14.03.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 86 / Tagesordnungspunkt 9

Ralph LenkertDIE LINKE - Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes

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Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Wie würde eine die Rechte der Bürgerinnen und Bürger und ihre Gesundheit achtende Bundesregierung handeln, wenn ein Forschungsinstitut bei der Überprüfung von Emissionswerten eines Pkws feststellt, dass diese sechsfach über dem zugelassenen Grenzwert liegen? Diese Bundesregierung bestellt die Manager der entsprechenden Autofirma ein. Diese bestreiten die Grenzwertüberschreitungen, versuchen, ihren Fehler zu vertuschen, und geben nur das zu, was man ihnen explizit nachweist. Daraufhin leitet die Bundesregierung umfassende Untersuchungen ein, in deren Verlauf festgestellt wird, dass fast alle Diesel-Pkw von den verschiedensten Herstellern im realen Straßenbetrieb die Grenzwerte bis um das Sechsfache überschreiten, und zwar unabhängig davon, ob Euro‑4-, Euro‑5- oder Euro‑6-Fahrzeuge. Und: Die Behörden stellen fest, dass eine Manipulationssoftware bei Prüfungen vorgaukelt, dass Grenzwerte eingehalten werden, die im realen Betrieb eben nicht gemessen werden.

So wurde beispielsweise bei einem ein Audi A3 1.6 TDI mit angeblich 180 Mikrogramm Ausstoß pro Kilometer ein Ausstoß von 868 Mikrogramm gemessen.

(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Unglaublich!)

Daraufhin stellt die Bundesregierung Strafanzeige gegen die betroffenen Manager und erlässt ein Verkaufsverbot für sämtliche betroffenen Pkws. Die Käuferinnen und Käufer werden durch die Bundesregierung informiert und können sich entscheiden, ob sie die Pkws zum Neupreis zurückgeben wollen oder ob eine Nachrüstung und Entschädigung durchgeführt wird – zulasten der betrügerischen Hersteller.

Um die Einhaltung der Vorgaben des Gesundheitsschutzes in Form eines Immissionsgrenzwertes von 40 Mikrogramm im Durchschnitt in Stuttgart, in Hamburg durchzusetzen, wird der ÖPNV gefördert und sogar kostenlos gestellt. Zusätzliche Straßenbahnen und Wasserstoffbusse stellen sicher, dass die wachsenden Verkehrsmengen bewältigt werden können. Bau- und Kommunalfahrzeuge, Fahrzeuge der Rettungsdienste werden nachgerüstet bzw. durch Neufahrzeuge ersetzt. Das Ganze sichert, dass es keine Fahrverbote geben muss, und wird aus den Strafen finanziert, die die Konzerne für ihren Betrug zu zahlen haben.

(Beifall bei der LINKEN)

Diese strikte Reaktion, dieses konsequente Handeln der Bundesregierung stellt sicher, dass Käuferinnen und Käufer im In- und Ausland das Vertrauen in Pkws made in Germany behalten, und sichert damit Arbeitsplätze. – Meine Damen und Herren, so hätte es laufen sollen, und so wäre es bei einem linken Verkehrsminister gelaufen.

(Beifall bei der LINKEN – Lachen des Abg. Dr. Alexander Gauland [AfD])

Aber was stellen wir fest? Statt sich um die Einhaltung von Recht und Gesetz zu kümmern – die rechte Seite des Hauses ist da besonders aktiv –, passiert erst mal vier Jahre nichts, und anschließend werden Grenzwerte verwässert. Herr Ex-Minister Dobrindt, Herr Minister Scheuer, Sie haben hier im Parlament Ihren Amtseid abgelegt: So wahr Ihnen Gott helfe, schworen Sie, dass Sie das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren. Sie schworen, Ihre Kraft dem Wohl des deutschen Volkes zu widmen und Schaden von ihm abzuwenden. Sie schworen, Ihre Pflichten gewissenhaft zu erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben. Ich wiederhole, Herr Minister Scheuer: Sie schworen, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden – und nicht von den Managern von Volkswagen.

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ulli Nissen [SPD] und Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Ich fordere Sie auf: Ziehen Sie diesen Gesetzentwurf zurück! Ergreifen Sie, wie angekündigt, Maßnahmen, dass die Grenzwerte ohne Fahrverbote eingehalten werden können! Dann werden Sie Ihrem Amtseid gerecht, und dann hätten wir eine gute Bundesregierung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Lenkert. – Als nächstem Redner lauschen wir dem Kollegen Oliver Krischer, Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Personen

Dokumente
Beschlussempfehlung und Bericht
Drucksache 19/5768
a) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Dirk Spaniel, Dr. Bernd Baumann, Marc Bernhard, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der AfD - Drucksache 19/4542 - Fahrverbote wirksam verhindern - Einführung von bundesweit einheitlichen und vergleichbaren Messverfahren bei Stickoxiden b) zu dem Antrag der Abgeordneten Oliver Luksic, Torsten Herbst, Bernd Reuther, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP - Drucksache 19/1695 - Intelligente Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in deutschen Städten ergreifen - Fahrverbote verhindern c) zu dem Antrag der Abgeordneten Oliver Luksic, Frank Sitta, Grigorios Aggelidis, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP - Drucksache 19/4534 - Fahrverbote verhindern - Rechtsrahmen zur Hardware-Nachrüstung schaffen und Fonds zur freiwilligen Umrüstung von EURO-5-Diesel-Kfz auflegen d) Antrag der Abgeordneten Ingrid Remmers, Amira Mohamed Ali, Jörg Cezanne, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. - Drucksache 19/1360 - Hersteller zur wirksamen technischen Nachrüstung von Diesel-Pkw auf ihre Kosten verpflichten - Fahrverbote vermeiden e) zu dem Antrag der Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden), Stefan Gelbhaar, Oliver Krischer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 19/4380 - Luft- und Lebensqualität schaffen - Automobilhersteller zu Hardware-Nachrüstungen von Dieselfahrzeugen verpflichten und die Verkehrswende in Städten einleiten
von: Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7335095
Wahlperiode 19
Sitzung 86
Tagesordnungspunkt Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes
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