind. Ich frage Sie jetzt: Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang Polizeijagden im Wald?

Ich habe mich zu dem Thema gar nicht geäußert. Zum Thema Jagd wäre ich noch gekommen.

Ich glaube schon, dass man den Wolf auch ins Jagdrecht aufnehmen kann. Aber damit haben wir das Problem nicht gelöst; dann ist er nämlich ganzjährig geschützt. Der von einigen Kollegen genannte Fall „Dann können wir reichlich schießen“ tritt erst dann ein, wenn man die Bestandsgrößen definiert und den günstigen Erhaltungszustand erreicht hat.

Da die Jagd in Deutschland an Boden und Fläche gebunden ist, denke ich schon, dass diejenigen, die die Hege und Pflege und die Jagd übernehmen, auch diejenigen sein müssen, die als Erste diese Aufgabe übernehmen. Aber sie müssen dann natürlich auch bereit sein, das entsprechend umzusetzen. Das Beispiel aus Schleswig-Holstein ist von der Kollegin schon angesprochen worden. Mir haben selbst Jäger gesagt: Ob wir die Flinte herausnehmen, auch wenn der Wolf im Jagdrecht steht, das wissen wir noch nicht.

Ich war bei der Größe der Population stehen geblieben. Das ist der entscheidende Punkt. Das muss jetzt auch konsequent ermittelt werden. Da erwarte ich vom Umweltministerium, dass da die entsprechenden Vorleistungen erbracht werden. Es gibt in Europa – in Frankreich und in Schweden – mittlerweile gute Beispiele dafür, wie man das managen kann.

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7328928
Wahlperiode 19
Sitzung 83
Tagesordnungspunkt Wolfsmanagement und -monitoring
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