14.03.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 86 / Tagesordnungspunkt 7

Dieter StierCDU/CSU - Sportereignis Invictus Games

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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Wer sich zur Bundeswehr und ihren Auslandseinsätzen bekennt, der muss auch bereit sein, für die Zeit danach Verantwortung zu übernehmen, und zwar Verantwortung für unsere Soldatinnen und Soldaten, die tagtäglich für die internationale Sicherheit und Stabilität einstehen. Dieser Verantwortung stellen wir uns. Mit unserem Antrag machen wir deutlich, dass uns das persönliche Schicksal unserer Soldatinnen und Soldaten nicht gleichgültig ist. Mehr noch: Wir wissen, dass der Einsatz in Krisen- und Konfliktgebieten mit einem hohen Risiko für das eigene Leben und die eigene Gesundheit verbunden ist.

Verletzungen im Einsatz, die einen Menschen nach dem Dienst ein Leben lang begleiten, dürfen nicht einfach aus dem öffentlichen Bewusstsein ausgeschlossen werden; denn die Betroffenen müssen nicht nur mit erheblichen körperlichen Einschränkungen klarkommen, sondern oftmals schwindet auch ihr Lebensmut. Sie ziehen sich zurück aus Familie und Gesellschaft, das öffentliche Interesse an ihnen verstummt. Dem stellen wir uns entgegen. Unsere heutige Botschaft lautet: Nach dem Einsatz kommt nicht das Vergessen, sondern die Wiedereinbindung in die Gemeinschaft. Dazu gehören meiner Meinung nach drei Dinge: erstens die öffentliche Anerkennung der persönlichen Leistung, zweitens die Unterstützung bei der Bewältigung der neuen Lebenssituation und drittens eine lebenswerte Zukunftsperspektive.

Mit der Ausrichtung von Invictus Games in Deutschland können wir diesen Ansprüchen noch besser gerecht werden, können einen Beitrag für Anerkennung, für Unterstützung und für Zukunftsperspektive leisten. Wie erfolgreich das funktioniert, das sehen wir am Beispiel anderer Länder. Metropolen wie London, Orlando, Toronto, Sydney waren die Austragungsorte einer solchen Veranstaltung seit dem Jahre 2014, Den Haag wird folgen. Unser Ziel ist die Ausrichtung der Veranstaltung 2022 in unserem Land.

Warum diese Spiele? Meine Damen und Herren, die Invictus Games sind eben nicht nur einfach eine weitere paralympische Sportveranstaltung. Nein, sie haben ein zentrales Anliegen: Sie helfen, dass Soldatinnen und Soldaten mit Handicap besser zurück ins Leben finden. Sie sind ein Beitrag, das eigene Leben, das neue Leben mit Behinderung wieder als lebenswert anzunehmen. Die Etappen, die bis zur Teilnahme zurückzulegen sind, bilden jeweils einen wichtigen Baustein, auch in der Rehabilitation, und das ist ein langer, ein sehr fordernder Weg.

Ein weiterer Aspekt, welcher auch für diese Spiele spricht, ist das Wieder-wahrgenommen-Werden. Menschen, die einsatzbedingt körperliche und seelische Schädigungen erlitten haben, werden mit der Tatsache konfrontiert, aus ihrem gesamten bisherigen Leben gerissen worden zu sein. Folglich ist es wichtig, wieder Akzeptanz in der neuen Rolle zu finden und ein Leben jenseits der Behinderung führen zu können. Das unterstützen wir. Nicht nur die Koalitionsfraktionen, der Verteidigungs- und der Sportausschuss, auch Ministerin von der Leyen waren mit der Bundesregierung initiativ.

Meine Damen und Herren, wir wollen diese Spiele in Deutschland. Ich kann mir zum Beispiel die deutsche Hauptstadt Berlin sehr gut als einen möglichen Austragungsort vorstellen. Die Spiele bieten die Chance, Einsatzgeschädigten zu Anerkennung zu verhelfen und sich mit ihren sportlichen Leistungen, mit ihrem wiedergewonnenen Lebensmut einem breiten Publikum bekannt zu machen und andere zu motivieren.

Lassen Sie mich abschließend noch auf etwas hinweisen. Ich kenne – wir haben es auch heute wieder gehört – die bitteren Argumente der Kritiker. Die Gegner der Spiele sagen: Wer in den Auslandseinsatz geht und verletzt zurückkommt, ist selber schuld. Kriegshelden wollen wir nicht. – Meine Damen und Herren, solchen Leuten sage ich: Verachtung ist nicht unser Ansatz. Bosheit ist die falsche Attitüde. Ignoranz ist nicht unser Weg. Wer auf persönliche Schicksale nur mit Häme und Spott reagiert, hat kein Recht, sich in jeder Debatte ständig auf humane Prinzipien zu berufen. Das untergräbt meiner Meinung nach jede Glaubwürdigkeit. Unser Bemühen mit Bedacht ist ausgewogener. Wir setzen auf Achtung, auf Wertschätzung, nicht auf Diskriminierung. Daher ist es uns wichtig, diese Veranstaltung in unser Land zu holen.

Meine Damen und Herren, ich habe die herzliche Bitte: Unterstützen Sie unseren Antrag! Er ist ein großer Schritt zu mehr Akzeptanz. Wenn wir in den weiteren Beratungen auch die FDP mit einbinden, finde ich das sehr gut.

Kollege Stier, ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass es auf Kosten Ihres Kollegen geht.

Frau Präsidentin, ich bin am Ende meiner Rede.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Das Wort hat der Kollege Josip Juratovic für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7335061
Wahlperiode 19
Sitzung 86
Tagesordnungspunkt Sportereignis Invictus Games
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