14.03.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 86 / Tagesordnungspunkt 3

Bettina MüllerSPD - Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Egal ob Stadt oder Land, eine gute Gesundheitsversorgung ist besonders wichtig für die Menschen. Heute haben wir in der medizinischen Versorgung große Unterschiede: auf der einen Seite verschieden lange Zeiten des Wartens auf Arzttermine für Privat- und gesetzlich Versicherte, auf der anderen Seite ein Ungleichgewicht in der Versorgung zwischen Stadt und Land. Beide Probleme packen wir jetzt an.

(Beifall der Abg. Sabine Dittmar [SPD])

Für schnellere Termine beim Haus- und Facharzt machen wir die Terminservicestellen flott. Sie sind jetzt rund um die Uhr erreichbar und vermitteln die Versicherten an die richtige Stelle, und in offenen Sprechstunden können Patienten gesundheitliche Angelegenheiten schnell klären lassen. Das entlastet die Notaufnahmen der Krankenhäuser und verhindert teure stationäre Behandlungen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Mein Wahlkreis liegt im ländlichen Hessen. Ich weiß nicht nur aus Umfragen, dass auf dem Land die Unzufriedenheit mit der medizinischen Versorgung stetig wächst. Das wollen wir ändern. Künftig werden die Länder im G‑BA bei der Bedarfsplanung ein Wörtchen mitzureden haben. In den Zulassungsausschüssen entscheiden sie, wo, in welcher Region, Ärzte gebraucht werden, und können Neuzulassungen beschließen. Und: Dort, wo Ärzte fehlen, muss die KV künftig mit Eigeneinrichtungen Abhilfe schaffen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Karin Maag [CDU/CSU])

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Medizinische Versorgungszentren leisten schon jetzt einen wichtigen Beitrag in der Fläche. Neu ist: Künftig dürfen auch Praxisnetze MVZs gründen. Mit diesem Gesetz haben wir durch viele Regelungen dafür gesorgt, dass diese Versorgungsform weiter gestärkt wird.

Und: Die Digitalisierung bekommt einen neuen Schub. Das ist wichtig für die telemedizinischen Behandlungen auch in der Fläche.

(Zuruf des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE])

Zwar kann nichts den Arzt aus Fleisch und Blut ersetzen, aber die Menschen sind offen für Innovationen und haben keine Scheu vor Videosprechstunden. Das hat eine forsa-Umfrage erst kürzlich wieder gezeigt. Ein zusätzliches Instrument ist der Medibus, der bei uns in Nordhessen sehr gut ankommt.

(Sabine Dittmar [SPD]: Er hat gestern einen Preis gewonnen!)

Da mir die Gesundheitsversorgung auf dem Land besonders am Herzen liegt, will ich noch zwei Punkte herausheben. Das ist zum einen die Heilmittelversorgung, für die auch wir als SPD uns sehr stark eingesetzt haben. Physios, Logopäden, Ergotherapeuten, Podologen und Diätassistenten werden für die gesundheitliche Versorgung immer wichtiger. Aber die Bezahlung, die wirtschaftlichen und bürokratischen Rahmenbedingungen und die beruflichen Möglichkeiten sind in diesem Bereich längst nicht mehr zeitgemäß. Mit dem Gesetz stärken wir die Verantwortung dieser Berufe durch die Einführung der Blankoverordnung als Regelleistung. Wir verbessern die Vergütung. Wir bauen Bürokratie ab. Wir zentralisieren die Vertragsverhandlungen und stellen sicher, dass die Vergütungserhöhung, die bessere Vergütung, auch bei den angestellten Therapeuten ankommt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Karin Maag [CDU/CSU] – Sabine Dittmar [SPD]: Das ist wichtig!)

Wir hätten gerne auch schon den Direktzugang modellhaft erprobt; denn die Blankoverordnung hilft uns später auf dem Land nicht mehr weiter, wenn die verordnenden Ärzte nicht mehr da sind. Aber das werden wir in einem der kommenden Gesetzgebungsverfahren nachholen, wenn auch die Ausbildung in den Gesundheitsberufen novelliert wird.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Ein letzter wichtiger Punkt ist die Verbesserung der geburtshilflichen Versorgung. Künftig sind alle Hebammen verpflichtet, sich in ein öffentliches Register eintragen zu lassen,

(Dr. Kirsten Kappert-Gonther [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon wird es nicht besser!)

auf das die Eltern auch per App zugreifen können. Das sorgt zwar nicht für mehr Hebammen; wir sorgen aber dafür, dass die Eltern jetzt endlich alle zugelassenen Hebammen in ihrer Umgebung auch erreichen können.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich denke, wir haben ein gutes Paket geschnürt. Das TSVG ist für die SPD auch ein wichtiger Schritt zur Überwindung der Zweiklassenmedizin – das ist schon gesagt worden –, und daran werden wir intensiv weiterarbeiten.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Alexander Krauß, CDU/CSU, ist der voraussichtlich letzte Redner in dieser Debatte.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Personen

Dokumente
Beschlussempfehlung und Bericht
Drucksache 19/8351
a) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung - Drucksachen 19/6337, 19/6436 - Entwurf eines Gesetzes für schnellere Termine und bessere Versorgung (Terminservice- und Versorgungsgesetz - TSVG) b) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Katrin Helling-Plahr, Michael Theurer , Christine Aschenberg-Dugnus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP - Drucksache 19/2689 - Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch - Krebspatienten die Chance auf eigene Kinder ermöglichen, fertilitätsbewahrende Behandlung zur Regelleistung machen c) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Robby Schlund, Dr. Axel Gehrke, Detlev Spangenberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der AfD - Drucksache 19/3393 - Aussetzung der Budgetierung für Ärzte d) zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Aschenberg-Dugnus, Michael Theurer, Grigorios Aggelidis, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP - Drucksache 19/4833 - Ambulante ärztliche Versorgung verbessern, Bürokratie abbauen, Budgetierung aufheben e) zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Aschenberg-Dugnus, Michael Theurer, Grigorios Aggelidis, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP - Drucksache 19/6417 - Regionalisierung der Bedarfsplanung, Niederlassungsfreiheit als Regelfall f) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Achim Kessler, Susanne Ferschl, Doris Achelwilm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. - Drucksache 19/4887 - Flächendeckende Versorgung mit Physiotherapie und anderen Heilmitteln sichern g) zu dem Antrag der Abgeordneten Maria Klein-Schmeink, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Kordula Schulz-Asche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 19/6130 - Bedarfsgerechte Versorgung für alle Patientinnen und Patienten sicherstellen und therapeutische Berufe durch attraktive Arbeits- und Ausbildungsbedingungen aufwerten
von: Ausschuss für Gesundheit

Automatisch erkannte Entitäten beta

Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7334608
Wahlperiode 19
Sitzung 86
Tagesordnungspunkt Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine
Automatisch erkannte Entitäten beta