15.03.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 87 / Tagesordnungspunkt 21

Gyde JensenFDP - Vereinbarte Debatte Internationaler Frauentag

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Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin Feministin, weil es immer noch Menschen auf der Welt und auch in Deutschland gibt, die Frauen kleinmachen wollen, und ich in einer Gesellschaft leben will, in der Emanzipation als eine Aufgabe begriffen wird, der sich Männer und Frauen gemeinsam verschreiben.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD und der Abg. Claudia Müller [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Ich bin Feministin, weil Gleichberechtigung nicht nur ein ökonomischer Anreiz sein kann, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit ist und es unsere Pflicht ist als Politiker mit Vorbildfunktion, genau diese einzufordern.

Ich bin Feministin, weil ich nicht für andere nur nett lächeln will und als hysterisch bezeichnet werden will, nur weil ich als Frau meine Meinung sage,

(Beifall der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

und ich in der Politik für eine Gesellschaft kämpfe, in der Frauen und Mädchen ermutigt werden, Chancen zu ergreifen.

Ich bin Feministin, weil es immer noch Menschen gibt, die Frauen bei gleicher Qualifikation und gleicher Leistung immer noch 6 Prozent weniger bezahlen, und ich in einer Gesellschaft leben will, in der es faire und gerechte Löhne gibt.

Ich bin Feministin, weil es in Deutschland den § 219a StGB leider immer noch gibt, der davon ausgeht, dass Frauen nicht selbstständig denken können, und eine konservative Große Koalition in Deutschland Politik nach Gefühl macht, ohne erkennbaren Willen, den Betroffenen wirklich zu helfen.

(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich bin Feministin, weil eine Schwangerschaft bei einigen Arbeitgebern leider immer noch als Nachteil gilt und ich in einer liberalen Gesellschaft leben möchte, in der umfangreiche Betreuungsangebote zur Verfügung stehen,

(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das hat die Große Koalition gemacht!)

das Midlife-BAföG existiert, mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung vorhanden ist und dies dazu führt, dass Selbstbestimmung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf keine Fremdwörter mehr sind.

(Beifall bei der FDP)

Ich bin Feministin, weil eine knappe Mehrheit in den EU-Mitgliedstaaten laut einer Studie immer noch Frauen am liebsten in der Rolle der Hausfrau sehen möchte und ich in einem Europa leben will, das ein Vorbild beim Thema Gleichberechtigung ist – ohne Rollenbilder und mit Chancengerechtigkeit.

(Beifall bei der FDP)

Ich bin Feministin, weil der Frauenanteil in europäischen Parlamenten leider immer noch bei nur 29 Prozent liegt und ich in einer Gesellschaft leben will, in der Politik Vielfalt vorlebt und in der Flexibilität das politische Engagement, vor allen Dingen auch von jungen Frauen, sei es ehrenamtlich oder im Hauptberuf, belohnt.

Ich bin Feministin, weil es weltweit leider nur 2 Prozent Frauen in der Position von Friedensmediatoren gibt, Frauen aber nachweislich von bewaffneten Konflikten ganz besonders betroffen sind und ich im Ausland gerne sagen können möchte, dass Deutschland vor allen Dingen ab April dieses Jahres mit der Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat die Aufgabe einnimmt, als Stimme Europas für eine gleichberechtigte Welt zu streiten.

(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich bin Feministin, weil Frauenrechte Menschenrechte und Menschenrechte Frauenrechte sind, es aber immer noch Länder auf der Welt gibt, in denen Frauen ihre Kleidung nicht frei wählen können, sie Männer als Vormünder ertragen müssen und zum Teil nicht einmal von ihren Menschenrechten wissen.

(Zuruf von der AfD: Ja, zum Beispiel in Deutschland!)

Es gibt leider viel zu viele Gründe, heute Feministin zu sein. Aber es gibt für mich keinen wirklichen Grund, keine Feministin zu sein.

(Beifall bei der FDP, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Politik sollte sich genau dieser Realität annehmen, und zwar nicht für uns Frauen, die hier in den Parlamenten sind, sondern genau für die Frauen, die es vielleicht noch nicht sind und die weltweit für Gleichberechtigung streiten.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Jetzt erteile ich das Wort der Kollegin Doris Achelwilm, Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7335455
Wahlperiode 19
Sitzung 87
Tagesordnungspunkt Vereinbarte Debatte Internationaler Frauentag
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